“Österreich noch nicht abgesandelt, aber auf gutem Weg”
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In der Studie mit dem Titel “Global Innovation Monitor” wird Österreich mit führenden Innovationsnationen wie Israel, Südkorea, den USA, der Schweiz und den Niederlanden verglichen. Dabei kommt die Alpenrepublik nicht sonderlich gut weg. “Österreich ist noch nicht abgesandelt, aber auf gutem Weg dorthin. Das erklärte Ziel der Regierung, Österreich zu einer der leistungsfähigsten Innovationsnationen zu machen, wird immer schwieriger erreichbar, je länger die Reformblockade der Regierung anhält”, sagt Hannes Androsch, der Vorsitzende des Rates für Forschung und Technologieentwicklung.
Zwar ist Österreich momentan eines der reichsten Länder der Welt, aber vor allem in den Bereichen der Forschung und der Hochtechnologie spielt das Land nicht in der obersten Liga mit. Entwicklungen wie die langsame Überalterung der Bevölkerung, die Notwendigkeit der Einschränkung des Ressourcenverbrauchs und der Aufstieg von Schwellenländern wie Indien und China werden den Stellenwert von Innovationskraft in Zukunft noch erhöhen.
“Diesen Strukturwandel müssen wir bewältigen. Das geht nur mit Investitionen in Bildung. Vor allem die Universitäten und die dort betriebene Grundlagenforschung spielen eine wichtige Rolle für Länder, die vorne mitspielen wollen. Nur so lässt sich Wachstum erreichen, von dem alle profitieren können”, sagt Christian Keuschnigg, Leiter des Instituts für höher Studien in Wien. Durch gute Forschungsarbeit an den Hochschulen soll der Technologietransfer in die Privatwirtschaft angekurbelt werden. “Zehn Prozent mehr Geld für Grundlagenforschung führt laut US-Studien zu sieben Prozent mehr Ausgaben in der privaten Forschung”, so Keuschnigg.
Mehr Geld für Unis
Auch eine hohe Akademikerquote sei wichtig, um das Potenzial eines Landes voll zu erschließen, so der Institutsleiter. In der Studie “Vision Österreich 2050”, die vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung, dem AIT und dem Institut für höhere Studien erstellt wurde, werden diese und andere Strategien aufgezeigt, mit denen es Österreich möglich sein soll, innerhalb weniger Jahrzehnte im internationalen Wettbewerb mit anderen Ländern eine Spitzenposition einzunehmen. Der Abbau von Gründungs- und Markteintrittsbarrieren etwa steht ganz oben auf der Wunschliste der Studienleiter. Auch einfachere Kündigungen sollen den Markt beleben. Der Mangel an Venture-Kapital, der Österreich in dem Buch attestiert wird, müsse ebenfalls behoben werden, damit das Land den kommenden Wandel besser bewältigen könne, als andere, so die Autoren.
Ein erster Schritt soll die Reform der Hochschulen sein. “Wir brauchen entfesselte Unis. Nur durch Forschung kann Studenten Spaß an ihrer Tätigkeit vermittelt werden, dann werden auch technische Fächer interessanter. Das kostet aber eben leider Geld”, so Peter Skalicky, stellvertretender Leiter des Rats für Forschung und Technologieentwicklung. Von Ideologie solle sich Österreich dabei nicht zurückhalten lassen. “Nachhaltigkeit etwa darf nicht alles sein. Man soll den Umweltschutz zwar nicht über Bord werfen, aber schon im Auge behalten, dass Vorhandenes weiterentwickelt werden soll. Es werden nicht sieben Milliarden Menschen im thermischen Gleichgewicht leben. Wir müssen andere führende Länder beobachten und von ihnen lernen”, so der Vize-Chef des Rats für Forschung und Technologieentwicklung.
Firmen gefordert
In Österreich hapere es oft auch an der Umsetzung von Erkenntnissen in den Unternehmen. “Wir haben einen starken Wissensraum in Österreich, können das aber etwa im Vergleich zum Silicon Valley nicht immer umsetzen. So kommt ein Brain-Drain zustande, der schlecht für das Land ist”, sagt Ludovit Garzik, Geschäftsführer des Rats für Forschung und Technologieentwicklung. Die Firmen täten demnach gut daran, neue Technologien schnell umzusetzen. “Die Schwellenländer holen in der Produktion auf, um führend zu bleiben, müssen österreichische und europäische Firmen verstärkt auf Vernetzung, Automatisierung und Big Data setzen, die sogenannte Industrie 4.0”, erklärt Margit Noll vom AIT.
Mit diesen Maßnahmen könnte die Politik laut den Studienautoren das Ruder für Österreich herumreißen. “Wir müssen Perspektiven für morgen aufzeigen. Es geht uns ja noicht schlecht, aber wir sind eben noch nicht im Spitzenfeld”, so Androsch.
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