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Spieletests

WochenEndspiel: Weltretter und Himmelsstürmer

Ab sofort wird die futurezone etwas verspielter – zumindest am Wochenende. In einer neuen Rubrik WochenEndspiel werden die interessantesten Neuerscheinungen vorgestellt und von Redakteuren der futurezone getestet, die ihren Senf in der Form eines Fazit dazu abgeben. Getestet werden Spiele für PC, Mac, die gängigen Heimkonsolen und portable Spielkonsolen, sowie Apps für Smartphones und Tablets. Den Anfang machen das Action-Rollenspiel Mass Effect 3, der Shooter Binary Domain und die Flugsimulation Microsoft Flight.

Mass Effect 3
Mit Mass Effect 3 (PS3, Xbox360, PC, ab 18 Jahren) wird die Trilogie beendet, die im November 2007 mit Teil 1 begonnen hat. Die Reaper haben die Galaxie und auch die Erde erreicht, um alles organische Leben auszulöschen. Shepard muss sich wieder auf die Suche nach Verbündeten begeben. Nur diesmal ist nicht das Ziel Crew-Mitglieder für einen Privatkrieg anzuheuern, sondern die Spezies der Galaxie zu vereinen, um gemeinsam die Reaper zu besiegen.

Überzeugungsarbeit leistet Shepard, indem Missionen auf verschiedenen Planeten erfüllt werden. Die Story knüpft stark an dem zweiten Teil an. Zwar gibt es auch Anspielungen und Begegnungen mit Charakteren aus dem Ur-Mass Effect, für die Handlung reicht es aber, wenn man Teil 2 gespielt hat. Der eigene Shepard von Teil 2 kann importiert werden, mit all den Entscheidungen, die man zuvor gemacht hat. Ist ein Charakter im Vorgänger gestorben, bleibt er durch den Spielstand-Import in Mass Effect 3 auch tot. Mit den lebenden Bekannten und Neuen können wieder romantische Beziehungen geführt werden, diesmal auch gleichgeschlechtliche. Allerdings lebt Shepard monogam – multiple Beziehungen gibt es nicht.

Im Laufe der Geschichte gibt es wieder schwerwiegende Entscheidungen zu treffen, die nicht nur den Tod eines Charakters, sondern einer ganzen Spezies bedeuten könnten. Die Entscheidung sind mitunter sehr emotional und durch die Zwischensequenzen hervorragend in Szene gesetzt, wirken sich hauptsächlich auf das eigene Gewissen, aber nicht nennenswert auf den weiteren Spielverlauf aus.

Die Actionsequenzen machen nach wie vor den Hauptteil des Spiels aus. Dabei handelt es sich um einen relativ guten Third-Person-Shooter mit Deckungssystem und zwei Teammitgliedern, die befehligt werden können. Shepard bewegt sich jetzt flüssiger und die Schießereien sind durch stürmende Feinde, verschiedene Gegnertypen und Granaten dynamischer. Dafür scheint Shepard aber auch etwas dümmer geworden zu sein. Das Deckungssystem lässt einen oft ungewollt aus der Deckung hüpfen oder an einer Ecke in Deckung gehen, wenn man gerade versucht möglichst schnell möglichst weit weg von einem Nahkampffeind zu kommen.

Bei der Xbox360-Version von Mass Effect 3 ist es möglich Dialogoptionen per Sprachausgabe auszuwählen und in den Actionsequenzen den Teammitgliedern Kommandos zu geben, Waffen auszuwählen und Fähigkeiten einzusetzen. Im Test funktionierte die Eingabe bei den Dialogen einwandfrei, im Kampflärm verstand Kinect viele Befehle nicht.

Die Auswahl der Waffen und der Upgrades wurden überarbeitet und ist jetzt simpler und übersichtlicher als in Teil 2. Das nervenraubende Ressourcen-Suchspiel aus dem Vorgänger wurde gestrichen. Zwar gibt es das Raumschiff-Minigame immer noch, allerdings in einer abgeschwächten Form.

Der Online-Mehrspieler-Modus ist ein Coop-Survival-Game für bis zu vier Spieler. Es gibt mehrere Wellen an Gegner, dazwischen sind kleinere Aufträge zu erfüllen, wie einen Punkt halten oder bestimmte Gegner zu besiegen. Geschaffte Wellen und Aufträge bringen Erfahrung und Credits. Mit Credits werden Ausrüstungs-Pakete gekauft, die zufällige Gegenstände, wie Waffen, Charaktere oder Zubehör enthalten. Mit der Erfahrung wird die gewählte Klasse und die Spezialfähigkeiten verbessert. Der eigene Shepard-Hauptcharakter kann nicht gespielt werden.

