Südkorea demonstriert bei Olympischen Spielen 5G-Netz
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Die Olympischen Winterspiele in Südkorea werden nicht nur für Sportfans ein Spektakel, sondern auch für Technikfreaks. Das Gastgeberland will im Februar die nächste Mobilfunkgeneration 5G lancieren. Der LTE-Nachfolger bringt neben 20-fach höheren Übertragungsgeschwindigkeiten ganz neue Anwendungen im "Internet der Dinge". 5G ermöglicht Übertragungen in Echtzeit.
Reagiert deutlich schneller
Das Wesentliche an 5G ist die deutlich niedrigere Latenzzeit, das ist die Reaktionszeit innerhalb eines Kommunikationsnetzes. In den heutigen LTE-Netzen dauert es noch eine Zeit im zweistelligen Millisekundenbereich, bis etwa ein Handy eine Verbindung zu einem Server hergestellt hat. Im 5G-Netz soll die Latenzzeit nur mehr im einstelligen Millisekundenbereich liegen. Fürs Internetsurfen und Telefonieren ist das nicht wirklich relevant.
In der Kommunikation zwischen Maschinen geht es jedoch um jeden Bruchteil eines Wimpernschlags, etwa bei selbstfahrenden Autos, in der Industrie oder in der Medizin. So könnten mit 5G Fernoperationen verbessert werden - der Chirurg sitzt in Japan vor seinem Joystick und operiert einen Patienten in Österreich.
Alles vernetzt
Südkorea will bei den Olympischen Spielen einen ersten Vorgeschmack auf das Turbonetz geben: Zuseher sollen live im Internet und ohne Verzögerungen miterleben, wie sich Skispringer oder Bobfahrer in die Schlacht werfen. Die Athleten bekommen Rundumkameras in ihre Helme, Fans können eine Datenbrille aufsetzen und direkt in die Perspektive der Sportler wechseln. Auch Hologrammaufnahmen sind geplant.
Wann 5G zum Standard wird, ist noch unklar, optimistische Netzbetreiber hoffen auf 2020, einige Experten rechnen jedoch erst ein paar Jahre später damit. In Südkorea ging die 5G-Generalprobe bei den Eisschnelllauf-Weltmeisterschaften im Februar 2016 in die Hose. Das Versuchsnetz des Mobilfunkers KT stürzte ab.
Dass technologische Neuheiten bei Olympischen Spielen lanciert werden, ist übrigens nichts Neues: 1936 fand aus Berlin die erste Fernseh-Liveübertragung statt, das Farbfernsehen erblickte 1964 in Tokio für die große Masse die Welt. Japan will die Sommerspiele 2020 ebenfalls im Zeichen von 5G feiern.
5G-Versteigerung im Herbst
Damit problemlos im 5G-Netz gefunkt werden kann, braucht es aber noch einige technische Entwicklungen und mehr Funkstationen. Derzeit gibt es noch Probleme mit Ausfällen. Der (hohe) Frequenzbereich um die 3,6 Gigahertz ermöglicht nur sehr kurze Reichweiten, was aber auch ein Vorteil sein kann: Wenn eine bestimmte Anwendung immer und immer wieder dieselbe Frequenz verwendet, wäre eine höhere Reichweite störend.
In Österreich sollen die 5G-Frequenzen (3,4 bis 3,8 GHz) bereits im Herbst 2018 versteigert werden, kündigte der Telekomregulator RTR Anfang Dezember an. Feststeht, dass das 5G-Netz viel kleinteiliger sein wird als LTE, es wird also mehr - kleine - Stationen geben, Experten schätzen, fünfmal so viele. Die alten Masten werden aber nicht so schnell verschwinden, da eine Grundversorgung für Telefonie und Internetsurfen gesichert werden muss. Während Österreich beim 3G-Netz in Europa und auch weltweit Vorreiter war, hat das Land - wie ganz Europa - bei LTE den Anschluss verloren. In den USA und einigen asiatischen Ländern ist das LTE-Netz weit besser ausgebaut. Für 5G sind, schätzt der chinesische Anbieter Huawei, in Europa bis 2025 Investitionen von 500 Mrd. Euro nötig.
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