© Sony

Fernseher

Sony Bravia W8 im Test: Edler Fußball-TV mit Twitter

Die Fußball-WM steht vor der Tür und im Zuge dessen kommt eine wahre Flut an neuen TV-Geräten auf den Markt. Von Full HD bis 4K, aktiven oder passiven 3D bis hin zu gebogenen Bildschirmen ist die Auswahl groß. Sony darf als Hauptsponsor der Fußball-Weltmeisterschaft seine aktuellen Modelle sogar als die “offiziellen Fernseher der WM” bewerben und bietet sie mitsamt “Fußball-Modus” und WM-Inhalten an. Doch steckt dahinter nur ein billiger Marketing-Trick oder kann das tatsächlichen Mehrwert bieten? Die futurezone hat das 50 Zoll-Modell der Mittelklasse-Reihe W8, das bereits unter 1000 Euro erhältlich ist, getestet.

In puncto Design spielt Sony seine Stärken aus. Wie alle TV-Modelle des japanischen Elektronik-Konzerns kommt der W8 mit einem überaus schmalen Rahmen, der oben lediglich sechs Millimeter sowie an den Seiten acht Millimeter breit ist. Das simpel gehaltene Design ist nicht aufdringlich und fügt sich so gut in jedes Wohnzimmer ein, egal wie es eingerichtet wurde. Etwas unschön, aber wohl nur schwer zu vermeiden ist das kleine Sony-Logo, das dezent am unteren Rahmen in der Mitte prangt. Eine pulsierende, weiße LED unter dem Sony-Logo in der Mitte zeigt an, ob der Fernseher eingeschaltet ist.

Mit seinen Maßen von 111,6 Zentimetern Breite sowie 65,6 Zentimetern Höhe nutzt er die verfügbare Fläche effizient aus, der Bildschirm nimmt 94 Prozent der Front ein. Mit dem Standfuß benötigt der Fernseher 69,3 Zentimeter in der Höhe. Der Standfuß ist ein gebogener Metall-Rahmen, der den Fernseher aber sehr stabil halten kann. Gummi-Füße verhindern ein Rutschen, auch Wackeln an der oberen Hälfte bringt den Fernseher nicht aus der Ruhe. Clever ist jedoch, dass der Standfuß auch als Wandhalterung genutzt werden kann. Mit einem Gewicht von 13,6 Kilogramm sollte er zudem keine Schwierigkeit für die meisten Wandhalterungen darstellen.

Kein Mangel an Anschlüssen

Die kleinen Maße haben aber auch ihren Preis. Das Netzteil ist extern und alles andere als kompakt. Auch das nur knapp 1,5 Meter lange Kabel vom Fernseher zum Netzteil dürfte jenen, die den Fernseher an der Wand aufhängen wollen, wenig Freude bereiten. Hier müssen Fernseher und Steckdose wirklich nahe beieinander sein, ansonsten hängt unschönes Kabelgewirr herab.

Die Anschlüsse auf der Rückseite sind gut verteilt, an der rechten Seite sind eine HDMI-Schnittstelle, eine 3,5mm Klinken-Anschluss sowie zwei USB-Anschlüsse zu finden. Einer davon ist für die Aufnahmefunktion vorgesehen. Der Fernseher kann so Time-Shift und geplante Aufnahmen abspeichern. In der Mitte finden sich ein Ethernet-Port, SCART- sowie Komponenten-Anschlüsse, drei HDMI-Eingänge und die Anschlüsse für den Triple-Tuner.

Obwohl dieser Satelliten- (DVB-S2), Antennen- (DVB-T2) und Kabel-Fernsehen unterstützt, gibt es nur zwei Anschlüsse. Antennen- und Satelliten-Tuner müssen sich einen Eingang teilen. Die Zahl der Personen, die sowohl Kabel- als auch Antennen-Fernsehen nutzen, dürfte jedoch verschwindend gering sein. Um verschlüsselte Programme empfangen zu können, ist zudem ein CI-Schacht vorhanden, der unter anderem mit dem Standard CI+ kompatibel ist. Um beispielsweise die ORF- oder Sky-Karte nutzen zu können, ist aber weiterhin ein optional erhältliches CA-Modul erforderlich.

