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Smartes Thermostat Tado im Test: Wenn die Heizung mitdenkt

Spätestens seit Nest sein vernetztes Thermostat 2011 vorgestellt hat, gehört es in einem Smart Home fast schon zum guten Ton, auch die Heizung per WLAN zu steuern. Das rief natürlich auch andere Hardware-Hersteller auf den Plan. Ein smartes Thermostat kommt von der Münchner Firma Tado.

Das Unternehmen wurde 2011 gegründet und stellt heute eine Auswahl an mehreren Geräten zur Kontrolle von Thermen, Heizkörpern und Kilmaanlagen her. Wir haben das Starter Kit V3+ für Wohnungen mit Raumthermostat getestet.

Überwindung

Eines der Dinge, die mich bislang davon abgehalten haben, ein smartes Thermostat zu kaufen, war der Gedanke an den Einbau. Obwohl ich mich als technisch einigermaßen versiert einschätze und mir von vielen Seiten versichert wurde, dass die Installation sehr einfach ist, hatte ich vor der Aufgabe Respekt. Zu Unrecht, wie sich herausstellte.

Meine Wohnung wird per Etagenheizung in Form einer Kombitherme beheizt. Die Therme selbst verfügt über kein Kontrollelement, die Heizung wird per Raumthermostat gesteuert. Jenes ist fix in der Wand verkabelt und im Wohnzimmer angebracht. Genau an diese Stelle kommt stattdessen das Tado-Thermostat. Obwohl das Gerät eigentlich fix am Strom hängt, sind drei AAA-Batterien notwendig, die beiliegen. Zumindest im Rahmen des Testzeitraumes von rund einem Monat gingen sie nicht aus.

Im Lieferumfang von Tado befindet sich neben dem Thermostat samt Wandbefestigungseinheit auch eine Bridge, die per Ethernet-Kabel am Router angeschlossen wird. Über sie geht das Thermostat online. Mit Strom wird sie per USB versorgt. Sollte man also am Router einen USB-Port frei haben, kann man sie einfach dort anstecken. Falls nicht liegt dem Gerät noch ein USB-Netzteil bei. 

Der Tado-Einrichtungsassistent ist äußerst hilfreich. Nachdem ich genauen Thermen- und Thermostattyp eingetragen habe, bekomme ich eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit exakten und leicht verständlichen Anweisungen und Fotos.

Ganz am Beginn muss man die Bridge und das Thermostat mit dem eigenen Tado-Account koppeln. Dazu gibt man einfach die Nummern auf den Stickern der Geräte ein, oder scannt sie per QR-Code. In meinem Fall funktionierte alles reibungslos und schnell.

Strom weg

Bevor man am alten Thermostat zu schrauben beginnt, gilt es zuerst unbedingt den Strom auszuschalten. Ein Blick in den Sicherungskasten bringt  einen entsprechend beschrifteten Schalter (zb. „Therme“) zum Vorschein. Ist jener umgelegt, ist der Strom weg. Tado empfiehlt in der Anleitung noch mit einem Spannungsprüfer zu kontrollieren, ob der Strom wirklich aus ist. 

Ist sichergestellt, dass man sich keinen Stromschlag holen kann, muss man das alte Thermostat entfernen. Dort kommen in meinem Fall drei Kabel zum Vorschein. Es ist ratsam, die originale Verkabelung zu fotografieren, falls man das alte Thermostat doch wieder installieren muss. Tado legt außerdem Sticker bei, mit denen man die aus der Wand stehenden Kabel beschriften kann.

Im Grunde ist ein Raumthermostat so simpel aufgebaut wie ein Lichtschalter. Liegt die gewünschte Raumtemperatur unter dem Soll, gibt es der Therme lediglich den Befehl, sich einzuschalten. Ist der eingestellte Wert erreicht, signalisiert das Thermostat „Aus“. Aus diesem Grund ist auch keine besonders komplexe Verkabelung notwendig.

Die drei Kabel waren rasch im neuen Thermostat angeschlossen. Dank der bebilderten Anleitung habe ich alles in rund 15 Minuten fix fertig installiert.

Geräteoptik und Bedienung

Das Raumthermostat finde ich optisch durchaus ansprechend. Das Design ist äußerst minimalistisch. Es befindet sich lediglich ein Knopf auf dem Gerät. Wenn man ihn drückt, springt das Display an und zeigt die aktuelle Raumtemperatur. Über zwei ebenfalls aufblickenden Pfeiltasten kann man die Temperatur dann anpassen. Das ist das Einzige, was man am Thermostat selbst einstellen kann, der Rest läuft über die App. Über sie kann man die Heizung natürlich aus- und einschalten oder für eine bestimmte Zeit auf eine gewisse Temperatur aufheizen lassen. Die App hat aber noch viel mehr Funktionen, dazu unten mehr.

Das Gerät selbst hat ein Manko: Im Vergleich zu meinem alten Thermostat und zu anderen Kontrollthermometern zeigt das Tado-Thermostat partout eine zu hohe Temperatur an. So bewegte sich der Wert rund zwei Grad Celsius über dem eines externen Thermometers.

Immerhin gibt es in der Tado-App, die Möglichkeit, das zu beheben. So kann man dort die angezeigte Thermostat-Temperatur einfach standardmäßig um mehrere Grad nach oben oder unten korrigieren. Bei einem Wert von minus zwei Grad Celsius pendelte sich Tado dann auch bei mir auf einen realistischen Wert ein. 

Ein Nachteil ist, dass der Temperaturfühler fix in dem Gerät an der Wand verbaut ist. Bei vergleichbaren Geräten (wie etwa dem Raumthermostat von Netatmo) kann man das Gerät mit integriertem Thermometer einfach von der Wand abnehmen und beliebig im Raum platzieren. Das ist bei der Variante von Tado allerdings nicht der Fall. Dieser Umstand ist besonders ärgerlich, wenn man in der Nähe des Raumthermostats eine Wärmequelle (etwa ein Fernseher oder einen Spiele-PC) stehen hat, die den gemessenen Wert verfälscht.

