Die Aufnahmen der spiegellosen A7 wissen zu beeindrucken
Die Aufnahmen der spiegellosen A7 wissen zu beeindrucken
© Thomas Prenner

Sony A7 im Test: Vollformat-Systemkamera mit wenig Makeln

Sony A7 im Test: Vollformat-Systemkamera mit wenig Makeln

Sony will bei Kameras zunehmend mit neuen Produktkategorien punkten. Erst vor rund einem Jahr hat der Konzern die erste Kompaktkamera mit Vollformatsensor vorgestellt, zuletzt sind die Objektivkameras QX10 und QX100 erschienen, die nicht nur in Verbindung mit dem Smartphone eine neue Art des Fotografierens ermöglichen sollen. Mit der A7 präsentierte der Konzern seine erste spiegellose Kamera mit Vollformatsensor, die in direkte Konkurrenz zur hochpreisigen Systemkamera M9 von Leica tritt.

In Sachen Design hat sich Sony wohl von der Konkurrenz wie Fuji und Olympus inspirieren lassen. Wie schon deren aktuelle Modelle setzt auch die A7 auf den Retro-Look und verfügt über zahlreiche manuelle Bedienelemente.

Erster Eindruck und Bedienung

Das Gehäuse besteht aus einer Mischung aus Aluminium und Magnesium und ist staub- sowie spritzwassergeschützt. An der Verarbeitung gibt es wenig zu bemängeln, das Gehäuse weißt keine nennenswerten Schwachstellen auf. Die Bedienelemente sitzen fest im Gehäuse und machen einen langlebigen Eindruck. Das rückseitige Display kann außerdem nach oben und nach unten geschwenkt werden.

Neben zwei frei belegbaren Wahlrädern für Daumen beziehungsweise Zeigefinger befindet sich an der Oberseite des Gehäuses noch ein Rad zum Einstellen der Belichtungskorrektur sowie zum Umstellen zwischen den verschiedenen Aufnahmemodi. Um die Kamera auch sicher und fest in der Hand halten zu können, ist ein gummierter Griff vorhanden, über den man das Gehäuse mit seinem Gewicht von 416 Gramm gut und sicher halten kann. Natürlich muss man sich bei der A7 dennoch bewusst machen, dass es sich um kein Spiegelreflexgehäuse handelt, denn bei einer Höhe von 9,4 Zentimeter kann man das Gehäuse natürlich nie ganz so fest halten, wie eine ausgewachsene DSLR.

Display und EVF

Die Sony A7 verfügt über ein rückseitiges Display mit einer Diagonale von drei Zoll (7,5 Zentimeter) und 921.600 Bildpunkten. Es lässt sich um 90 Grad nach oben und 45 Grad nach unten klappen, wobei der Mechanismus dabei durchaus vertrauenswürdig wirkt. In Sachen Bildqualität entspricht die Anzeige in etwa dem, was man bereits von früheren Sony-NEX-Systemkameras kennt. Die Darstellung ist zwar sehr kontrastreich, die Helligkeit hätte jedoch ein Spur höher ausfallen sollen, da man an sonnigen Tagen oft etwas zu wenig erkennen kann. Abhilfe schafft hier ein eigener Modus für eine sonnige Umgebung, der in den Einstellungen aktiviert werden kann und die Anzeige zumindest ein wenig verbessert.

Besseres gibt es über den elektronischen Sucher zu berichten. Der OLED-Viewfinder mit einer Sichtfeldabdeckung von 100 Prozent blendet neben dem Bildausschnitt standardmäßig noch zahlreiche weitere Informationen, wie den Akkustand, den verbleibenden Platz auf der Speicherkarte und natürlich Belichtungskorrektur, Blende, Verschlusszeit und ISO ein und kann auch in Sachen Darstellungsqualität überzeugen. Durch die Gummi-Augenmuschel kann auch kein störendes Licht von der Seite einfallen.

Das Innenleben und die Anschlüsse

Herzstück der A7 ist ein Vollformat-Bildsensor mit einer maximalen Auflösung von 24,3 Megapixel. Die Lichtempfindlichkeit lässt sich von ISO 100 bis maximal 25.600 regulieren, im erweiterten Bereich kann man den Wert noch bis auf 50 senken. Maximal schafft die A7 fünf Fotos pro Sekunde.

