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Cloud Computing

Test: Medien streamen aus der Cloud

Musik im Internet abzuspeichern bringt viele Vorteile. Der größte ist die Flexibilität der Daten. So kann man von mehreren verschiedenen Geräten mit Internetverbindung oft sehr einfach darauf zugreifen. Meist bieten die Dienste zusätzlich noch Apps für Smartphones an, mit denen man die Musik auch unterwegs einfach abrufen kann. Somit ist man auch auch vor eventuellen Festplatten-Schäden oder anderen Unglücken gewappnet.

Amazon wie auch T-Mobile beschränken sich nicht auf Musik. Bei beiden Diensten können Dateien aller Art hoch- und natürlich auch wieder heruntergeladen werden. Neben Musik können bei T-Mobile auch noch Videos direkt gestreamt werden.

Amazons Cloud
Unter dem Namen Cloud Drive bietet Amazon für jeden User fünf GB kostenlosen Online-Speicher an. Auf die Festplatte können jede Art von Dateien hochgeladen werden. Um Musikinhalte auch direkt abspielen zu können, stellt Amazon den Cloud Player bereit. Offiziell wird der Cloud Player aktuell nur für US-Kunden angeboten, vereinzelt kann jedoch auch aus Österreich auf den Streaming-Player zugegriffen werden. Um Amazons Wolke zu nutzen, ist nur ein Account bei dem Versandhaus notwendig. Sofern dieser existiert, ist das Service in weniger als zwei Minuten freigeschaltet und einsatzbereit.

Flüssige Bedienung
In der Praxis lassen sich sowohl Cloud Drive, als auch Cloud Player angenehm und flüssig bedienen. Das Interface basiert auf Java und ist in allen gängigen Browser problemlos aufrufbar. Die Dateien im Cloud-Drive werden mithilfe einer Ordner-Stuktur, wie man sie von Offline-Festplatten kennt, organisiert. Die Funktionen sind auf das Wesentliche beschränkt (Herunterladen, Verschieben, Kopieren, Löschen). Cloud Drive ist sehr intuitiv aufgebaut und benötigt kaum mehr als fünf Minuten Einarbeitungszeit.

Cloud Player
Der Cloud Player läuft ebenfalls im Browser auf Java-Basis und erinnert von der Bedienung her an gängige Musik-Player. Die Musik kann nach Album, Künstler, oder Genre sortiert und abgespielt werden. Auch eine Volltextsuche ist enthalten. Wie bei allen Musikplayern können Playlists erstellt und abgespielt werden. Auch hier geht die Bedienung flüssig und angenehm vonstatten. Der Player unterstützt DRM-freie MP3- und AAC- Dateien.

Wer seine Musik nicht manuell über Cloud Drive hochladen will, kann ein, von Amazon bereitgestelltes, Tool verwenden, das unter Adobe Air läuft. Mit jenem kann lokal gespeicherte Musik mit dem Online-Speicher abgeglichen werden.

Amazon MP3 für Android
Um den Cloud Player auch unterwegs nutzen zu können, stellt Amazon eine entsprechende App für Googles Betriebssystem Android zur Verfügung. Mit jener kann einerseits Googles MP3-Store genutzt, andererseits auch die gespeicherte Musik abgespielt werden. Die korrekte Funktionsweise der App ist natürlich in erster Linie von der Qualität der Funkverbindung abhängig. Im Test funktionierte die App mit einem Samsung Galaxy S einwandfrei. Bei der Nutzung der App im eigenen Mobilfunknetz sollte jedoch auf das verbrauchte Transfervolumen geachtet werden.

T-Mobiles Mediencenter
Das Mediencenter von T-Mobile kann bereits mit mehr Funktionen aufwarten. So kann über das Interface im Browser Musik abgespielt, Fotos betrachtet, oder auch Videostreams angeschaut werden. Das Hochladen ging im Test noch etwas mühsam voran. So konnte dabei nur der Basis-Uploader genutzt werden. In jenem musste etwa jede einzelne Datei einzeln zum Upload ausgewählt werden. Der Upload selbst verlief ohne Probleme.

