Freiwillige lächeln hinter der Sichtluke zum Mond-Palast
Freiwillige lächeln hinter der Sichtluke zum Mond-Palast
© REUTERS/DAMIR SAGOLJ

Raumfahrt

China testet Selbstversorger-Leben in einer Raumstation

Chinas Weltraumambitionen sind groß. Neben einer eigenen Raumstation im Erdorbit will das Reich der Mitte bis zum Jahr 2036 eine bemannte Mond-Mission starten. In ferner Zukunft könnte sogar eine Raumstation auf dem Mond errichtet werden. Wie so eine Raumstation funktionieren könnte, das wird bereits jetzt getestet. In einem Labor in einem Vorort von Peking lassen sich Studenten einsperren, um von der Außenwelt komplett unabhängig zu überleben.

Urin-Recycling

"Mond-Palast" nennt sich die simulierte Raumstation, in der Pflanzen gezüchtet und jegliche Flüssigkeiten - bis hin zu Urin - recycelt werden, berichtet Reuters. Jeweils vier Astronauten haben in der 160 Quadratmeter großen Station Platz. Die erste Gruppe motivierter Studenten verbrachte bereits 60 Tage innerhalb von Yuegong-1. Am vergangenen Sonntag erfolgte der Schichtwechsel. Die neue Vierergruppe soll 200 Tage im Mond-Palast verbringen.

Volunteers take an oath before entering a simulated space cabin in which they will temporarily live as a part of the scientistic Lunar Palace 365 Project, at Beihang University in Beijing, China July 9, 2017. A group of four volunteers entered the Lunar Palace, a space of 160 square meters, China's first bioregenerative life-support base where they will live for next 200 days replacing another group who spent previous 60 days inside the simulated cabin testing how a life-support system works in a moon-like environment. REUTERS/Damir Sagolj

Wille zum Meerschweinchen

"Das gibt mir so viel", erklärt Student Liu Guanghui. "Es ist wahrlich ein experimentelles anderes Leben hier." Die Insassen der simulierten Raumstation geben sogar an, bereitwillig als menschliche Meerschweinchen herhalten zu wollen, wenn es nur ihrem Traum, Astronauten - oder im chinesischen Fall Taikonauten - zu werden, näher bringt.

Psychische Belastung

Neben technischen Aspekten des Selbstversorger-Lebens auf einer Raumstation wird auch die Psyche der Teilnehmer genau beobachtet. "Sie könnten ein wenig depressiv werden", sagt Liu Hong, Professor an der Universität für Aeronautik und Astronautik in Peking und Chef-Architekt des Mond-Palastes. "Wenn man lange Zeit in dieser Art Umgebung verbringt, kann dies psychologische Probleme hervorrufen." Nach der 200-tägigen Versuchsmission soll es noch eine dritte Mission in Yuegong-1 geben. Diese soll 105 Tage dauern, wie Phys.org berichtet.

Ähnliche Experimente

Menschen auf der Erde in simulierte Raumstationen einzsperren, das kennt man bereits von den HI-SEAS-Experimenten der NASA. In einem Habitat auf einer hawaiianischen Insel verbrachten bereits mehrere Crews ihre Zeit. Der längste Aufenthalt dauerte ein jahr. Sechs Crew-Mitglieder aus den USA, Deutschland und Frankreich waren dabei. China geht nun eigene Wege. "Wir haben dieses Experiment bereits mit Tieren durchgeführt. Nun wollen wir sehen, welchen Einfluss es auf Menschen hat", meint Versuchsleiter Liu. Wie genau die Tierversuche ausgegangen sind, erwähnt er dabei nicht.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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