Bei Jugendlichen dauert es in der Früh deutlich länger als bei Erwachsenen, bis der Spiegel des Schlafhormons Melatonin wieder sinkt.
Bei Jugendlichen dauert es in der Früh deutlich länger als bei Erwachsenen, bis der Spiegel des Schlafhormons Melatonin wieder sinkt.
© narvikk/istockphoto

Science

Gene beeinflussen, wie gut wir die Zeitumstellung vertragen

Man findet kaum einen Menschen, der sagt: „Mir macht die Zeitumstellung nichts aus.“ Die meisten empfinden es zumindest als nervig, 2-mal im Jahr die Uhr von der Mikrowelle umzustellen. Bei manchen verfliegt dieser Ärger schnell, bei anderen gerät wegen der Zeitumstellung der Biorhythmus aus den Fugen.

Eine neue Studie wollte herausfinden, woran das liegen könnte. Das Ergebnis wurde im Nature veröffentlicht.

Lerchen und Nachteulen

Die Studie fand 2019 statt, also noch vor der Corona-Pandemie. Es wurden DNA-Proben von 831 Personen an einer Medizinschule genommen. Anhand dieser wurde Gen-Profiling gemacht. Es wurden 2 Gruppen gebildet: Personen, die genetisch veranlagt sind Lerchen zu sein und solche die Nachteulen sind.

Als Lerchen bezeichnet man Personen, die ihre Tageshochform schon am Vormittag abrufen können. Dafür gehen sie meist früher ins Bett. Nachteulen sind am Nachmittag und in den Abendstunden fitter und kommen erst später ins Bett.

Obwohl diese Typen schon in unzähligen Studien gefestigt und bewiesen wurden, wird in der Gesellschaft kaum darauf eingegangen. Nachteulen müssen trotzdem um 8 Uhr in die Schule oder um 9 im Büro sein und können so nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen. Und kluge Sprüche wie „Dann geh‘ halt früher ins Bett“ helfen ihnen nicht – weil ihre innere Uhr nun mal anders tickt.

Lerchen fällt die Umstellung auf die Sommerzeit leichter

Für die Studie wurden schließlich 133 Personen ausgemacht, die genetisch veranlagt sind Lerchen zu sein und 134 Nachteulen. Die Studienteilnehmenden bekamen Wearables. Damit wurden Schlaf und Aktivitäten überwacht.

Gemacht wurde die Studie bei der Umstellung auf die Sommerzeit im Frühling. Die Uhr wird an einem Sonntag von 2 auf 3 Uhr vorgestellt, man „verliert“ eine Stunde. Alle Teilnehmenden standen an den Wochentagen zur gleichen Zeit auf. Aber es gab einen signifikanten Unterschied, wann sie schlafen gingen und wann sie an den Wochenenden aufstanden.

Die Lerchen hatten sich bereits am Dienstag, also nach 2 Tagen, an die Zeitumstellung angepasst. Bei den Nachteulen hatten sich am Samstag immer noch nicht alle komplett an die Sommerzeit anpassen können.

„Sommerzeit macht alles schlimmer“

Für die Forscher*innen ist das ein weiteres Indiz dafür, dass die Zeitumstellung den Menschen mehr schadet als nützt. „Es ist bereits bekannt, dass die Sommerzeit die Anzahl von Herzinfarkten, Autounfällen und anderen Unfällen beeinflusst. Mit diesen Daten und den Gentests sehen wir jetzt direkt den Effekt, der das auslöst, anstatt nur die Konsequenzen. Wir sehen auch den Unterschied zwischen Menschen mit verschiedenen Schlaf-Wach-Rhythmen. Kurz gesagt: Die Sommerzeit macht alles schlimmer, ohne einen guten Grund, warum es die Sommerzeit überhaupt gibt“, sagt die Neurowissenschafterin Margit Burmeister von der Universität Michigan.

Die Forscher*innen haben sich auch die Umstellung auf die Winterzeit angesehen. Hier wird die Uhr von 3 auf 2 Uhr gestellt, wir „gewinnen“ eine Stunde dazu. Bei dieser Umstellung gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen Lerchen und Nachteulen. Dies legt nahe, dass sich unsere Körper allgemein leichter tun mit der Winterzeit, bzw. der Umstellung darauf.

Die Studie könnte die Basis für weitere Forschungen bilden, die sich damit befassen, wie sich neue Regeln auf unsere innere Uhr auswirken. Anhand der Gene könnte man etwa herausfinden, wer anfällig für Jet Lag ist oder wem Schichtarbeit leichter fällt.

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