© Michael Leitner

Smartphones

Samsung Galaxy S7 im Hands-on: Gelungene Kontinuität

Fast neun Jahre hat es also gedauert, doch jetzt ist es passiert: Der Smartphone-Markt ist langweilig geworden. Das gesteht selbst Samsung ein, das mittlerweile von einem “gesättigten Markt” spricht, in dem Konsumenten nach Stabilität statt Revolutionen suchen. Warum auch nicht? Die Faszination über den kleinen Hochleistungs-Computer in der Hosentasche ist oftmals auch bei “Late Adoptern” verflogen, die sich eher über Probleme wie kurzer Akkulaufzeit, fragile Bauweisen (und kostspielige Reparaturen) sowie unnötig teure Gimmicks ärgern.

Samsung gelobt mit dem S7 Besserung und will nach dem radikalen Redesign des Vorgängers lieber kleine Schritte setzen und auf Kunden-Feedback eingehen. Die richtige Entscheidung oder nur ein Marketing-Gag? Ich durfte das neue Flaggschiff-Modell in London bereits antesten.

Ein Hauch weniger

Wer weiß, vielleicht hat der eine oder andere das Galaxy S7 bereits einmal in freier Wildbahn gesehen - und es gar nicht bemerkt. Denn Samsung hat im direkten Vergleich mit dem Vorgänger optisch kaum Anpassungen vorgenommen. Die Front des S7 sieht nahezu gleich aus wie jene des S6, lediglich die Frontkamera ist etwas größer. Erste Unterschiede werden aber an der Rückseite spürbar. Diese ist zwar weiterhin glatt, allerdings wurde sie an der rechten und linken Kante spürbar abgerundet und schmiegt sich so deutlich besser an die Handfläche.

Dank dem (relativ) kompakten Format konnte ich das 5,1-Zoll-Smartphone so problemlos mit einer Hand bedienen. Die Haptik ist ähnlich gut wie beim Vorgänger, auch wenn die glatte Rückseite weiterhin wenig Halt bietet. Ebenfalls auffällig: Die Kamera wurde fast vollständig versenkt. Laut Samsung steht sie nur mehr kaum wahrnehmbare 0,46 Millimeter hervor. Damit hat man wohl auch auf das Debakel um die hervorstehende Kamera am iPhone 6s reagiert, die knapp 0,7 Millimeter herausragt. Das war es dann aber bereits, mehr Designanpassungen gibt es nicht. Leider, denn Samsung verzichtet auch auf den neuen USB-Standard Typ C und setzt nach wie vor auf das weit verbreitete microUSB.

Gutes von der Konkurrenz kopiert

Freude kommt allerdings beim Öffnen des SIM-Karteneinschubs auf. Denn neben einer nanoSIM darf hier künftig auch eine microSD-Karte mit bis zu 200 Gigabyte Speicher eingelegt werden. Das bedeutet nun glücklicherweise auch den Todesstoß für die maßlos überteuerte 128-Gigabyte-Variante - ab sofort gibt es das S7 nur mehr mit 32 oder 64 Gigabyte an internem Speicher. Ebenfalls gut versteckt: Das S7 ist nun wasser- und staubdicht nach IP68. Dabei arbeitet man offenbar mit Nanoversiegelung, denn das Smartphone verzichtet auf Abdeckungen, mit denen USB- und Kopfhöreranschluss geschützt werden müssten.

Unglücklicherweise durfte ich das im Rahmen des Hands-Ons noch nicht austesten. Ebenso gespannt bin ich jedoch auf die Akkulaufzeit des Smartphones: Der mit 2.550 mAh relativ knapp bemessene Akku des Vorgängers wurde auf satte 3.000 mAh ausgebaut. Samsung machte aber bislang noch keine Angaben zur zu erwartenden Akkulaufzeit. Das Extra an Akkuleistung nutzt man aber gleich für einen neuen Always-On-Modus, den man bereits von LG-Smartwatches und Lumia-Smartphones kennt. Dabei reizt man einen der Vorteile der AMOLED-Technologie aus, die beim Darstellen von schwarzen und weißen Pixeln keinerlei Energie verbraucht. Laut Samsung geht weniger als ein Prozent Akkuladung pro Stunde dadurch verloren.

Schneller als das Auge

Wie bei der Konkurrenz werden auf dem Always-On-Bildschirm Benachrichtigungen, Kalender oder Uhrzeit angezeigt - ob das ausreicht, um den Drang zu unterdrücken, das Smartphone zu aktivieren, darf bezweifelt werden. Samsungs TouchWiz bleibt üblich verspielt und bunt, ließ sich aber problemlos und flott bedienen. Im kurzen Hands-On ließen sich jedoch keine herausragenden Neuheiten in TouchWiz entdecken - mit Ausnahme jener, die für das S7 Edge vorgesehen sind.

Die Kamera hat wohl das größte Upgrade erfahren und liefert im kurzen Praxis-Test eine beeindruckende Performance ab. Der neue Dual-Pixel-Sensor - laut Samsung der Erste dieser Art in einem Smartphone - fokussiert sowohl bei Nacht als auch Tageslicht sehr schnell. Insbesondere bei Tageslicht war keinerlei Verzögerung wahrnehmbar, bereits beim Antippen war der Bildschirminhalt scharf gestellt. Die Ergebnisse auf dem 5,1 Zoll großen Super-AMOLED-Bildschirm wussten zu überzeugen. Dieser kann übrigens die gleiche Pixeldichte wie beim Vorgänger vorweisen, ist aber einen Tick heller als zuvor.

Ausblick

Feinschliff statt Hobel, hieß dieses Jahr die Devise bei Samsung. Auch wenn das S7 optisch kaum von seinem Vorgänger unterscheidbar ist, hat der südkoreanische Konzern dennoch einige sinnvolle Verbesserungen vorgenommen. Die Haptik ist eine Spur besser geworden, zudem dürften Ergänzungen wie microSD-Slot, wasserdichtes Design sowie die verbesserte Kamera auf den Anforderungslisten viele Smartphone-Nutzer stehen. Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch eines, Samsung: Ein tauschbarer Akku wäre nett. Zu Preis und Verfügbarkeit hat sich Samsung bislang noch nicht geäußert. Der Vorgänger war zum Verkaufsstart jedoch ab 699 Euro (32 Gigabyte) verfügbar.

Weitere News, Hands-ons und Berichte zum Mobile World Congress 2016 gibt es hier.

Disclaimer: Redakteure der futurezone berichten vor Ort von dem Mobile World Congress in Barcelona. Die Reisekosten werden von der futurezone GmbH selbst sowie von Huawei, Samsung und T-Mobile übernommen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

mehr lesen
Michael Leitner

Kommentare