Neben einem micro-USB-Anschluss, über den die Kamera auch geladen wird, sind auf der A7 ein HDMI-Ausgang sowie Anschlüsse für Kopfhörer und Mikrofon vorhanden, was für die Videofunktion gedacht ist. Die A7 unterstützt SD-Speicherkarten, die über ein Fach an der rechten Seite eingesetzt werden können.

Mit der Außenwelt kann die A7 nicht nur kabelgebunden, sondern auch drahtlos kommunizieren. Dafür hat ihr Sony einen WLAN-Adapter integriert, der es auch ermöglicht, die Kamera per entsprechender App über ein Android- oder iOS-Smartphone zu steuern. Um den Verbindungsaufbau einfach zu gestalten, ist außerdem ein NFC-Chip integriert. Verfügt man über ein NFC-fähiges Handy, muss man es also lediglich an das Gehäuse der A7 halten und der WLAN-Verbindungsaufbau geschieht automatisch. Standardmäßig wird bei Berührung das Bild zum Smartphone übertragen, das man sich zuletzt auf der Kamera angesehen hat. Ist der Kopiervorgang beendet, werden alle drahtlosen Verbindungen der Kamera auch automatisch wieder deaktiviert, was Akku sparen soll. Im Test funktionierte das in Verbindung mit einem Sony-Smartphone problemlos, mit einem Gerät vom Konkurrenten Samsung war es jedoch nicht möglich.

Die A7 selbst untersützt Sonys hauseigene Kamera-Apps, die es auch für frühere Systemkameras wie die NEX-5 gibt. Diese Apps ermöglichen es etwa, Fotos direkt auf der Kamera zu bearbeiten beziehungsweise mit Effekten zu versehen oder auch sie direkt zu verschiedenen Web-Diensten wie Flickr zu laden. Wenn auch die Ideen an sich ganz gut klingen, werden in der Praxis wohl nur die wenigsten Fotografen diese Apps auch nutzen. Das liegt einerseits daran, dass die (ohnehin eher kurze) Akkulaufzeit der Kamera noch weiter beeinflussen und andererseits auch an der eher umständlichen Bedienung mittels der Tasten.

Die Software

Die genannten Apps sind teilweise außerdem gar nicht notwendig, da die Kamera mit den Grundfunktionen eigentlich schon das Notwendigste gut abdeckt. Das Einstellungsmenü verfügt über ganze 25 Seiten mit jeweils bis zu fünf verschiedenen Optionen und deckt so ziemlich alles ab, was man auch von früheren Sony-Kameras der Alpha- und NEX-Linien kennt.

Abgesehen von den typischen Kameraeinstellungen wie Bildgröße und Videomodus gibt es noch zahlreiche regulierbare Kreativmodi sowie Einstellungen, um die Bedienung der Kamera den eigenen Wünschen anzupassen. Puristische Fotografen, die abgesehen von Blende, Verschlusszeit und ISO kaum etwas verstellen, dürften mit dem Standard-Tastenlayout jedoch in der Regel zufrieden sein.

Die Bildqualität

Die futurezone konnte die A7 mit zwei Objektiven testen. Einerseits mit dem Kit-Objektiv 28-70mm f3.5-5.6 sowie andererseits mit der neuen Sony-Festbrennweite Sonnar Sony Sonnar T* FE 55mm f/1.8, das knapp 1.000 Euro kostet.

In Sachen Lichtempfindlichkeit schafft der Vollformat-Sensor der A7 Ergebnisse, die mit denen von gewöhnlichen Vollformatkameras zu vergleichen sind. Aufnahmen mit ISO 3.200 oder sogar 6.400 sind ohne viel Rauschen machbar, sofern man die Fotos danach nicht gleich auf Plakatgröße aufzieht. Auch in Sachen Tiefenschärfe schafft der Vollformatsensor in Verbindung mit dem Sonnar Ergebnisse, die man ansonsten nur von deutlich größeren oder viel teureren Kameras kennt. In Sachen Kontraste und Farbdarstellung gibt es ebenfalls weng zu kritisieren. Lediglich die Eigenschaft der A7, JPGs in der Standardeinstellung eine Spur zu übersättigt auszugeben, fällt hin und wieder auf. Hier kann man jedoch in den Einstellungen etwas nachhelfen.

