Mit einer Spritze wird Luft in den Tierkadaver injiziert.

Mit einer Spritze wird Luft in den Tierkadaver injiziert.

© Rice University/Preston Innovation Laboratory

Science

Forscher machen aus toten Spinnen Roboter

Die Evolution hat Tiere über Jahrtausende hinweg für ihre Umwelt perfektioniert. Kein Wunder also, dass sich auch die Robotik an den Wundern der Natur orientiert. Mit Roboterhunden oder -fischen versuchen Wissenschaftler*innen die besten Eigenschaften von Tieren mit Maschinen zu imitieren, um sie dann für die unterschiedlichsten Zwecke einsetzen zu können.

Ein Team der Rice University, eine Privatuniversität im US-Bundesstaat Texas, geht nun einen Schritt weiter. Es stellt aus Spinnenkadavern Roboter her, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie darlegt. Das Ganze nennt sich „Necrobotics“ - eine Wortschöpfung mit dem vorangestellten Präfix "necro", was so viel bedeutet wie „Tod“ oder „Leiche“.

Mechanische Greifarme

Aus toten Spinnen schufen die beteiligten Ingenieur*innen mechanische Greifarme. Spinnen seien hierfür besonders gut geeignet, da sie ihre Beine durch hydraulischen Druck bewegen – im Gegensatz zu Säugetieren, die ihre Gliedmaßen durch Anspannen und Zusammenziehen entgegengesetzter Muskeln in Bewegung versetzen.

Spinnentiere können ihren Vorderleib, auch genannt Prosoma, zusammenziehen und dadurch Blut in ihre Beine schicken, wodurch sie gestreckt werden. Lässt der Druck nach, zieht das Tier die Beine wieder an.

Einfacher Prozess

Diesen Bewegungsablauf machen sich die Wissenschaftler*innen der Rice University zu Nutzen: Nachdem die Spinne getötet wurde, injizieren sie in ihren Vorderleib Luft. Dadurch öffnen sich die Beine des Tieres. Wird die Luft entfernt, schließen sie sich wieder.

Den Forscher*innen zufolge hält ein Spinnenkadaver etwa 1.000 Öffnungs-/Schließzyklen durch, bevor sein Gewebe zu zerfallen beginnt. Die Spinne könne das rund 130-fache ihres eigenen Körpergewichts heben, heißt es.

Der Spinnenkadaver wird, nachdem Luft injiziert wurde, von den Forscher*innen als sogenannter "Nekro-Roboter" bezeichnet.

Nicht nur makabres Experiment

Das Ganze sei laut den Forscher*innen nicht nur ein makabres Experiment, sondern habe auch potenzielle Anwendungen in Forschung und Industrie: "Es gibt viele Pick-and-Place-Aufgaben, die wir in Betracht ziehen könnten, sich wiederholende Aufgaben wie das Sortieren oder Bewegen von Objekten in kleinem Maßstab und vielleicht sogar Dinge wie die Montage von Mikroelektronik", sagt Daniel Preston, Co-Autor der Studie, in einem Statement.

"Außerdem sind die Spinnen selbst biologisch abbaubar. Wir verursachen also keinen großen Abfallstrom, was bei herkömmlichen Komponenten ein Problem sein kann“, so der Wissenschaftler weiter.

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