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Flat-TVs

Toshiba: Rechenpower und LEDs für besseres 3-D

Mit einem Mehrkernprozessor und LEDs will Toshiba zukünftig die 3-D-TV-Welt revolutionieren. Bei der Toshiba World 2011 in Rom stellte der japanische Elektronik-Riese seine Technologien CEVO Engine und Pro LED vor. Ihre Leistung sollen diese Bausteine vor allem bei brillenlosem 3-D-Fernsehen voll entfalten. Toshiba glaubt sich auf diesem Gebiet in der Vorreiterrolle. Seit Dezember 2010 sind in Japan zwei brillenlose 3-D-TVs mit 12 und 20 Zoll Bildschirmgröße am Markt. Im Mai soll ein 40 Zoll großes Gerät erscheinen. Für die meisten TV-Fans wird dieses Gerät eher unerschwinglich bleiben, Toshiba will seinen Entwicklungsvorsprung damit jedoch erneut unter Beweis stellen.

3-D-Bilder ohne Brille
Versuche, brillenlose 3-D-TVs innerhalb der nächsten zehn Jahre auf den Markt zu bringen, werden schwierig, ließ Samsung erst vor kurzem verlautbaren. Der koreanische Hersteller setzt voll auf seine "Active Shutter"-Technologie. Bebrillte TV-Zuseher bekommen dabei ein separates Bild für das linke und rechte Auge geliefert. Die per Infrarot oder Bluetooth mit dem Fernseher synchronisierte Brille verdunkelt dabei jeweils ein Augenglas. Nachteil: Die Brille verbraucht Strom, die Technik ist teuer und oftmals führt sie zu Kopfwehbeschwerden. Der koreanische Konkurrent LG wiederum forciert Polarisations-Filter. Hier liefern unterschiedliche Brechungswinkel dem linken und rechten Auge separate Bilder. Die dafür notwendigen Brillen benötigen keinen Strom, die Herstellung der Fernseher ist billiger. Toshiba bezieht in diesem Kampf der beiden weltgrößten Flatscreen-Hersteller keine Seite, sondern hat sowohl Active-Shutter-3-D-TVs als auch Polarisations-3-D-TVs im Angebot - und will mit brillenlosen 3-D-TVs den Jackpot knacken: Räumliche Bilder ohne lästige Brille am Nasenrücken.

Angeblich bereits im Mai soll das Modell ZL 2 auf den Markt kommen. Der 40-Zoll-Bildschirm des brillenlosen 3-D-Fernsehers wird von einem so genannten Lentikular oder Linsenraster überzogen sein. Winzige Linsen über jedem Pixel lenken das Licht in verschiedene Richtungen, jeweils eine für das rechte und eine für das linke Auge. Das Hauptproblem dabei: Bei zwei Richtungen ist das Bild nur aus einer Zuseher-Position dreidimensional wahrzunehmen. Linsenraster können auch mehrere Betrachtungswinkel unterstützen. Bisher war es allerdings so, dass zwischen den möglichen Positionen für Zuseher Lücken entstanden, in denen der 3-D-Effekt ausblieb. Toshiba will diese Lücken durch überlappende Betrachtungswinkel schließen. Für jeden Blickwinkel muss jeder einzelne Pixel allerdings adaptiert werden. Das verlangt eine enorme Rechenleistung.

CEVO Engine und Pro LED
An diesem Punkt kommt das CEVO Engine zum Tragen, ein Siebenkern-Prozessor mit zusätzlichem Co-Prozessor für verbesserte Bildqualität. Auf diesem läuft Toshibas "Integral Imaging System" (IIS), ein Programm, welches das Bild für jeden Blickwinkel neu zusammenstellt. Eine zwar teure, aber scheinbar wirksame Lösung für brillenloses 3-D-Vergnügen, wäre da nicht ein Haken: Zwischen Bildauflösung und der Anzahl der möglichen Betrachtungswinkel herrscht eine negative Korrelation. Je mehr Betrachtungswinkel, desto geringer ist die Bildauflösung. Ein Full HD Display erzeugt im 3-D-Modus bei einem Betrachtungswinkel nur eine "half HD"-Auflösung. Der Betrachter soll dies laut Toshiba nicht merken, wird das Bild doch durch interne Algorithmen vergrößert, von Fehlern befreit und das drei Mal hintereinander, bevor es der Zuseher erstmals zu sehen bekommt. Wie sich die Lösung in der Praxis bewährt, können derzeit nur einige Japaner beantworten, die umgerechnet 17.000 Euro für eines der ersten brillenlosen 3-D-Fernsehgeräte hingeblättert haben.

Die zweite neue Toshiba-Technologie kommt vor allem 3-D-Brillenträgern zugute. Sie nennt sich Pro LED 512 und soll 3-D-Bilder mit derselben Helligkeit wie 2-D-Bilder darstellen. Shutter-Brillen verdunkelten bisher das Bild signifikant. Toshiba setzt dem Effekt 3.072 LEDs hinter einem 55-Zoll-Display entgegen. Die Hintergrundbeleuchtung kann die Helligkeit in 512 Zonen des Bildes separat verändern, je nachdem, was auf dem Bildschirm in 3-D dargestellt werden soll. Ohne Brillen ist diese Lichtverstärkung so stark, dass es schmerzt. Mit Brillen soll damit ein angenehm helles 3-D-Bild ermöglicht werden. Pro LED 512 wird erstmals beim Modell 55ZL1 eingesetzt. In abgespeckter Version, mit 32 statt 512 unterschiedlichen Helligkeits-Zonen, wird Pro LED in den neuen Toshiba-TV-Modellen der YL- und WL-Serie eingesetzt werden, deren Displaygrößen zwischen 42 und 55 Zoll liegen.

Personal TV und Toshiba-Plattform
Bei seinen neuen, mit CEVO Engine ausgestatteten Fernsehern führt Toshiba außerdem eine neue 3-D-Umwandlung ein, die 2-D-Bilder räumlich macht, und gibt Zusehern die Möglichkeit, die Tiefe der 3-D-Darstellung selbst zu bestimmen. Mit "Personal TV" sollen mehrere Zuseher pro Gerät ihre eigenen Bild-Einstellungen speichern und bei Bedarf aufrufen können. Damit sie dafür keinen Finger rühren müssen, werden einige TV-Modelle mit Kamera und Gesichtserkennung ausgestattet. In Rom wurde zudem "Toshiba Places" gezeigt. Dabei handelt es sich um eine Content-Plattform für Bilder, Videos, Musik und Apps, die sowohl vom Fernseher als auch vom Computer oder Smartphone aus aufgerufen werden kann und diverse Sharing-Möglichkeiten beinhaltet. Nach japanischen sollen schlussendlich bald auch europäische Kunden von verstärkter Zusammenarbeit zwischen Toshiba und Yamaha profitieren, die verbesserte Audio-Leistungen und -Kompatibilität verspricht.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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