Im Test fiel auf, dass das Center nicht über Google-Browser Chrome gestartet werden kann. Stattdessen erschien eine Fehlermeldung, dass nur Firefox, Safari und der Internet Explorer unterstützt werden. Unter Firefox 4 konnte das Programm problemlos ausgeführt werden. Die Inhalte des Centers sind in die Abschnitte Fotos, Musik und Videos aufgeteilt. Der Musikplayer erinnert von der Bedienung her an Amazons Lösung. Es kann nach Alben oder Interpreten sortiert werden und es können Playlists erstellt werden.

Im Gegensatz zu Amazon ist es in T-Mobiles Mediencenter auch möglich Videos abzuspielen. Jene werden direkt gestreamt und die Qualität wird je nach Verbindungsgeschwindigkeit angepasst. Das Abspielen über den Browser funktionierte im Test ohne Schwierigkeiten. Insgesamt ist die Navigation durch das Mediencenter sehr intuitiv, wirkt insgesamt aber leider noch etwas schwerfällig und langsam.

Mediencenter auf mobilen Endgeräten
Neben der Desktop-Version ist T-Mobiles Mediencenter auch auf Android-Smartphones und am iPhone verfügbar. T-Mobile bestätigte der futurezone, dass das Herunterladen oder Streamen von Daten aus dem Mediencenter im österreichischen T-Mobile-Netz nicht vom Transfervolumen abgezogen wird.

Das Erlebnis am Smartphone ist natürlich auch hier stark vom Netzempfang abhängig. Bei bestehender HSDPA- oder 3G-Verbindung war das Streamen im Test problemlos und unterbrechungsfrei möglich. Sobald der Empfang, etwa durch Gebäude oder öffentliche Verkehrsmittel getrübt wurde, kam auch die Software ins Stocken. Insgesamt war der Streaming-Dienst im Wiener Stadtgebiet sehr gut nutzbar, so lange man sich im Freien aufhielt.

Kosten
Bei T-Mobile steht den Kunden ein kostenloses Speichervolumen von einem Gigabyte zur Verfügung. Zehn GB kosten 2,90 pro Monat, für 100 GB werden fünf Euro pro Monat fällig.

Amazons Cloud Drive ist in Europa bislang nur in der kostenlosen Variante mit fünf GB verfügbar. In den USA werden darüber hinaus noch Premium-Versionen angeboten. So kosten 20 GB 20 US-Dollar (14 Euro) pro Jahr, 100 GB gibt es um 100 Dollar pro Jahr (71 Euro), maximal ist ein Terabyte für 1.000 US-Dollar jährlich erhältlich. Direkt bei Amazon gekaufte MP3-Dateien können unbegrenzt gratis gespeichert werden.

Fazit
Die Angebote von Amazon und T-Mobile sind sehr vielversprechend. Wer über eine überschaubare MP3-Sammlung verfügt, könnte das Archiv ohne viel Aufwand komplett in die Wolke verlegen.

Leider ist Amazons kostenlose Variante mit fünf GB selbst für kleine Sammlungen eher knapp bemessen. Die Alternative von T-Mobile ist preiswert (100 GB kommen im Jahr auf 60 Euro) und bietet darüber hinaus noch einige mehr Funktionen als Amazon. Auch die Tatsache, dass T-Mobile-Kunden im Mobilfunknetz gratis streamen können, ist ein großer Pluspunkt.

Dafür muss man jedoch auch eine langsame Bedienoberfläche in Kauf nehmen. Sollte T-Mobile nachbessern, und sein Mediencenter entsprechend optimieren, ist hier durchaus großes Potential für die Zukunft vorhanden.

T-Mobile könnte Amazon bis zum Europastart der Premium-Angebote so schon ein gutes Stück voraus sein.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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