© Aspern Smart City

Forschungsgesellschaft

Aspern wird zum Energie-Echtzeitlabor

"Innovation ist der Schlüssel für die Zukunft von Städten", erklärte Vizebürgermeisterin Renate Brauner am Mittwoch bei der Präsentation des Forschungsprojekts "Aspern Smart City". In einer neuen Forschungsgesellschaft namens "Aspern Smart City Research GmbH & Co KG", die seit wenigen Wochen offiziell im Firmenbuch eingetragen ist und deren Hauptgesellschafter die Siemens AG Austria, die Wien Energie GmbH sowie die Wien Energie Stromnetz GmbH sind, werden in den nächsten fünf Jahren die Bereiche Energie, Umwelt und Gebäudetechnik näher erforscht.

"Forscher sind Suchende - und wir suchen nach Lösungen für die Energiewende", erklärte Marc Hall, Energievorstand der Wiener Stadtwerke vor Journalisten. Im Bereich Gebäudetechnik werde etwa daran geforscht, verschiedene Daten und Messfühler zusammenzubringen, etwa Wetterprognosen.

Nutzungsverhalten und Energie-Vernetzung
"Wenn die Prognose eine Kaltfront voraussagt, wird man bestimmte Wärmespeicher aktivieren können. Das ist vom Datenmanagement und von der Technologie allerdings eine große Herausforderung", sagte Hall, denn auch der Mensch sei ein "Unsicherheitsfaktor". Nicht alle wollen eine Einheitstemperatur bei 20 Grad, so Hall. Auch der Widerstand der involvierten Menschen sollen im Forschungsprojekt berücksichtigt werden, heißt es. "Derartige Reaktionen sind interessant für uns".

Neben dem Nutzungsverhalten der Menschen soll auch das Zusammenspiel und die Vernetzung unterschiedlicher Technologien sowie Erzeugungs- und Speicherarten im Mittelpunkt stehen. Es werden beispielsweise Apps für Smart Grids entwickelt und getestet. "Es geht aber auch um intelligentes Energiemanagement, intelligente Netze und Smart Home-Lösungen, etwa wie man konventionelle Energiequellen wie Fernwärme mit neuen dezentralen Lösungen optimal kombinieren kann", sagt Hall.

Auch Bildungscampus ist involviert
Konkret werden drei unterschiedliche Gebäudekomplexe, darunter ein Bildungscampus, ein Wohnhaus sowie ein Gebäude mit gemischter Büro- und Wohnnutzung in das Forschungsprojekt involviert. Mit einem Haus gebe es bereits fixe Vereinbarungen, so Brauner. In den Mietverträgen seien entsprechende Klauseln eingefügt, denn ohne Zustimmung der Bürger können auch keine Experimente durchgeführt werden. Ein weiteres Haus sei noch im Vorbereitung, so Brauner. "Die Beforschten werden in alles eingebunden."

Für die neue Forschungsgesellschaft steht ein Budget von knapp 40 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre zur Verfügung. Insgesamt sollen rund 20 Experten, darunter auch internationale in das Projekt in der Seestadt Aspern eingebunden werden.

Start im Oktober
"Unser Fokus liegt vor allem auch auf dem Bereich Informationstechnologie. Wir wollen rausfinden, wie man aus Daten mehr Nutzen generieren kann - einerseits für die Unternehmen, andererseits für die Bürger", erklärte Wolfgang Heuring, Leiter der Siemens AG-Konzernforschung aus München. Die Seestadt Aspern würde hierfür im internationalen Vergleich optimale Bedingungen bieten, so Heuring.

Die Forschungsgesellschaft wird im aspern IQ der Wirtschaftsagentur Wien ihren Sitz haben und am 1. Oktober mit den ersten Projekten starten.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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