Wirklich ausspielen kann der Sensor seine Stärke natürlich nur mit einem entsprechend hochwertigen Objektiv. Das im Kit mitgelieferte 28-70mm geht bestenfalls als Mittelklasse durch, weswegen man bei der A7 getrost auf das Kit-Objektiv verzichten und sie im Idealfall gleich mit einer lichtstarken Festbrennweite oder dem Vario Tessar mit 24-70mm f4 ausstatten sollte.

Das Fotografieren in der Praxis

Das für Vollformat sehr kompakte und leichte Gehäuse sorgt in der Praxis dafür, dass Foto-Touren mit der A7 enormen Spaß machen. Dabei kann man auch über die Tatsache hinwegsehen, dass man die Kamera natürlich nicht ganz so fest wie eine ausgewachsene DSLR halten kann und dass ein LCD-Display auf der Oberseite der Kamera fehlt.

Etwas getrübt wird der Gesamteindruck durch den eher schwachen Akku. Wie viele Aufnahmen man tatsächlich damit schafft hängt natürlich stark davon ab, wie intensiv man das rückseitige Display oder die WLAN-Funktion der Kamera nutzt. Insgesamt ist es jedoch ratsam, sich einen Ersatzakku anzuschaffen. Dabei sollte man bedenken, dass Sony mit der A7 kein Ladegerät mitliefert und der Akku demnach nur in der Kamera über ein microUSB-Kabel geladen werden kann.

Im Vergleich zu einer Vollformat-DLSR fällt bei der A7 auch auf, dass sie etwas länger braucht, um tatsächlich aufnahmebereit zu sein. In der Praxis vergehen schonmal drei Sekunden vom Umlegen des Power-Schalters, bis man zum ersten Mal auslösen kann.

Positiv fällt der Hybrid-Autofokus auf, den Sony der A7 spendiert hat. Dabei handelt es sich um ein kombiniertes System aus Phasendetektions-AF (117 Fokuspunkte) und Kontrast-AF (25 Fokuspunkte), der in der Praxis schnelles Scharfstellen ermöglicht und auch selten daneben liegt. Etwas schwer tut sich der Autofokus in dunklen Umgebungen, weswegen das integrierte Hilfslicht oft zur Anwendung kommt. Wer in erster Linie Menschen fotografiert, kann außerdem die Gesichtserkennung aktivieren.

An der Filmfunktion gibt es im Praxiseinsatz wenig auszusetzen. Durch die geringe Gehäusegröße ist es mit der A7 zwar noch etwas schwieriger, unverwackelte Videos zu machen, als mit einer normalen DSLR, qualitativ lässt sich an den Aufnahmen allerdings nichts aussetzen.

Fazit

Sony hat mit der A7 eine Kamera abgeliefert, die derzeit noch nach seinesgleichen sucht. Ein Vollformatsensor mit einer entsprechend hohen Bildqualität in einem derart kompakten Gehäuse zu einem Preis von 1.500 Euro (UVP) ist eine eindeutige Kampfansage an die Konkurrenz. In Sachen Gehäuse und Bedienung liefert Sony mit der A7 zwar keine revolutionären Neuerungen, aber immerhin eine solide Arbeit ab.

Durch die Größe kann die A7 zwar natürlich kein Bedienerlebnis liefern, wie man es von ausgewachsenen DSLRs kennt, bei der Bildqualität kann sie mithalten und übertrifft damit andere Premium-Systemkameras wie etwa Olympus OM-D E-M1, da ein größerer Sensor einfach für weniger Bildrauschen und bessere Qualität sorgt. Voraussetzung, um die Foto-Fähigkeiten der A7 auch voll ausnutzen zu können, ist aber ein entsprechendes Objektiv.

Wünschenswert wäre allerdings, wenn Sony zur Kamera noch ein Aufladegerät mitliefern würde. In der Standardausstattung ist man gezwungen, den Akku in der Kamera via microUSB zu laden, was in Verbindung mit der Systemkamera-typischen eher kurzen Akkulaufzeit manchmal für Frust sorget.

Wer vor hat, sich eine Systemkamera anzuschaffen und nicht vom Preis abgeschreckt ist, sollte sich die A7 dennoch auf jeden Fall etwas genauer ansehen. Gerade dann, wenn man mit dem Gedanken spielt, sich eine Vollformatkamera wie etwa Canons 6D oder Nikons D600 zu kaufen und Kompaktheit ein Faktor ist.

Im Kit mit dem Objektiv 28-70mm f3.5-5.6 kostet die A7 1.799 Euro. Nur der Body kostet 1.499 Euro (jeweils UVP).

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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