© David Kotrba

ITS Weltkongress

Energieeffizientes Routing für E-Cars

Eines der wichtigsten österreichischen Projekte, die im Rahmen des ITS Weltkongresses in Wien präsentiert werden, ist EMPORA. Der Begriff ist ein Akronym für E-Mobile Power Austria und bezeichnet das größte geförderte Forschungsprojekt zur Elektromobilität in Österreich. Beim ITS Weltkongress kann man das energieeffiziente Routingsystem, das einen Teil von EMPORA ausmacht, in der Praxis kennenlernen.

Wie man bei einer Demonstration auf Wiens Straßen - ausgehend vom Messezentrum - erfährt, geht es bei dem energie-efffizienten Routingsystem nicht darum, den kürzesten Weg zu einem Ziel zu finden, aber den besten in puncto Stromverbrauch. Bei Elektroautos schwingt oftmals die Sorge um die mitgeführten Energievorräte mit. Für viele potentielle Fahrer stellt dies eine Eintrittshürde in die Elektromobilität dar, die man mit einem innovativen Routingsystem senken will.

Unbekannte Wege

Bei einer Demonstrationsfahrt mit der futurezone wird der Schwedenplatz als Ziel eingegeben. So gut wie jeder Wiener würde, vom Messezentrum kommend, den Weg über Praterstern und Praterstraße wählen, um dorthin zu kommen. Das EMPORA-Navigationssystem, das mittels Tablet im Wageninneren eines Elektroautos gesteuert wird, wählt einen ungewohnten Weg. Das letzte Stück der Praterstraße, wo der Verkehr tatsächlich öfters stockt, wird dabei ausgelassen. Stattdessen wird man durch das Einbahnstraßen-Gewirr um das Karmeliterviertel gelotst, um am Ende am Schwedenplatz zu landen.

Beim energieeffizienten Routing werden aktuelle Verkehrsinformationen herangezogen, um Staus zu umfahren. Außerdem zieht die Anwendung die unterschiedlichen Höhenprofile aller möglichen Routen in Betracht. Die Wetterlage wird ebenso bedacht, wie die übliche Fahrweise der Person am Steuer. Je nachdem ob man aggressiv oder besonnen vorankommen will, erhält man einen angepassten Weg-Vorschlag. Das Kartenmaterial und alle Verkehrslagedaten entstammen der Graphenintegrationsplattform (GIP), welche etwa auch dem Navigationsdienst AnachB.at zugrunde liegt.

Automatische Ladesäulen-Reservierung
Sollte die Energie für eine Fahrt mal nicht ausreichen, gibt das EMPORA Routing-System schon vor Fahrtantritt bescheid. Dann werden alternativ Ladesäulen angesteuert, die am Weg liegen. Die Anwendung weiß, welche davon besetzt oder reserviert. Der Fahrer kann sich nun seine präferierte, verfügbare Ladesäule aussuchen. Dabei stehen ihm Informationen über die Umgebung zur Verfügung, denn selbst mit Schnellladefunktion muss man beim Strom-Tanken schon mal eine halbe Stunde überbrücken. Währenddessen kann man den Einkauf im Supermarkt erledigen oder einen nahe gelegenen Kinderspielplatz besuchen. Fällt die Wahl auf eine bestimmte Ladesäule, wird diese automatisch reserviert.

Schnittstellen-Kampf
Derzeit befindet sich das energie-effiziente Routing noch im Prototyp-Stadium. Eine Schwierigkeit bei der Implementierung stellen die unterschiedlichen Anschluss-Möglichkeiten der Elektroauto-Hersteller dar. Im Gegensatz zur On-Board-Diagnostics-Schnittstelle (OBD) bei Autos mit Verbrennungsmotor, gibt es derzeit noch keine normierte Schnittstelle für Elektromobile. Der Kampf konkurrierender Standards ist hier noch nicht ausgefochten. Mögliche Anbieter für ein marktreifes E-Routing-System gibt es allerdings schon. Vor allem Stromanbieter zeigen reges Interesse, erzählen die EMPORA-Mitarbeiter.

Entwickelt wurde das smarte Routingsystem vom Austrian Institute of Technology (AIT), Atos und Siemens Österreich. Unterstützt wird das Projekt auch von der österreichischen Elektromobilitäts-Plattform Austrian Mobile Power.

Selbst testen

Wer selbst einmal energie-effizient durch Wien kutschiert werden möchte, hat demnächst Gelegenheit dazu. Am Donnerstag, den 25. Oktober, können Interessierte den ITS Weltkongress kostenlos besuchen. Bei mehreren Demonstrationsfahrten erhält man auch Einblick in das EMPORA-Routing. In Zusammenarbeit mit den Wiener Linien wird dabei auch Elektro-Intermodalität im urbanen Raum vorgeführt. Vom Elektroauto steigt man dabei in einen E-Bus um. Nach einer kleinen Tour durch die Innenstadt wird man zum Messegelände zurückgebracht. Nähere Informationen zum ITS Weltkongress und dem Demonstrationsprogramm erhalten Sie hier.

Mehr zum Thema

  • Sicherheit, Komfort und Umwelt im Fokus
  • Die Verkehrstechnik-Welt trifft sich in Wien
  • Neue Funkkarte für Wiener Öffis in Planung
  • eCall für Motorradfahrer vorgestellt

Die futurezone ist offizieller Medienpartner des 19. ITS Weltkongresses.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

mehr lesen
David Kotrba

Kommentare