Portrait: Die Funkspezialisten aus Wien Wieden
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Man sieht es dem mittelgroßen Büro im vierten Wiener Gemeindebezirk kaum an, dass hier Dinge entwickelt werden, die in Zukunft in militärischen Drohnen in Afghanistan, oder auf Großraumjets von Boing eingesetzt werden. Beim Wiener Unternehmen Pidso wird an genau solchen Antennen geforscht. Für die Errungenschaften in diesem Bereich wurde das Unternehmen auch kürzlich mit dem Mercur Innovationspreis der Wirtschaftskammer ausgezeichnet.
Geringes Gewicht ist wichtigste Botschaft
Unsere wichtigste Botschaft ist eindeutig das geringe Gewicht unserer Produkte“, sagt Geschäftsführer Christoph Kienmayer bei der Führung durch die Büro- und Laborräume. Auch nur geringe Gewichtseinsparungen gegenüber herkömmlichen Antennen machen in Summe oft viel aus. So erklärt Kienmayer: „Fluggeräte müssen zum Teil mit 13 verschiedenen Antennen ausgestattet werden, hier geht es um korrekte Funktionen und vor allem um Ausfallsicherheit. Wenn wir nun bei jeder dieser Antennen rund die Hälfte des Gewichts einsparen könnten, ist das durchaus ein wichtiger Faktor.“
Wireless HDMI
Auch im EDV-Bereich entwickelt Pidso Lösungen, die bald auch den Einzug ins Heimkino nehmen könnten. So wird in Wien erfolgreich an einer Lösung für die drahtlosen Übertragung eines HDMI-Signals in Full-HD gearbeitet. „Mit unserem Produkt konnten wir im Testbetrieb rund 60 Meter und mehrere Wände problemlos überbrücken“, so Kienmayer.
Smart Metering
Auch bei den kommenden intelligenten Stromzählern ist die Expertise von Pidso gefragt: „Oft passiert es, dass Konzepte entworfen werden, ohne dass ausreichend auf die technische Machbarkeit geachtet wird.“ Im Rahmen der Einführung der „Smart Meter“ sind die Kompetenzen von Pidso gefragt, Kienmayer dazu: „Die Zähler sollen über Funk mit der Zentrale kommunizieren, allerdings hat niemand daran gedacht, dass sich die Kästen oft in Kellerräumen befinden, aus denen sich nur schwer funken lässt.“
In solchen Situationen ist die Kompetenz von Funkfachleuten gefragt: „Am Ende liegt es an uns, entsprechende Lösungen für schwierige Umstände zu finden. In diesem Zusammenhang wird Pidso voraussichtlich ab Sommer gemeinsam mit Siemens an einem österreichischen Smart-Metering Projekt arbeiten.
Österreich als guter, aber mühseliger Forschungsstandort
Pidso wurde 2006 gegründet und steht für Propagation Ideas and Solutions. Neben dem Hauptsitz in Wien existiert noch eine Niederlassung im kalifornischen San Jose. Österreich und der EU stellt Kienmayer ein gutes Zeugnis aus: „Österreich ist ein guter Forschungsstandort, es gibt mittlerweile viele Förderungen, die Unternehmen wie uns zu gute kommen.“
Doch nicht alles an den Umständen in Österreich ist rosig, so erzählt Kienmayer weiter: „Natürlich ist es immer sehr schwierig, wenn große Summen vorfinanziert werden müssen.“ Auch beim Antragsdschungel sieht Kienmayer Verbesserungsbedarf: „Es wird einem oft nicht leicht gemacht, so müsste sich an sich jemand in unserem Unternehmen permanent mit entsprechenden Papieren und Anträgen beschäftigen, um tatsächlich alle entsprechenden Förderungen zu beantragen.“
Drahtlos als Zukunftstechnik
In den Räumen in Wien Wieden werden jedoch nicht nur Produkte für die Luftfahrt entworfen und konzipiert. „Die Einsatzgebiete unserer Produkte sind vielfältig“ erklärt Kienmayer. „Oft bedenkt man nicht, wie wichtig Funktechnik im Alltag schon ist.“ Wien und viele anderen Großstädte planen ein großflächiges, öffentliches WLAN-Netz. Auch hier ist Funktechnik natürlich ein essentieller Bestandteil: „Wenn jemand von WLAN spricht muss eine Antenne hin“, so Kienmayer.
Besonders in diesem Zusammenhang arbeitet Pidso oft unter der Wahrnehmungsgrenze einer breiteren Öffentlichkeit. „Antennen werden optisch auch immer mehr in die Lebensumgebung integriert und fallen daher kaum noch auf.“ Dies führt auch dazu, dass es der Branche zunehmend an Nachwuchs mangelt. „Trotz der steigenden Bedeutung von Funktechniken wird es immer schwieriger, entsprechend ausgebildete Leute zu finden“, gibt der Geschäftsführer zu bedenken.
Kienmayer glaubt, dass viele Studenten der Elektrotechnik gar nicht auf die Idee kommen, sich in dem Feld Antennentechnik zu spezialisieren. Trotz der Tatsache, dass es sich hier um eine aufsteigende Branche handelt, stellt Kienmeyer fest: „Es ist wirklich schwierig Personal zu finden.“
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