Der 50 Zoll-Bildschirm löst mit 1920 mal 1080 Bildpunkten auf und kann somit eine Pixeldichte von 44 ppi vorweisen. Die Bildwiedergabe profitiert vor allem vom X-Reality Pro Prozessor, der üblicherweise bei den 4K-Modellen von Sony für das Hochrechnen von Full HD-Inhalten auf 4K zum Einsatz kommt. Beim Full HD-Fernseher soll die zusätzliche Rechenleistung soll sowohl Schärfe als auch Farbdarstellung verbessern. Das machte sich im Test durchaus bemerkbar, vor allem bei SD-Inhalten. Diese waren trotz der üblicherweise eher matschigen Auflösung sehr scharf.

Das Kontrastverhältnis des LCD-Panels mit LED-Hintergrundbeleuchtung ist hervorragend, es reicht von satten Schwarz-Tönen bis hin zu einem hellen, unverfälschten Weiß. Bei der Farbdarstellung setzt Sony auf recht kräftige Farben, die teilweise etwas über überzeichnet sind. Dennoch hält sie sich in einem angenehmen Rahmen, ein Farbstich oder Grauschleier war nicht zu erkennen. An der Blickwinkelabhängigkeit gibt es nichts zu bemängeln, erst bei einem steilen Blickwinkel von 170 Grad wird das Bild sehr dunkel und schwer erkennbar. Mit einer Bildwiederholfrequenz wurden zudem vor allem rasche Bewegungen weiterhin flüssig ohne Stottern dargestellt. Auch Sportübertragungen profitieren davon.

Flimmerndes 3D

Der W8 kommt mit aktiven 3D sowie zwei Shutter-Brillen daher. Das erzeugt zwar eine angenehmen, tiefen 3D-Effekt, die Technologie hat aber auch ihre Nachteile. Da bei den Shutter-Brillen das linke und rechte Auge in einer schnellen Frequenz abwechselnd abgedunkelt wird, tritt bei sichtbaren Lichtquellen ein Flimmern auf. Dafür reicht bereits, dass der Fernseher in Blickrichtung eines Fensters steht. So wäre der 3D-Effekt nur nachts oder in einem vollständig abgedunkelten Raum nutzbar. Zudem sind weitere 3D-Brillen recht kostspielig, eine Brille schlägt derzeit mit rund 50 Euro zu Buche. Im Gegensatz dazu sind die Brillen für passives 3D bereits für unter zehn Euro zu haben.

Ersatz für ein Sound-System stellen die Lautsprecher des W8 nicht dar, dennoch können sie mit hoher Lautstärke sowie einem, in Anbetracht der Größe des Fernsehers, soliden Bass punkten. Optional bietet Sony einen 100 Watt Wireless Subwoofer an, der für 300 Euro erhältlich ist.

PlayStation 3-Besitzer dürften sich bei der Benutzeroberfläche des W8 sofort heimisch fühlen. Diese wurde der XMB-Oberfläche nachempfunden, verfolgt dabei aber eine etwas andere Idee. Per Druck auf die Home-Taste wird die Benutzeroberfläche eingeblendet. Von dort aus hat der Benutzer Zugriff auf Filme, Bilder und Musik, die auf einem angeschlossenen USB-Medium gespeichert sind, sowie Apps. Angeboten werden derzeit neben der YouTube-App auch Apps der TV-Sender ProSieben und ServusTV, Apps von Video-On-Demand-Anbietern, wie etwa Maxdome, sowie zahlreiche Nachrichten-Apps.

Der Fernseher unterstützt die Wiedergabe aller gängigen Video-Formate (MPEG, MP4, AVI, AVCHD, MKV, MOV, WMV, WEBM, 3GPP), im Test bereitete kein Codec Probleme. Bei Musik-Dateien ist man auf MP3, WMA und WMV beschränkt. In der Oberfläche ist eine Suche integriert, die alle installierten Apps nach dem Suchbegriff durchsucht. Absurderweise wird dabei aber keine Google-Suche gestartet. Einen Schnellzugriff auf die Apps liefert das Wischen von unten nach oben auf der Touchscreen-Fernbedienung. Von dort aus sieht man eine kurze Vorschau auf Videos oder Bilder und kann diese direkt öffnen.

Touch-Eingabe

Die Touch-Fernbedienung (59 Euro UVP) reduziert die Eingabe auf eine vier mal vier Zentimeter große Touch-Fläche, fünf Tasten sowie Regler für Lautstärke und Programm. Fließend ist die Eingabe mit der Touch-Fernbedienung aber nicht unbedingt. Bei der Eingabe über die Bildschirmtastatur wünscht man sich sehnlichst Tasten herbei, hier verrichtet die mitgelieferte Fernbedienung einen besseren Dienst. Einzig beim Browser, in dem der Cursor mit dem Touch-Pad bewegt werden kann, ist diese hilfreich.

