HD Vinyl verspricht Schallplattenwiedergabe in CD-Qualität und einen einfacheren Herstellungsprozess.
HD Vinyl verspricht Schallplattenwiedergabe in CD-Qualität und einen einfacheren Herstellungsprozess.
© APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Tonträger

HD Vinyl: Österreichische Firma verbessert Schallplatte

Der Vinyl-Markt boomt. In Österreich wurden im vergangenen Jahr 5,2 Millionen Euro mit den schwarzen Scheiben umgesetzt, 30 Prozent mehr als im Jahr davor. Weltweit nahmen die Umsätze 2015 gar um mehr als 50 Prozent zu. Auf diesen Trend setzt der in Tulln ansässige Digitalvertrieb Rebeat Digital. Gemeinsam mit dem Forschungszentrum Joanneum Research hat Rebeat-Gründer Günter Loibl eine Methode entwickelt, mit der Schallplatten mit längerer Spieldauer und einem größeren Frequenzumfang hergestellt werden können.

Vergangene Woche wurde das Patent für High Defintion (HD) Vinyl beim österreichischen Patentamt angemeldet. HD Vinyl solle die konventionelle Fertigungsmethode für Schallplatten revolutionieren und die Wiedergabe in High-End-Qualität ermöglichen, sagt Volker Schmidt vom Institut für Oberflächentechnologien und Photonik der Joanneum Research ForschungsgesmbH in Weiz. Abgespielt werden können die HD-Vinyl-Scheiben mit handelsüblichen Geräten. "Sie sind zu hundert Prozent mit normalen Plattenspielern kompatibel", sagt Rebeat-Gründer Loibl.

Digital aufbereitet

Wie aber funktioniert die Methode genau? Die Audiodaten werden mit einem CAD-Programm aufbereitet und anschließend mit einem Laser auf die Pressmatrize geschrieben. Gegenüber herkömmlichen Methoden, bei denen die Toninformationen mechanisch in die Matrize gekratzt werden, fallen durch die Laser-Methode zahlreiche Arbeitsschritte weg. Sie ist auch deutlich schneller als die Matrizenherstellung mit mechanischen Schneidemaschinen, bei der die Töne in Echtzeit mit einem Schneidstichel in die Matrize geritzt werden.

Durch die digitale Verarbeitung können die Audiodaten und die Rillenstruktur auf der Pressmatrize optimiert werden. Dadurch könnte bis zu 30 Prozent mehr Information in der Plattenrille untergebracht werden, sagt Joanneum-Forscher Schmidt.

Größerer Frequenzbereich

Mit der neuen Methode lässt sich auch ein größerer Frequenzbereich bei entsprechender Dynamik abdecken. Denn während der Schneidestichel in der traditionellen Fertigung bei hohen Frequenzen heiß wird und die Frequenzen deshalb beschnitten werden müssen, könne bei der Laser-Methode das gesamte Frequenzspektrum der Tonaufnahme auf der Matrize abgebildet werden, so Schmidt.

Die Laser seien auch geeignet harte Materialien zu bearbeiten, sagt der Forscher. "Damit lässt sich der Verschleiß der Pressmatrizen reduzieren und die Anzahl der Pressvorgänge erhöhen." Für die Schallplatten-Fertigung, bei der wegen des anhaltenden Vinyl-Booms Wartezeiten von mehreren Monaten keine Seltenheit sind, ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Die Methode ist laut Loibl und Schmidt umweltfreundlicher und weniger aufwendig im Vergleich zum traditionellen Verfahren, das bisher viel Arbeitsschritte und Chemikalien (Galvanik) bei der Herstellung der Pressmatrizen benötigt.

Investorensuche

Loibl sucht nun Investoren für die Weiterentwicklung des Verfahrens. "HD Vinyl wird den Markt nachhaltig verändern", ist der ehemalige Musiker überzeugt. Loibls Firma Rebeat Digital bietet seit 2007 Software für den digitalen Vertrieb von Musik an. Musiker können damit ihre Werke auf Knopfdruck auf Plattformen wie iTunes zum Download oder auf Diensten wie Spotify oder Napster zum Streaming anbieten und auch Abrechnungsdaten verwalten.

In die neue Methode zur Schallplattenfertigung setzt Loibl hohe Erwartungen. "Wenn ich als Musiker die Wahl zwischen alten Fertigungsmethoden und HD Vinyl habe, werde ich mich wahrscheinlich für das bessere Produkt entscheiden", sagt der Rebeat-Gründer: "Ich halte 50 bis 70 Prozent Marktanteil für möglich."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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