Forscher arbeiten an den Zahnimplantaten der Zukunft.

Forscher arbeiten an den Zahnimplantaten der Zukunft.

© Getty Images/istockphoto/gruizza/istockphoto

Science

Forscher züchteten menschenähnliche Zähne in Mini-Schweinen

Zahnimplantate sind eine unangenehme Sache. Normalerweise muss man dazu einen Titankörper im Kieferknochen verankern. Dann dauert es Monate, bis sich dieses Implantat mit dem Kieferknochen verwächst – erst danach kann man das eigentliche Implantat, also die Zahnkrone, anbringen. Amerikanische Forscher sind jedoch davon überzeugt, dass wir eines Tages bessere Zweitzähne haben werden. Die Ersatzzähne der Zukunft sollen maßgeschneidert für die jeweiligen Münder und Kiefer der Patienten wachsen können.

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Sie haben es geschafft, menschenähnliche Zähne im Labor zu züchten. Anschließend wurden diese künstlichen Zähne erfolgreich 6 Miniaturschweinen implantiert.

Zahnzellen von Menschen und Rindern

Für ihre Zuchtzähne haben die Wissenschaftler der Tufts University Zahnzellen von Menschen und Rindern vermischt, die dann an kleineren Teilen von Schweinezähnen festgewachsen sind.

Die leitende Forscherin Pamela Yelick erklärte dem MIT Technology Review, dass die Forscher zuvor unter anderem Zellen aus Schweinekiefern untersucht haben. Schweinekiefer unterscheiden sich von menschlichen, weil die Tiere im Laufe ihres Lebens viele Zahnsätze entwickeln.

Zähne aus dem Rattenbauch

In einem früheren Stadium machten sie außerdem ein Experiment, bei dem sie hybride Schweine-Menschen-Zähne auf biologisch abbaubaren Gerüsten züchteten, die anschließend in Rattenbäuche implantiert wurden. Der Grund für diese merkwürdige Vorgehensweise war, dass die Kiefer von Ratten zu klein für eine ganze Zahnreihe sind. Laut Yelick habe das die Ratten nicht gestört. Nach einer Dauer von 2 Monaten wurden die Zähne wieder aus den Rattenbäuchen entfernt.

Das Ergebnis überraschte sie – tatsächlich waren die Zähne aus dem Rattenbauch echten sehr ähnlich. Durch diese Experimente sei man schließlich zur jetzigen Version gelangt, die nun bereits in die Kiefer von Mini-Schweinen eingesetzt werden konnte und dort weiter heranwuchs.

Schichten wie beim echten Zahn

Dauerhaft mit den künstlichen Zähnen mussten die 6 Schweine nicht leben. Die Zähne wurden nach 2 Monaten wieder entfernt. Das Forscherteam war über das Ergebnis überrascht: Es war nicht nur eine neue Zahnstruktur in den Schweinemündern gewachsen, sondern diese hatte sogar harte Schichten aus Dentin und Zementum gebildet, die auch bei den Zähnen von erwachsenen Menschen vorkommen.

„Diese gewachsenen Zähne zeigen wichtige Eigenschaften natürlicher Zähne, die bei Titanimplantaten fehlen“, sagte die Zahnärztin Cristiane Miranda França zu MIT Technology Review.

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Noch sind die Zähne ästhetisch noch nicht einwandfrei, aber die Forscher wollen weiter an einem perfekten Zahnersatz forschen. „Wir sind optimistisch, dass wir eines Tages einen funktionalen biologischen Zahnersatz schaffen können, der Menschen zugutekommt, die einen Zahnersatz benötigen“, sagte Yelick. Die Frage ist, ob der Zahnersatz der Forscher künftig auch ohne geliehene Schweinemünder und Rattenmägen auskommen kann.

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