Makaber und faszinierend: Historische interaktive Mordkarte von London
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Krimis sind spannend – vor allem dann, wenn sie interaktiv erzählt werden. Manuel Eisner, Historiker an der University of Cambridge, hat daher eine interaktive Karte erstellt, auf der 142 Mordfälle aus dem mittelalterlichen London dokumentiert sind.
Die User können die Karte unter diesem Link erforschen und verschiedene Filter auswählen – unter anderem, welche Waffen von den Mördern verwendet werden. So ereignete sich etwa ein Mord mit bloßen Händen, als eine Prostituierte vor dem Tower of London eine schwangere Frau in den Bauch schlug. Die meisten Morde wurden in den Jahren zwischen 1300 und 1340 aber mit Schwertern und Dolchen begangen.
In einer Presseaussendung teilt die Universität auch Daten rund um das mörderische London des Mittelalters. So fanden 68 Prozent der Morde in den geschäftigen Straßen und auf öffentlichen Plätzen statt. Sechs Morde fanden in Sakralbauten statt, nur zwei Morde in Bordellen – die Gotteshäuser waren also der gefährlichere Aufenthaltsort.
Sonntagliches Morden
Der Großteil der Mörder (92 Prozent) waren Männer, der Großteil der Morde fand in den frühen Abendstunden statt. Töten war offensichtlich eine Wochenendbeschäftigung, denn fast ein Drittel (31 Prozent) aller Morde fanden am Sonntag statt. „Sonntag war der Tag, an dem die Menschen ihre Freizeit mit Trinken und Glücksspiel verbrachten, die daraus entstehenden Reibereien resultierten oft in körperlicher Gewalt“, sagt Eisner.
Schätzungen zufolge hatte London damals zwischen 40.000 und 100.000 Einwohner. Die Mordrate des damaligen Londons war laut Eisner 15 bis 20 Mal höher als in einer heutigen britischen Stadt vergleichbarer Größe. Der Experte weist aber auch darauf hin, dass direkte Vergleiche mit der heutigen Zeit schwierig sind: „Wir haben heute zwar Schusswaffen, aber wir haben auch Rettungsdienste“, sagt er: „Das Töten ist heute einfacher, aber ebenso das Retten von Leben.“ Fakt sei auch, dass das Sterben im Mittelalter ein langsamer Prozess war: Über 18 Prozent der Opfer haben den Angriff mindestens eine Woche lang überlebt, staben später aber an Infektionen oder Blutverlust.
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