Washington, DC, begins lifting some coronavirus restrictions by allowing outdoor dining and some businesses to reopen
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Science

Doppeltes Infektionsrisiko bei weniger als 2 Meter Abstand

Während in Österreich der bekannte Abstand von einem Meter bzw. einem Babyelefanten zur Verhinderung gegenseitiger Ansteckung mit dem Coronavirus gilt, sind die Regeln anderorts strenger. In Großbritannien, wo derzeit eine Distanzregelung von 2 Meter gilt, wurde nun eine neue Meta-Analyse von Studien durchgeführt, um zu überprüfen, ob man die Regel nicht lockern könnte. In der Analyse, die im Fachmagazin The Lancet veröffentlicht wurde, sprechen sich Forscher dagegen aus.

"Physische Distanz zählt"

"Die nützlichste Erkenntnis ist, dass physische Distanz zählt", kommentiert Public-Health-Expertin Linda Bauld gegenüber dem Guardian die Studie. "Es gab genügend Beschwerden, dass die Festlegung auf 2 Meter Abstand in Großbritannien exzessiv sei, weil es mehr als in anderen Ländern ist. Aber diese Studie unterstützt das Vorgehen."

Laut den Ergebnissen beträgt das Infektionsrisiko mit COVID-19 genau 13 Prozent, wenn Menschen weniger als einen Meter voneinander entfernt sind. Bei über einem Meter sinkt das Risiko auf drei Prozent. Jeder Meter mehr halbiert das Risiko weiter um die Hälfte. Die Forscher haben sich außerdem angesehen, wie sehr Gesichtsmasken das Infektionsrisiko vermindern. Wer keine Maske trägt, ist demnach einem Infektionsrisiko von 17 Prozent ausgesetzt. Wer eine Maske trägt, nur einem von drei Prozent.

Arbeit vs. Gesundheit

Trotz der Ergebnisse sind die Vorbehalte gegenüber der 2-Meter-Regel in Großbritannien groß, weshalb Premierminister Boris Johnson überprüfen will, ob eine Lockerung möglich ist. Für Unternehmen ist die 2-Meter-Regel eine Bürde, die ihnen unverständlich erscheint. "Der Unterschied zwischen 2 Meter und 1,5 Meter mag klein sein, aber es kann der Unterschied sein, zwischen der Möglichkeit für Menschen zu arbeiten oder ihren Job zu verlieren", meint Greg Clark vom Wissenschafts- und Technologiekomitee des britischen Parlaments.

Wissenschaftler wiederum appellieren an die Regierung, an der aktuellen Regelung festzuhalten. "Unsere Empfehlung besagt, dass 2 Meter effektiver als ein Meter Distanz sind. Wenn man Politik gestaltet, bedeutet das, 2 Meter sind die richtige Wahl. Vor allem dort, wo es bereits eine 2-Meter-Regelung gibt", meint Holger Schünemann von der McMaster University in Kanada.

Zum Vergleich: Großbritannien vertritt mit 2 Meter die international strengste Abstandregel. In Deutschland, Frankreich, Australien und vielen weiteren Ländern gelten 1,5 Meter Abstand, in Österreich ein Meter und in Schweden gibt es gar keine Abstandsregelung.

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