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Erneuerbare Energie

Ansturm auf Bürger-Solarkraftwerk in Wien

Wien Energie nimmt im Mai 2012 das erste Solarkraftwerk am Gelände des Kraftwerks Donaustadt in Betrieb. „An dem Standort gibt es eine freie Fläche von 8000 Quadratmetern, die für die Module benötigt wird. Außerdem ist dort die Stromeinspeisung gegeben“, erklärte Christian Ammer, Pressesprecher der Wien Energie gegenüber der futurezone. Die Module erzeugen eine Leistung von 500 Kilowattpeak (kWp), damit können rund 200 Wiener Haushalte mit Sonnenstrom versorgt werden.

Das besondere an dem Solarkraftwerk: Es wird von Bürgern finanziert und von Wien Energie verwaltet. Bürger, die keine Möglichkeit haben, eigene Solarpaneele zu errichten, haben dadurch die Möglichkeit, auf diesem Weg umweltfreundlich und nachhaltig Energie nutzen. Für ein halbes Paneel bezahlt man 475 Euro und bekommt dafür 3,1 Prozent Zinsen pro Jahr. Die Laufzeit beträgt zirka 25 Jahre. „Das ist die technische Nutzungsdauer von Solar-Modulen. Auf diese hin wurde auch die Wirtschaftlichkeit des Projekts berechnet“, erklärt Ammer.

Zehn Paneele decken Haushaltsbedarf
Ein Bürger konnte bis zu zehn Paneele erwerben. Kostenpunkt dabei sind stolze 9500 Euro, die Zinsen belaufen sich dabei auf 294,5 Euro pro Jahr. „Diese Zahl ist nicht zufällig von uns gewählt. Zehn Paneele decken in etwa den durchschnittlichen Haushaltsbedarf an Strom pro Jahr ab“, rechnet Ammer vor. Dadurch kann man indirekt seinen eigenen Stromverbrauch vollständig nachhaltig mit Erneuerbaren Energien abdecken, ohne dass man selbst Solarzellen ans Dach baut – was in vielen Wiener Wohnungen praktisch unmöglich ist.

Großer Ansturm
Die Nachfrage nach den Paneelen des ersten Wiener Solarkraftwerks war groß – und zwar sehr groß. Am Dienstag wurde die Initiative www.buergersolarkraftwerk.at im Netz gestartet, am Mittwoch Nachmittag waren bereits alle der 2100 Paneele im Wert von 1.995.000 Euro (ohne Zinsen) vergeben. „Wir haben lange und viel herum gerechnet, damit das Projekt für alle Beteiligten sinnvoll ist“, sagt Ammer. Das Solarkraftwerk in Donaustadt wird nicht das einzige seiner Art bleiben. Für 2012 sind weitere drei Solarkraftwerke mit Bürgerbeteiligung in Wien geplant.

Der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen ist in Städten europaweit generell noch relativ gering. Die rechtliche Situation bei Mietverhältnissen ist eines der Hindernisse für einen flächendeckenden Roll-out der Solarkraft. Wien Energie nimmt mit dem Bürger-Solarkraftwerk eine Vorreiterrolle ein. „Es gibt bereits ähnliche Modelle in österreichischen Gemeinden, aber die sind nicht direkt mit unserem vergleichbar. Nach dem großen Erfolg steht auch fest, dass sicher einige Anbieter nachziehen werden“, sagt Ammer.

Doch hat das Modell wirklich Zukunft? So ändern sich beispielsweise jährlich die Preise für Paneele – und zwar kosten sie immer weniger. „Die Bürger-Modelle können in fünf bis zehn Jahren natürlich schon ganz anders aussehen, aber derzeit ist es eine gute Möglichkeit, sich für die Umwelt zu engagieren“, meint Ammer.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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