Neben der Temperatur zeigt die Tado-App auch die Luftfeuchtigkeit im Raum an. Außerdem wird die Raumluft bewertet. Ob sie gut oder schlecht ist, orientiert sich allerdings zu einem wesentlichen Teil auch daran, ob Tado in den vergangenen Stunden ein offenes Fenster erkannt hat.

Automatismus nur gegen Gebühr

Tado erlaubt es auch, die Heizung vollständig automatisiert zu steuern. So kann man etwa per Geofencing erreichen, dass sich die Heizung automatisch ausschaltet (bzw. den Frostschutz aktiviert), wenn keiner der Bewohner zuhause ist. Man kann außerdem auswählen, dass die Heizung bereits startet, wenn man sich in Richtung der Wohnung bewegt. Dazu muss natürlich jeder Mitbewohner die entsprechende App installiert haben.

Gibt es einen plötzlichen Temperaturabfall im Raum, schließt das Thermostat daraus, dass gerade ein Fenster offen ist und deaktiviert die Heizung für 15 Minuten. Außerdem kann man die Heizung auch an die Wettervorhersage automatisch anpassen.

All diese Automatismen erfordern allerdings ein kostenpflichtiges Zusatz-Abo mit dem Namen Auto-Assist. Das schlägt mit 2,99 pro Monat oder mit 24,99 Euro pro Jahr zu Buche. 

Manuelle Kontrolle

Hat man Auto-Assist nicht aktiviert, muss man bestimmte Dinge manuell machen. Haben alle Bewohner etwa die Wohnung verlassen, bekommt man eine Benachrichtigung mit der Frage, ob man die Heizung nicht deaktivieren will. Gleiches gilt, wenn ein Fenster geöffnet wurde. 

In der Praxis funktionieren sämtliche Automatismen tadellos. Hat man einmal alles eingestellt, kann man getrost aufhören, darüber nachzudenken. 

Die App ist optisch nett aufbereitet und sowohl für Android als auch für iOS verfügbar. Außerdem gibt es eine Web-Oberfläche, wodurch man seine Heizung auch über den Browser am Desktop kontrollieren kann. Es ist entweder möglich, eine Temperatur manuell festzulegen, oder einen Zeitplan zu erstellen, wann wie stark geheizt werden soll. 

Sowohl die Android- als auch die iOS-Variante machten in rund drei Wochen Testzeitraum keinerlei Probleme und funktionierten immer so, wie sie sollten. 

Steuerung per Sprache

Tado ist mit dem Google Assistant, Apples Homekit sowie Alexa und Ifttt standardmäßig kompatibel. Da ich zuhause Google Home verwende, habe ich Tado auch damit verknüpft. Dadurch wird es möglich, das Thermostat mit der Sprache zu steuern. „Ok Google, stelle die Heizung auf 22 Grad“ lässt die Therme anspringen. Man kann den Sprachassistenten auch fragen: „Ok Google, wie ist die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung“ und bekommt entsprechend Antwort. 

Viel komplexer geht es allerdings nicht. Bei dem Befehl „Ok Google, stelle die Heizung für 60 Minuten auf 23 Grad“ scheitert der Assistant noch. Insgesamt bin ich mit der Integration aber durchaus zufrieden. Nett ist auch, dass man die Heizung auch in der Google-Home-App angezeigt bekommt und wahlweise von dort aus steuern kann. 

Fazit

So wirklich smart ist Tado nur mit dem kostenpflichten Auto-Assist und das ist gleichzeitig auch das größte Problem an dem Produkt. Im Vergleich mit der Konkurrenz ist die Anschaffung mit 199 Euro UVP  (Starter Kit V3+. bestehend aus Bridge und Raumthermostat) nämlich bereits relativ teuer. Dann noch oben drauf eine Abogebühr von 25 Euro pro Jahr für die volle Funktionalität zu verlangen, empfinde ich schlichtweg als frech. Der Umstand, dass man das Gerät laut verschiedener Preisvergleichsportale mittlerweile zu einem Straßenpreis von knapp 170 Euro bekommt, mildert diesen Umstand nur minimal. 

Dennoch würde ich vom Kauf des Tado-Thermostats nicht prinzipiell abraten, denn bei allem Ärgernis über die Preispolitik: Das Gerät funktioniert im Alltag genauso, wie es soll. Die Hardware ist hübsch und einfach zu installieren und die App ist durchdacht und läuft ohne die geringsten Probleme. Das Geofencing macht genau das, was es soll, der Zeitplan ebenso und sogar Features wie die Erkennung des offenen Fensters bei einem Temperatursturz funktionieren super. Oben drauf gibt es noch hübsch anzusehende Statistiken zum Heizverhalten.

Abgesehen von der Preispolitik hat das Tado-Raumthermostat Starterkit nur zwei Schwachstellen: Dazu zählt erstens der Umstand, dass man den Temperaturfühler nicht frei im Raum platzieren kann und zweitens, dass die Temperatur bei meinem Gerät partout höher angezeigt wird. Zweiteres hat sich zumindest dank durchdachter Software leicht korrigieren lassen. 


Pro
+ Gute Installationsanleitung
+ Hübsches Gerät
+ Gute App
+ Automatismen funktionieren tadellos

Contra
- Anschaffung teuer
- Wirklich smart nur im kostenpflichtigen Abo
- Temperaturanzeige ungenau
- Temperaturfühler ist fix im Gerät an der Wand, kann nicht frei im Raum platziert werden

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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