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Energieeffizienz-Leitfaden für Rechenzentren

Der Energieverbrauch in Rechenzentren ist in den letzten Jahren enorm gestiegen und wird international gerechnet in den nächsten vier bis fünf Jahren um rund 60 Prozent weiter steigen, prognostiziert die österreichische Energieagentur Energy Agency. Grund dafür ist unter anderem die wachsende Zahl an neuen Online-Services, die von Rechenzentren bereitgestellt werden. "Man muss Maßnahmen im Bereich Energieeffizienz setzen, um diesen zunehmenden Energiebedarf in der IT Rechnung zu tragen", fordert Bernd Schäppi von der Energy Agency.

Aus diesem Grund habe man im Rahmen des EU-weiten Projekts "Intelligence Energy Europe" mit Partnern in Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien Guidelines ausgearbeitet, die vor allem kleinen und mittleren IT-Betrieben bei der Beschaffung ihres IT- und Infrastrukturequipments eine Hilfestellung bieten sollen, so Schäppi. Um die Guidlines in deutscher Sprache zu erhalten, muss man sich allerdings zuerst registrieren.

"Bewusstsein noch bescheiden"
Während große Rechenzentren häufig an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen würden und sich deshalb mit ihrem Energieverbrauch auseinander setzen würden, sei das bei kleineren und mittleren Rechenzentren in Österreich noch nicht der Fall. "Das Bewusstsein ist hier unserer Erfahrung nach noch eher bescheiden. Man kann hier noch sehr viel tun", sagt Schäppi. Doch in Österreich würden gerade kleine und mittlere Rechenzentren dominieren. "Über 90 Prozent der zentralen IT-Einheiten sind nach wie vor in kleinen Strukturen angesiedelt mit Serverräumen, die nicht größer sind als 30 Quadratmeter. Genau deswegen muss man hier ansetzen", erklärt der Energie-Experte.

Mit dem Leitfaden der Energieagentur (PDF) lässt sich je nach Ausgangssituation einiges an Energie und Kosten sparen. "Im Bereich der Konsolidierung und Virtualisierung, also Server-Hardware zu reduzieren und mehr Software auf einem Server einzusetzen, lassen sich 50 bis 60 Prozent einsparen. Bei der Kühlung sind in Summe rund 60 Prozent drin", erläutert Schäppi.

"An der Quelle operieren"
Die Kühlung steht bereits seit einigen Jahren im Fokus der möglichen Maßnahmen, weil sie für bis zu 50 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in Rechenzentren und Serverräumen verantwortlich sein kann. "Neu ist allerdings die Erkenntnis, dass man an der Quelle operieren muss. Alles was ich an der IT nicht an Abwärme produziere, muss ich im Anschluss nicht wegkühlen. Bei Maßnahmen an der Quelle spare ich gleich doppelt", sagt Schäppi.

Freie Kühlung
Bei der Kühlung selbst hängt sehr viel Einsparungspotential vom Design des Kühlungssystems ab und damit von Aspekten wie der Luftströmung und des Temperaturniveaus. "Da gab es bisher immer sehr viel Vorbehalte, erst seit kurzem hat ein Umdenken eingesetzt", erläutert der Energie-Experte. "In der Vergangenheit hat man die Zentren sehr tief runter gekühlt - unter 20 Grad. Das ist aber völlig sinnlos. Man kann bis zu 27 Grad bei der Servereinlasstemperatur gehen. Das ist auch unsere Empfehlung", so Schäppi.

Dadurch sei es möglich, viel "freie Kühlung" zu verwenden. Das funktioniert folgendermaßen: Die Außenlufttemperatur wird über einen Wärmetauscher dazu verwendet, um intern mit einem Kühlkreislauf zu kühlen. "In Österreich kann ich von Herbst bis in den Sommer dadurch die Umgebungsluft für die Kühlung verwenden und mir massiv an Kälteleistung einsparen", erklärt Schäppi.

Power Management und Speicher
Als allgemeine Empfehlung der Energieagentur gilt, dass man den Fokus auf das Gesamtkonzept legen sollte und dabei auch die jeweils richtigen Technologien für Speicheranwendungen findet. "Wenn ich Daten habe, die langfristig gespeichert werden sollen und ich selten darauf zugreifen muss, bin ich bei Bändern richtig aufgehoben", sagt Schäppi. Bei Festplatten hingegen gebe es große Unterschiede in Bezug auf Power Management-Funktionen oder Plattendrehzahlen.

Datenmanagement-Funktionen wie De-Duplizierung und Komprimierung würden immer wichtiger werden, da sich die Anforderungen an die Kapazität zwischen 2010 und 2020 um den Faktor 40 erhöhen soll, berichtet Schäppi. "Kapazitätsmanagement-Tools, die Duplikate finden und eliminieren oder Daten komprimieren kann man in der Beschaffungsphase gezielt fordern", sagt Schäppi.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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