Hält man den Finger länger auf der Touch-Oberfläche wird automatisch eine Anleitung für die wichtigsten Gesten eingeblendet. Das ist zu Beginn sehr praktisch, auf die Dauer nervt es jedoch, wenn man seinen Finger einfach nur einmal kurz auf der Fläche ablegt. In der Fernbedienung ist zudem ein NFC-Chip integriert, über den Sony-Smartphones mit dem Fernseher verbunden werden können. So können beispielsweise mit Hilfe von PhotoShare Bilder auf dem Fernseher angezeigt werden.

Sehr gut gelungen ist die Social Viewing-App für Twitter. Über diese können Tweets zu Suchbegriffen, aktuellen Hashtag-Trends sowie zum Fernsehprogramm angezeigt werden. Um letztere Funktion zu nutzen, muss der eingebaute Triple-Tuner zum TV-Empfang verwendet werden. Nur dann kann die App auf die EPG-Informationen der Sendung zugreifen und nach passenden, aktuellen Tweets suchen. So kann beispielsweise bei sehr Twitter-lastigen Sendungen, wie zum Beispiel Tatort am Sonntag oder verschiedenen Diskussionssendungen, die Meinung der Twitter-Nutzer verfolgt werden.

Die Tweets werden in einem Ticker in der unteren Bildschirmhälfte halbtransparent dargestellt. Über die TV Tweet-App können zudem Tweets am Fernseher verfasst werden. Dabei wird das Bild aber verkleinert und das eher unschöne Interface nimmt knapp ein Drittel des Bildschirms ein. Für einen schnellen Tweet lohnt sich da doch eher der Griff zum Smartphone oder Tablet.

Mehr Jubel dank Fußball-Modus

Als “WM-Fernseher” soll der W8 mit einem Fußball-Modus ein Argument für Fußball-Fans liefern. Dahinter steckt jedoch nicht mehr als Voreinstellungen für Bild und Ton - so, wie sie in nahezu jedem anderen Fernseher bereits verfügbar sind. Die Bildqualität wurde nicht spürbar verbessert, die Ton-Anpassungen zeigten jedoch Wirkung. Der Kommentator war (leider) nicht leiser, doch der Jubel und die Sprechchöre des Publikums waren im Fußball-Modus deutlich besser hörbar. Ein bisschen mehr Stimmung kann der Fernseher somit versprühen, für ein Verkaufsargument kann es jedoch zu wenig liefern.

Im “Fußball-Bereich” des Fernsehers finden sich Videos, die die Highlights der Fußball-Weltmeisterschaften der letzten 40 Jahre zeigen. Zur WM soll es dann dort auch Zusammenfassungen der Gruppenspiele geben.

Laut Sony verbraucht der Fernseher 51 Watt bei durchschnittlicher Nutzung, bei voller Helligkeit steigt der Verbrauch auf 100 Watt an. Dank Helligkeitssensor passt sich der Bildschirm jedoch den Gegebenheiten an und versucht, den Verbrauch niedrig zu halten. Im Standby saugt der Fernseher noch 0,5 Watt, vollständig ausschalten lässt er sich lediglich über das Ausstecken des Netzsteckers. Diese Werte reichen aus, um das Energiesiegel A++ zu erhalten.

Der Sony W8 (KDL-50W805B, 999 Euro UVP) ist ein solides Modell der Mittelklasse, das gute Qualität bietet. Der angepriesene Fußball-Modus entpuppt sich leider als leicht verbessertes Sound-Profil, das allerdings durchaus gute Ergebnisse abliefern kann. Der wohl größte Vorteil des W8 ist, dass seine Benutzeroberfläche sehr aufgeräumt und in keiner Weise überladen ist. So finden sich auch Einsteiger recht rasch zurecht, wobei die optional erhältliche Touch-Fernbedienung eher hinderlich als hilfreich ist. Auch Design und Bildqualität wissen zu überzeugen. Wer auf der Suche nach einem sehr guten Gesamtpaket für die WM und die nächsten Jahre ist, wird hier gut bedient. Mit Ausnahme von 4K, das in puncto Inhalten immer noch am Anfang steht, fehlt nichts.

Wer dennoch auf der Suche nach einem 4K-Modell ist, kann das rund 100 Euro teurere 50 Zoll-Modell von HiSense ins Auge fassen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

mehr lesen
Michael Leitner

Kommentare