Die Unart der First-Day-DLCs trifft auch Mass Effect 3. Das bereits zum Start verfügbare „Aus der Asche" erweitert Mass Effect 3 um eine Mission, die für die Geschichte durchaus wichtig ist. Ohne dem DLC fehlt einfach ein Teil der Story. Allerdings ist die knapp 20-minütige Mission und der zusätzliche Charakter keine zehn Euro wert – vor allem nicht wenn man bedenkt, dass dies im normalen Spiel dabei sein sollte und einfach nur um Geld zu machen ausgegliedert wurde und als Extra verkauft wird. Als kleines Trostpflaster kann man als Käufer der deutschen Version kostenlos das englische Sprachpaket herunterladen – angesichts der teils miserablen Leistung der deutschen Synchronsprecher eine ausgezeichnete Idee.

Fazit
Mass Effect 3 unterhält für 25 bis 30 Stunden und hat eine grandiose Story, für die man auch über die kleinen Fehler, wie das ungenaue Deckungssystem oder kleinere Grafik-Bugs hinwegsehen kann. Auch die von vielen Spielern kritisierte Enden sind besser als sein Ruf. Es ist nun mal kein reiner Shooter, sondern ein Action-Rollenspiel. Der Spieler soll über seine Entscheidungen nachdenken und nicht bloß darüber, ob man den Feind jetzt mit einem Sturmgewehr oder einer Schrotflinte erledigt.

Wer Mass Effect 2 gespielt hat, sollte sich Mass Effect 3 nicht entgehen lassen. Neueinsteiger in die Spiele-Reihe sollten eher mit ME2 beginnen, da sonst die eigenen Erinnerungen als die Geschehnisse vor ME3 fehlen und dadurch auch die Stimmung und Gefühle nicht dieselbe Intensität erreichen.
(Gregor Gruber)

Binary Domain
Und noch mal geht es in die Zukunft: Allerdings verschlägt es den Spieler in Binary Domain (PS3, Xbox360, ab 18 Jahren) nicht ins Weltall, sondern in ein futuristisches Tokyo. Viel von der High-Tech-Metropole sieht man in den ersten Hälfte des Spiels aber nicht, da man sich erst durch die Überreste und Slums von Alt-Tokyo kämpfen muss, das als Fundament für die futuristische Oberstadt dient.

Obwohl Binary Domain ein recht klassischer Third-Person-Shooter ist, ist die Handlung brauchbar und könnte einem Science-Fiction-Thriller entstammen. In der Zukunft wird die Drecksarbeit und Kriegsführung großteils von Robotern erledigt. In einer neuen Genfer Konvention wurde festgelegt, dass Roboter nicht wie Menschen ausschauen dürfen. Als so ein Roboter, der von Außen und durch sein Verhalten nicht von einem Menschen zu unterscheiden war auftaucht, wird die internationale Spezialeinheit ROST (Wortspiel olé) geschickt, um den Erschaffer der Androiden in Tokyo festzunehmen. In die Handlung fließen noch verschiedene Elemente ein, wie etwa die Macht der Konzerne, ihr Einfluss auf die Staaten und Rechte und Akzeptanz von künstlichen Leben.

Die Ähnlichkeiten zu Filmen wie I, Robot sind nicht zufällig. Auch beim Gameplay borgt sich Binary Domain einiges von den Genre-Kollegen. Das Deckungssystem und die Shooter-Mechaniken, inklusive der Waffenauswahl, stammt von der Gears of War-Reihe. Dass aus einem Team zwei Begleiter ausgewählt werden, kennt man von Mass Effect. Auch die Mini-Dialoge mit Antworten, die die Kameraden freudig stimmen oder verärgern, erinnern an Mass Effect. Ernsthafte Auswirkungen hat das aber kaum auf das Spiel: Sind die Kollegen verärgert, hören sie nicht mehr auf die Kommandos und sind noch passiver im Kampf, als sie ohnehin schon sind.

Gekämpft wird ausschließlich gegen Roboter. Diese kommen in den verschiedensten Variationen daher, vom einfachen Soldaten-Bot, bis zu riesigen Endgegnern, die entweder in Spinnenform herumstaksen oder einen als Transformer-ähnliches Killer-Motorrad auf der Autobahn verfolgen. Der Vorteil bei Robotergegnern: Das Abschießen von Gliedmaßen und Köpfen oder das Sprengen in Einzelteile ist blutlos – das ab 18-Rating hat Binary Domain wohl hauptsächlich seinen Zwischensequenzen zu verdanken.

