Douglas Vakoch vom SETI-Institut
Douglas Vakoch vom SETI-Institut
© Douglas Vakoch

Konferenz

Astronomen streiten um Signale ins All

Einige Forscher wollen nun aktiv eine Funkverbindung herstellen. Auf der AAAS-Wissenschaftskonferenz in San Jose flogen darüber die intergalaktischen Fetzen.

Die Forschergemeinschaft ist – gelinde gesagt - entzweit. Zwischen den Vertretern der passiven und der aktiven Suche nach gescheiten Außerirdischen hat sich eine so breite Kluft aufgetan, dass sich darin bequem ein Klingonen-Raumschiff verbergen könnte. „Passive SETI“ (Search for Extraterrestrial Intelligence) hat trotz Jahrzehnten ausdauernder Suche mit den besten Radioteleskopen nichts vorzuweisen. Kein Mucks tönte aus dem Universum. Douglas Vakoch vom SETI-Institut in Kalifornien propagiert daher, nun ernsthaft mit „active SETI“ zu beginnen: „Das heißt, wir senden wiederholt starke, gezielte Signale mit dichter Information ins All. Und wir hoffen, dass andere Zivilisationen antworten.“

Furcht vor der Invasion

Dem Astrophysiker und Science Fiction-Autor David Brin läuft dabei der blanke Schauer über den Rücken. Er meint: Schlafende Hunde - besser gesagt - schlafende Außerirdische - soll man lieber nicht wecken. Denn wer weiß, mit wem man es zu tun hat? „Wir wissen nicht, wie weit verbreitet Altruismus ist. Wir sind sehr altruistisch und gleichzeitig aber sehr gewalttätig. Aber zumindest geben wir uns Mühe. Wir können nur hoffen, dass Außerirdische das auch tun.“ Aber, so der Autor, wissen könne man das natürlich nicht.

David Brin wünscht sich mindestens ein Jahrzehnt lang eine gründliche, globale Diskussion. Mit seiner Skepsis befindet er sich in illustrer Gesellschaft. Niemand geringerer als der berühmte Physiker Stephen Hawking warnte vor einer aktiven Kontaktaufnahme: Gut möglich, dass es der Menschheit so ergeht wie den Ureinwohnern Amerikas nach der Landung von Christoph Columbus. Daher, so David Brin, sollten sich wir Erdlinge uns so lange nicht bemerkbar machen, bis die Sache ausdiskutiert ist.

Greifbar nahe neue Welten?

Dieser intergalaktische Zug, so Douglas Vakoch, ist aber schon lange abgefahren. Egal, ob wir nun aktiv Botschaften senden oder nicht. Denn: Wenn intelligente Wesen potenziell die Erde erobern könnten, dann sind sie technologisch so fortgeschritten, dass unsere Existenz kein Geheimnis mehr ist. „Sie würden problemlos unsere unabsichtlichen Signale, die sich durch Radio und Fernsehen ergeben, aufgefangen haben“. „Active SETI“ – oder METI (Messaging for Extraterrestrial Intelligence) - stelle also keine zusätzliche Gefahr dar.

Die Idee, von der Erde ins All zu funken ist nicht neu. Doch – wie zuletzt auf der AAAS-Wissenschaftskonferenz in San Jose – deutlich spürbar: Die Diskussion wird mit mehr Vehemenz geführt. Und das mag daran liegen, dass der Gedanke von intelligentem Leben in einem anderen Sonnensystem nicht mehr so theoretisch klingt wie noch vor, sagen wir, 20 Jahren. Das ist u.a. dem Kepler-Weltraumteleskop zu verdanken. „Wir wissen, dass eine von fünf Sonnen erdähnliche Planeten hat“, erklärt der Astrobiologe David Grinspoon. „Es gibt also potenziell sehr viel Raum für Leben im Universum.“

Gelegentliche Funkversuche

Bisherige vereinzelte Signalversuche waren nicht immer ernst gemeint. Die US-Weltraumbehörde NASA feierte 2008 ihren 50.Geburtstag, indem sie den Beatles-Hit „Across the Universe“ über ihr Deep Space Network in Richtung Polarstern beamte. Der russische Astronom Alexander Zaitsev schickte 1999 Piktorgramme sowie englische und russische Begrüßungen zu nahegelegenen Sternen. Das SETI-Institut sammelt im Rahmen des Projektes Earth Speaks Botschaften von Menschen in aller Welt. Irgendwann einmal sollen sie an Außerirdische geschickt werden. Die Vorschläge reichen von: „Wir sind nicht essbar“ bis zu spirituellen Botschaften über Zusammengehörigkeit.

Über eines haben sich die Forscher bisher noch nicht allzu sehr den Kopf zerbrochen: Was nun, wenn aus den Tiefen des Universums tatsächlich eine Antwort zurückkommt? Wie wird man diese entziffern? Denn: Mit Übersetzungshilfen wie google.translate wird man wohl nicht sehr weit kommen.

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Madeleine Amberger

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