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Start-up

Pinger: Weltweit kostenlos telefonieren

„Das erste kostenlose Kommunikationsnetzwerk der Welt“ – mit diesem Versprechen versucht das US-Unternehmen Pinger auf dem Mobile World Congress in Barcelona die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das „Kommunikationsnetzwerk“ erinnert an Skype, funktioniert genau genommen auch so, „der Unterschied ist aber, dass unsere User für Gespräche aus dem System ins Mobilfunk- oder Festnetz nichts zahlen müssen“, erklärt Pinger-Mitgründer und Produkt-Chef Jose Sipher im futurezone-Gespräch. 2005 hat er das Unternehmen gemeinsam mit Greg Woock gegründet. Während bei Skype-out Gebühren anfallen, sind bei „Pinger-out“ sämtliche Gespräche gratis. Zumindest für den Kunden; denn Pingers Geschäftsmodell basiert auf dem Terminierungsentgelt, das sich Betreiber auf der ganzen Welt verrechnen, wenn sie Anrufe zwischen Teilnehmern vermitteln. Wenn also User A User B anruft, darf Betreiber B von Betreiber A eine Gebühr einheben.

Komplexes System
Wer das System nutzen will, muss sich die entsprechende App downloaden. Die App, die schon 20 Millionen Mal heruntergeladen wurde, gibt es für Smartphones (iOS und Android) und für Desktop (Apple, Windows). Über ein Datennetzwerk (im Ausland WLAN-Hotspots) kann man dann via Pinger kommunizieren, nach dem selben Prinzip wie Skype am Smartphone. Bei Pinger bekommt man, abhängig davon vom Wohnort, eine Nummer mit der jeweiligen Landesvorwahl.

Virtuelles Punktekonto
Bezahlen müssen die Nutzer auch bei Pinger, aber nur mit virtuellen Punkten. Bei der Anmeldung erhält man 100 Punkte auf seinem Benutzerkonto gutgeschrieben. Pinger-to-Pinger ist kostenlos, Pinger-to-andere Netze wird „verrechnet“. Jede SMS, die man verschickt, „kostet“ einen Punkt, jede Gesprächsminute 40 Punkte. Erhält man eine SMS oder wird man angerufen, wandern im gleichen Ausmaß wieder Punkte auf das Konto zurück. „Sollten die Punkte knapp werden oder gar ausgehen, so kann man auf Facebook oder Twitter einen Aufruf in der Community starten, dass man angerufen wird“, sagt Jose Sipher.  "Denn wir verbinden herkömmliche Telefonnetze mit sozialen und privaten Netzwerken."

Einnahmen durch Werbung
Genau genommen ist Pinger ein Nullsummengeschäft, denn im gleichen Ausmaß wie Pinger Geld im Zuge der Terminierungsentgelte-Regelung verdient, muss das Unternehmen die Einnahmen in Form von Terminierungsentgelten wieder abgeben. „Unser Geschäftsmodell beruht darauf, dass wir Geld mit Werbung auf der App machen“, erklärt Sipher von Pinger. "Jeden Monat werden auf der App mehr als drei Milliarden mobile Werbeanzeigen eingeblendet."

Ziel: 50 Länder weltweit
Derzeit funktioniert Pinger bereits in den USA, wo nach eigenen Angaben im Jänner zwei Milliarden Nachrichten über das Pinger-Netz verschickt wurden, bis Ende 2012 will man das Service auf zehn bis zwölf Länder ausgeweitet haben, darunter Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland, wo man mit einem Testlauf beginnt. Langfristiges Ziel sind 50 Pinger-Länder. Auch Österreich steht trotz niedriger Gesprächstarife auf dem Radar, einen Starttermin konnte/wollte Sipher aber noch nicht nennen. „Wir reden mit Betreibern auf der ganzen Welt.“ Nicht alle sind davon begeistert, ist es doch ein Konkurrenzprodukt und nimmt vor allem Roaming-Einnahmen weg, „da sie aber zum Terminierungsentgelt kommen, sehen dies viele auch sehr entspannt“, so Sipher. Wie etwa die Deutsche Telekom, die sich via T-Ventures mit 7,5 Millionen Dollar beteiligt hat. So komplex das Service und das Geschäftsmodell auch erscheinen mögen, auch einige sehr bekannte Investoren glauben an die Idee. Bei Pinger sind unter anderem Kleiner Perkins, Caufield und Byers beteiligt, die einst nicht nur Google groß gemacht haben, sondern jetzt auch bei Zynga, Groupon, Jive oder Sqare Anteile besitzen. Auch DAG Ventures sind mit an Bord, die u.a. bei Open DNS, Plaxo oder auch Yelp beteiligt sind.

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