Binary Domain liefert für rund zehn Stunden Non-Stop-Baller-Action. Dazwischen gibt es kurze Fahrt-Levels zur Auflockerung. Etwas enttäuschend ist der Mehrspieler-Modus. Einen echten Coop-Modus wie bei Gears of War gibt es nicht, obwohl sich dieser angeboten hätte. Stattdessen gibt es nur die üblichen Versus-Modi und einen Survival-Modus, indem kooperativ gegen Wellen von Robotern gekämpft wird.

Fazit
Binary Domain kann zwar nicht mit seinen Genre-Vertretern mithalten, die es kopiert, verdient aber eine Chance. Die Handlung ist überraschend gut und das Zerlegen der Roboter macht trotz der linearen Levels Spaß.
(Gregor Gruber)

Microsoft Flight
Microsoft Flight ist der Nachfolger der legendären Flugsimulationsreihe, deren erste Version 1982 das Licht der Welt erblickt hat. Seitdem sind mehr als zehn neue Varianten erschienen, die letzte wurde im Jahr 2006 unter dem Namen Microsoft Flight Simulator X veröffentlicht. Die Serie war bislang dafür bekannt, den virtuellen Piloten möglichst freie Hand bei der Auswahl der Flugszenarien zu bieten. So war immer ein breites Feld an Flugzeugtypen und eine große Zahl an Flughäfen verfügbar. Mit dem neuen MS Flight hat sich diese Philosophie geändert.

Das Spiel wird unter dem Free-To-Play-Prinzip vertrieben. Eine Basisversion mit  zwei Flugzeugtypen (Icon A5 und Boeing-Stearman Model 75) und die Hawaii-Szenerie steht kostenlos zum Download zur Verfügung. Weitere Flugzeuge und spielbare Landschaften können gegen Microsoft Points kostenpflichtig heruntergeladen werden.

Das Umfeld in der Inselkette im Pazifik und das leichtgängige Wasserflugzeug ist bereits ein Wink in die Richtung, in die es mit Flight gehen soll. Das Spiel soll auch Einsteigern und Gelegenheitsspielern ein bewältigbares Flugerlebnis bieten. Dazu wurde auch die Steuerung entsprechend angepasst. Während es bei früheren Versionen des Flight Simulators noch nahezu unmöglich war, ein Flugzeug nur mit Tastatur und Maus zu steuern, stellt das bei MS Flight keine größeren Probleme da. Mehr Spaß macht es aber natürlich mit einem richtigen Joystick.

Der Spielverlauf ist so aufgebaut, dass er die Karriere eines Piloten nachahmt. Während man anfangs noch unter den Anweisungen eines Lehrers Flugstunden nimmt, holt man sich später über ein schwarzes Brett verschiedene Jobs. Dann fliegt man etwa Touristen oder Frachten über die Inselkette. Auch Flugsimulations-Neulinge dürften nach den Einführungsmissionen wenig Probleme haben, den Vogel in die Luft und sicher wieder auf den Boden zu bringen.

Die Grafikdarstellung macht im ersten Moment einen guten Eindruck, im Verlauf des Spieles bekommt man aber immer mehr den Eindruck, dass die Bewohner Hawaiis einer ominösen Krankheit zum Opfer gefallen sind, die sie weitestgehend von der Insel vertrieben hat. So wirken Städte, Straßen und Landschaftszüge gespenstisch ausgestorben und statisch. Das einzige, was sich in der Online-Welt bewegt, sind die Wolken und einige andere Flugzeuge im Multiplayer-Modus.

Fazit:
MS Flight ist ein netter Flugsimulator für zwischendurch und bietet einem Gelegenheitsspieler durch den downloadbaren Content auch in Zukunft einige Zeit an Spielspaß. Wünschenswert wäre nur eine gesteigerte Verliebtheit ins Detail. Die leblosen Landschaftszüge sehen zwar schön aber unnatürlich aus.

Kenner und Liebhaber der Flight-Simulator-Serie dürfte Flight ohnehin viel zu wenig sein, sie werden wohl eher zu Konkurrenzprodukten wie X-Plane greifen, das ebenfalls kürzlich in einer neuen Version erschienen ist.
(Thomas Prenner)

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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