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Test

Raumfeld M: Toller Klang, lahmes Streaming

Kabelsalat. Das dürfte wohl jedem, der bereits mit einem Audiosystem hantiert hat, als erstes bei Multiroomsystemen durch den Kopf gehen. Elendslange Audiokabel, die auch schon mal durch Wände verlegt müssen, um vernünftigen Musikgenuss im Nebenzimmer zu ermöglichen, sollen aber schon bald vergessen sein. Zumindest wenn es nach Raumfeld geht. Das 2008 gegründete deutsche Unternehmen will mit seinen Software-Lösungen den Zugriff auf die eigene Musikbibliothek im ganzen Haus ermöglichen - und zwar drahtlos.

Diese Idee gefiel auch dem Berliner Lautsprecherhersteller Teufel, der das Unternehmen 2010 kurzerhand übernahm. Das Resultat ist ein umfangreiches und beliebig kombinierbares Streamingangebot. Die futurezone hat das Lautsprechersystem Raumfeld Speaker M einem Test unterzogen - und ist dabei zu einem zwiespältigen Urteil gelangt.

Optik
Das 120W-Soundsystem kommt mit zwei Aktivlautsprechern, allerdings ohne Subwoofer. Die Verarbeitung der Boxen ist hochwertig, auch wenn der Großteil des Gehäuses aus Kunststoff besteht. Die Frontleiste wird von gebürstetem Aluminium verziert, auf der die Lautstärkeregelung und ein Knopf zum Ein- und Ausschalten des Systems angebracht sind. Ob das Gerät eingeschaltet ist, erkennt man an den beiden grünen LED-Leuchten, die auch Auskunft über den Status des WLANs geben.

Wie der Name des Systems vermuten lässt, ist das Testsystem die “mittlere” Größe - das Modell S soll auch Einsteigern die Möglichkeit geben, in die Streamingwelt zu schnuppern. Das Modell L ist der Beschreibung von Teufel zufolge der “erste WLAN-Aktivlautsprecher der High End-Klasse”.

Konfiguration
Das System muss vor seiner Verwendung im Heimnetzwerk konfiguriert werden. Das geht relativ einfach von statten - wahlweise mit der App (iOS und Android) oder dem (optional erhältlichen) Controller verbindet man die Boxen zunächst mit dem WLAN. Dann wird die Master-Box, die mit einem WLAN-Empfänger ausgestattet ist, per Ethernet-Kabel mit dem Router verbunden. Einmal angeschlossen, wird das Gerät im Netzwerk sofort erkannt und die Eingabe der erforderliche Zugangsdaten ist innerhalb von fünf Minuten erledigt.

Klang
Einer der Gründe, wieso Teufel so beliebt ist, ist der einwandfreie Klang seiner Audiosysteme. Das ist den Berlinern auch hier wieder gelungen. Der Klang ist hervorragend, man glaubt kaum, dass nur zwei Boxen dermaßen wuchtige Ergebnisse liefern können. Besonders der Bass beeindruckt und kann auch mit einem 2.1-System in der gleichen Preisklasse mithalten.

Auch bei hohen Lautstärken übersteuern die Lautsprecher nicht, der Ton bleibt klar. Vor allem bei Musikdateien mit hohen Bitraten fällt der Unterschied besonders deutlich aus (z.B. FLAC). Damit sollte man eigentlich für den problemlosen Musikgenuss gerüstet sein. Allerdings gibt es dabei ein kleines Problem.

Die optionale Connector-Fernbedienung - wahlweise gibt es auch iOS und Android-Apps

Multimediafunktionen
So einfach die Einrichtung zu Anfang ist, umso umständlicher ist das Abspielen von Musik. Das Hauptproblem - Musikstreaming mit der eigenen Bibliothek ist nur per Universal Plug and Play (UPnP) möglich. Das ist äußerst träge und besonders beim Durchstöbern größerer Musiksammlung sehr mühsam. Einträge werden nur langsam nachgeladen, ein schnelles Entscheiden für ein Musikstück oder einen Interpreten ist nicht möglich - zumindest gibt einem die Wartezeit die Möglichkeit, sich Gedanken darüber zu machen. Auch das Weiterschalten von Titeln geht nur zäh von statten. Drei bis vier Sekunden Verzögerung waren keine Seltenheit. Dafür werden die Informationen wie Cover, Interpret und dergleichen prompt geladen.

Absurderweise können Titel, die auf dem Smartphone oder iPod gespeichert sind, nicht abgespielt werden. Beim iPhone und iPod ist das auf Beschränkungen von Apple zurückzuführen, die eine derartige Funktion nicht erlauben. Auf Android ist laut Teufel allerdings eine derartige Funktion geplant und wird in den nächsten Versionen der App umgesetzt. Als Zwischenlösung kann man allerdings einen UPnP-Server direkt auf dem Android-Smartphone installieren - ansonsten bleibt nur die per UPnP freigegebene Musiksammlung.

Auch die Streaminganbieter, die die App unterstützt; konnten nicht getestet werden. Napster ist bislang noch nicht in Österreich verfügbar. Was verwundert: Simfy verweigert den Dienst und ist laut der App noch nicht in Österreich verfügbar - obwohl es bereits vergangenen März offiziell startete. Auf Anfrage der futurezone bestätigte uns ein Entwickler, dass ihnen das Problem bekannt sei und eine entsprechende Lösung in der neuesten Version der App implementiert werde. Last.fm ist zwar in Österreich verfügbar, aber nur gegen eine Monatsgebühr. Spotify wird nicht unterstützt.

Der einzige Dienst, der funktioniert und dabei auch überzeugt, ist TuneIn. Tausende Web-Radiostationen, nach Genres und Herkunft sortiert, stehen über den Dienst zur Verfügung. Da es sich um Radiosender handelt, muss zumindest nicht manuell weitergeschaltet werden und kann so die Verzögerung umgehen.

Fazit
Das Teufel Raumfeld M ist hochwertig und liefert großartige Soundqualität. Die Multimediafunktionen lassen allerdings doch zu wünschen übrig und rechtfertigen den Preis von knapp 600 Euro im Online-Shop von Teufel nicht. Erst wenn die Entwickler von Raumfeld ihr Versprechen einlösen die Kinderkrankheiten auszumerzen, ist das System auch sein Geld wert.

Die Fakten:

- 120W WLAN-Aktivlautsprecher
- Unterstützt Simfy, TuneIn Radio, Last.fm, Napster
- UPnP-fähig
- Für Räume bis 30qm geeignet

Preis: 600 Euro

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