Das Innere des Supercomputers Vienna Scientific Cluster 4

Das Innere des Supercomputers Vienna Scientific Cluster 4

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Science

Österreichs stärkster Supercomputer eingeweiht

Wenn Klimaforscher Wettersimulationen durchführen wollen, wenn Maschinentechniker die Strömungsmechanik von Wasser- oder Windkraftwerken optimieren wollen oder wenn Mediziner die Bewegungen des Herzmuskels analysieren wollen, ist enorme Rechenleistung notwendig. Mit dem Vienna Scientific Cluster 4 (VSC-4) steht heimischen Forschern ein Supercomputer zur Verfügung, der zu den 100 leistungsfähigsten der Welt zählt.

Acht Millionen Euro

Am Montag wurde der VSC-4 offiziell eröffnet. Die Anlage solle dabei helfen, "die Menschheit weiterzubringen und die dringendsten Fragen unserer Zeit aufzuklären", sagt Iris Rauskala, Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Ihr Ministerium hat das Gemeinschaftsprojekt von Universität Wien, TU Wien, Universität für Bodenkultur, TU Graz und Universität Innsbruck finanziell unterstützt. Mehr als acht Millionen Euro wurden in den Hochleistungsrechner investiert. Wie der Name schon sagt, ist VSC-4 der vierte Supercomputer, den die Universitäten gemeinsam errichten ließen.

Größenvergleich zwischen dem Vienna Scientific Cluster 4 und einem handelsüblichen PC für Business-Anwendungen

Ein Hauch Futurismus

Wer beim Begriff Supercomputer an schier endlose Reihen an Rechnerregalen eines Datenzentrums denkt, wird beim Anblick der Anlage nahe dem Arsenal in Wien überrascht sein. Ein metallischer Kasten inmitten eines fensterlosen Raumes reicht aus, um darin 37.920 Prozessorkerne unterzubringen. Durch einen Glasboden, der einen Einblick in die Wasserkühlung des Supercomputers gewährt, und eine schummrige Beleuchtung sieht das Ganze wenigstens etwas futuristisch aus. Der Vorgänger VSC-3, der im Raum nebenan steht, wirkt mit seinem Tiefkühltruhen-Look (voller Öl zur Kühlung) deutlich rustikaler.

Petaflop-Schallmauer

Mit seinem vierten Rechner (Nummer eins und Nummer zwei existieren übrigens nicht mehr) hat der VSC die Petaflop-Schallmauer durchbrochen. Bei Flops (Floating Point Operations per Second) handelt es sich um die Maßeinheit, mit der die Leistungsfähigkeit von Supercomputern verglichen wird. Mit 2,7 Petaflops (2,7 Millionen Milliarden Flops) nimmt sich die Wiener Anlage im Vergleich mit den 148,6 Petaflops des weltweiten Spitzenreiters "Summit" aus den USA eher mickrig aus, gegenüber dem VSC-3 bedeutet dies aber eine 4,5-Mal höhere Leistung. In der internationalen Supercomputing-Rangliste belegt der VSC-4  Platz 93.

Der Supercomputer Vienna Scientific Cluster 4 ist in etwa so groß wie eine voluminöse begehbare Garderobe

International vernetzt

Bei der Energieeffizienz schafft es der Wiener Rechner nur auf Platz 246. Laut Herbert Störi, dem wissenschaftlichen Leiter, liege das daran, dass im VSC-4 derzeit noch keine Grafikkarten verbaut sind. Die bringen viel Leistung bei geringerem Stromverbrauch, sind aber für Forscher aufwendiger zu programmieren. Die aktuelle Bauweise bringe also mehr Zeiteffizienz.

Benötigen Forscher für ihre jeweiligen Rechenaufgaben mehr Arbeitsspeicher, als im VSC vorhanden ist, können sie zusätzlich auf "Shared Memory" des Linzer Supercomputers MACH-2 zurückgreifen. VSC ist außerdem Mitglied des europäischen Superrechner-Netzwerks EuroHPC. In zwei Jahren soll mit dem Aufbau der nächsten Supercomputer-Generation in Wien begonnen werden. Deren Name ist wenig überraschend: VSC-5.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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