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Projektor

Philips Screeneo Beamer im Test: Innovativ, aber dürftig

Mit dem Screeneo nimmt Philips eine noch junge Produktkategorie in sein Sortiment auf. Der Kurzdistanz-Projektor zeichnet sich dadurch aus, dass die Lichtquelle nahezu direkt an der Wand steht und das Bild quasi von unten schräg nach oben projiziert.

Unter der Philips-Haube steckt ein Gerät von Sagemcom. Was Anschlüsse, Ausstattung und Mediencentertauglichkeit betrifft, gibt es am Beamer, der für 1.599 Euro (UVP) zu haben ist, kaum etwas zu bemängeln. So hat der Screeneo zwei Lautsprecher und einen Subwoofer verbaut, die den Ton in Dolby Digital 2.1 ausgeben und zusammen auf eine RMS-Ausgangsleistung von 26 Watt kommen. Er verfügt über drei USB-Ports, drei HDMI-Anschlüsse, Audioausgang in analog sowie digital, Kopfhörerausgang, SD-Card-Slot, VGA- und Composite-Anschluss.

Das Kontrastverhältnis wird mit 100.000:1 angegeben und die möglichen Bildschirmgrößen liegen zwischen 127 und 254 Zentimeter Bilddiagonale. Steht der Beamer nur zehn Zentimeter von der Wand entfernt, wird ein Bild mit einer Diagonale von 127 Zentimeter oder 50 Zoll erzeugt. Die maximal mögliche Bilddiagonale liegt bei 100 Zoll oder 254 Zentimeter. Dafür muss der Abstand zwischen Wand und Screeneo 44 Zentimeter betragen.

Zur Projektion setzt der Screeneo auf eine LED, die eine Lebensdauer von 30.000 Betriebsstunden haben soll. Die maximale Helligkeit soll um die 700 Lumen liegen und befindet sich damit weit unter den Werten, die vergleichbare Beamer derselben Preisklasse schaffen. Eine exakte Lumen-Angabe findet man nicht, da die Messung nach ANSI-Norm bei Geräten dieser Produktkategorie laut Sagemcom ungenaue und daher kaum vergleichbare Ergebnisse liefert.

Die maximale Auflösung, die der Screeneo zu Stande bringt, beläuft sich auf 1.280 x 800 Pixel, was angesichts des relativ hohen Preises äußerst niedrig ist. Wie Sagemcom bei der Produktpräsentation erklärte, entschied man sich bewusst gegen FullHD, da dies das Betriebsgeräusch des Projektors deutlich lauter gemacht hätte.

Der Screeneo ist WLAN-fähig (IEEE 802.11 b/g/n), unterstützt den Streamingstandard DLNA, Miracast und Audioausgabe per Bluetooth. Apple-User lässt der Screeneo außen vor und verzichtet auf AirPlay. Einen EPG-fähigen DVB-T-Tuner hat der Philips-Beamer integriert. Bei der Kompatibilität von Dateiformaten lässt der Screeneo kaum Wünsche offen. So werden AVI, MOV, MP4, MKV, FLV, TS, M2TS, 3GP für Video-, JPEG, BMP, PNG, GIF für Foto- und MP3, WAV für die Audiowiedergabe unterstützt. Die Wiedergabe von 3D-Inhalten ist möglich. Im Lieferumfang ist eine 3D-Shutter-Brille enthalten.

Außerdem läuft auf dem Kurzdistanz-Beamer Android 4.2, das es ermöglicht direkt im Web zu surfen und Apps zu installieren. Das System läuft auf einem Dual Core-Prozessor und 4 GB internem Speicher.

Die Inbetriebnahme des Screeneo ist denkbar einfach. Die aufwändige Verkabelung von der Quelle zum Beamer - bei herkömmlichen Projektoren meist genau auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes und zusätzlich an der Decke - fällt beim Screeneo wesentlich unkomplizierter aus, da er seinen Platz dort hat, wo auch das TV-Gerät normalerweise steht.

Bis die ersten Fernsehbilder auf der weißen Wand erscheinen, vergehen nur wenige Minuten. Die Feinkonfiguration nimmt dann doch mehr Zeit in Anspruch, vor allem aber weil beim Testaufbau die Wand nicht kerzengerade ist und auch der Untergrund, auf dem der Beamer steht etwas schief ist. Die Keystone-Korrektur hilft die ungeraden Wände auszugleichen. Zum Scharfstellen wird ein kleines Rad, das sich unter einer Schutzabdeckung auf der Vorderseite des Beamers befindet, verwendet.

