Hygienic measures to prevent Covid-19 disease

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© EPA / KOEN VAN WEEL

Science

Desinfektionsmittel schützen kaum gegen Viren

Dass Desinfektionsmittel für die Hände oftmals nur mangelhaften Schutz gegen Erreger wie Coronaviren bieten und noch dazu oft gefährlich sind, konnte in einigen Studien bereits nachgewiesen werden. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat nun 22 Produkte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist mehr als ernüchternd. Nur 4 Mitteln wurde - bei richtiger Anwendung - eine begrenzt viruzide Wirkung bescheinigt.

Problematisch sei schon allein der Umstand, dass es zwei Kategorien von Produkten gebe, deren Unterschied den meisten Konsumenten nicht bewusst sei. So gebe es als Reinigungsprodukte ausgewiesene Kosmetika, die ohnehin gar nicht oder nur sehr eingeschränkt gegen Coronaviren wirken. Bei der Gruppe der Desinfektionsmittel war das Ergebnis aber ebenfalls wenig berauschend.

Schlechte Kennzeichnung

Bei 14 Mitteln lautete das Urteil, dass nur bei längerer Einwirkzeit eine begrenzt viruzide Wirkung zu erwarten ist. Bei den übrigen vier Erzeugnissen erging der Befund, dass man unter Alltagsumständen nicht von einer solchen ausgehen könne. Nur 4 Produkte konnten im Test des VKI bestehen.

„Sorgfältiges Händewaschen mit warmem Wasser und Seife inaktiviert Viren und Bakterien ebenfalls zuverlässig, und die Möglichkeit dazu ist im Normalfall in jedem Haushalt oder Büro vorhanden“, sagte Birgit Schiller vom VKI. Wer zusätzlich ein Mittel für unterwegs sucht, solle auf Kennzeichnung und Anwendungshinweise achten. Allerdings: „In unserem Test waren 19 von 22 Produkten nicht ausreichend deklariert.“

Erhältlich sind sie vom Lebensmittel- über den Buchhandel oder Drogerien bis zu Baumärkten, deutlich als „biozid“ ausgewiesene Produkte direkt neben schwammig deklarierten „Hygiene“-Mitteln, für die Kunden sei der Unterschied kaum zu erkennen.

Ethanol und Isopropanol empfohlen

Um gegen behüllte Viren wie SARS-CoV-2 wirksam zu sein, muss ein Biozid zumindest eine „begrenzt viruzide Wirkung“ haben. Sie hängt von Wirkstoffgehalt, Anwendungsmenge und Einwirkzeit ab, die bei korrekter Deklaration angegeben sind. Die Menge muss ausreichend sein, um die Hände während der Einwirkzeit bedeckt zu halten.

Die Weltgesundheitsorganisation und das deutsche Robert-Koch-Institut empfehlen Präparate mit 80 Volumensanteil Ethanol oder 70 Volumensanteil Isopropanol (2-Propanol), da diese schon nach 30 Sekunden eine begrenzt viruzide Wirkung haben können. Mittel mit weniger Alkoholanteil können zwar auch wirken, brauchen dafür aber mehr Zeit - oft mehrere Minuten - und sind im Alltag daher weniger gut zu gebrauchen.

Hygieneprodukte sogar kontraproduktiv

Manche Handdesinfektionsmittel haben laut VKI zudem aufgrund ihrer Zusammensetzung eine verminderte Wirkung: Inhaltstoffe wie flüssige Polymere oder Glycerin, das zur Hautpflege beigemischt wird, „beeinträchtigen die abtötende Wirkung des Biozids“.

Um sich gegen eine Schmierinfektion mit Coronaviren zu wappnen, sei es ausreichend, die Hände häufiger und sorgfältig mit warmem Wasser und Seife zu waschen, wurde betont. Die Verwendung eines Desinfektionsmittels könne sogar nachteilig sein, wenn man es zu kurz einwirken lässt bzw. zu wenig davon verwendet. Im schlimmsten Fall schaffe man damit Platz für die Ausbreitung resistenter Erreger.

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