Was gleich zu Beginn auffällt, ist die äußerst geringe Lichtstärke. An ein Heimkino-Vergnügen bei Tageslicht oder in nur halb abgedunkelten Räumen ist nicht zu denken. Bei Dunkelheit schafft der Screeneo dann aber doch recht passable Bilder, die allerdings aufgrund der niedrigen Auflösung nicht mit FullHD-Beamern oder TV-Geräten derselben Preisklasse mithalten können.

Wenn es nicht komplett dunkel ist, wirken die Farben ausgewaschen und bleich. Im Dunklen werden die Farben zum Teil recht unnatürlich dargestellt. Leider fehlt es an einer entsprechenden Option, die Farben zu korrigieren. Die Umschaltzeiten sind akzeptabel, da bei der Wiedergabe der Bilder keine verschwommenen, so genannte Geisterbilder zu sehen waren.

Die Fernbedienung hat unübersichtlich viele Tasten. In der Eile die richtige zu finden, ist aufgrund der nicht vorhandenen Hintergrundbeleuchtung oft recht schwierig. Vor allem weil der Screeneo nur in dunklen Räumen verwendet werden kann, wären beleuchtete Tasten wünschenswert.

Der Beamer läuft keine Stunde und schon kann man hören, was Sagemcom mit der Lautstärke des Betriebsgeräuschs gemeint hat: Das Gebläse ist mehr als deutlich hörbar. Bei lautstarken, actionreichen Sequenzen oder beim Fußballschauen mit Freunden fällt das Betriebsgeräusch nicht störend auf. In einer leisen Umgebung bei ruhigen Flüster-Szenen kann es allerdings passieren, dass die Ventilatoren ärgerlich laut sind.

Das Betriebsgeräusch des Screeneo zu übertönen ist mit den leistungsstarken, integrierten Lautsprechern aber keine allzu große Herausforderung. Die Qualität der Audiowiedergabe fällt positiv auf und hebt sich von vielen TV-Geräten und anderen Beamer deutlich ab.

Auf der Vorderseite unter einer Schutzabdeckung befinden sich ein kaum sichtbares, kleines Rad, das zur Anpassung der Schärfe dient sowie diverse Anschlussmöglichkeiten

Der integrierte Web-Browser und etwa die vorinstallierte YouTube-App funktionieren einwandfrei und bieten eine willkommene Erweiterung zum linearen Fernsehprogramm. Dabei dient die mitgelieferte Fernbedienung aber nur sehr eingeschränkt als Eingabegerät. Schließt man Maus und Tastatur an den Screeneo an, lassen sich Apps und Browser bestens bedienen.

Der Screeneo ist nicht Google-zertifiziert und so findet man keinen Playstore. Per APK lassen sich Apps jedoch problemlos installieren. So konnte beispielsweise das freie Mediencenter XBMC mühelos installiert und in Betrieb genommen werden.

Der Zugriff auf Dateien via Netzwerk funktioniert ohne Schwierigkeiten. Ein Twonky-Server im selben WLAN wurde vom Screeneo sofort erkannt und konnte ganz unkompliziert Foto-, Audio- und Videodateien wiedergeben. Ebenso dienen SD-Karten sowie USB-Sticks und externe Festplatten, sofern im NTFS- oder FAT32-Format, zur Erweiterung der Wiedergabequellen.>

Die Idee ist gut und damit die Welt auch dafür bereit sein kann, müssten einige grundlegende Spezifikationen deutlich verbessert werden. Die schwache Lichtstärke und eine derart niedrige Auflösung sind mit dem relativ hohen Kaufpreis von 1.599 Euro (UVP) nicht vereinbar. Auch das laute Betriebsgeräusch fällt negativ auf. Was die Media Center-Eigenschaften und Anschlüsse betrifft, ist der Screeneo top ausgestattet. Die leistungsstarken Lautsprecher sind ebenfalls als klarer Pluspunkt zu werten.

Ob der Screeneo als Flat-TV-Ersatz viele Anhänger finden wird, ist zu bezweifeln. Dafür ist der Preis zu hoch und die technischen Spezifikationen zu minderwertig. Das innovative Konzept der Kurzdistanz-Projektion birgt aber viel Potenzial, vor allem für Anwendungszwecke, die für herkömmliche Beamer nicht geeignet sind. Die variable Bildschirmgröße stellt sich in der Praxis allerdings für nicht wirklich brauchbar heraus. Denn jede Veränderung der Position bedarf einiges an Geduld, bis das Bild wieder optimal konfiguriert ist. Für Private-Public-Viewing etwa in Vereinslokalen oder Gastgärten, für Schulen oder in Meetingräumen mit wenig Platz eignet sich der Screeneo allemal.

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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