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Forschung

Silicon Valley macht Universitäten KI-Talente abspenstig

Als Googles künstliche IntelligenzAlphaGo“ 2016 den Profispieler Lee Sedol im Brettspiel Go geschlagen hat, machte der Fortschritt im Bereich des maschinellen Lernens Schlagzeilen. Für Google ist die menschliche Intelligenz hinter der Software aber bedeutender als die künstliche Intelligenz (KI)selber. Für die Firma Deep Mind, die AlphaGo entwickelt hat, hat Google 2014 500 Millionen US-Dollar bezahlt. Seit damals hat sich das Rennen um die besten Köpfe im Bereich der KI-Forschung sogar noch zugespitzt. Die großen US-Konzerne aus dem Silicon Valley zahlen enorme Gehälter für junge Forscher und werben diese teilweise aggressiv von Universitäten auf der ganzen Welt ab, wie auch der britische Guardian unlängst festgestellt hat.

„Wir merken, dass die Nachfrage nach Talenten sehr hoch ist. Google, Facebook und andere IT-Firmen sind in Zürich vertreten und investieren große Summen. Dadurch werden unsere Postdoktoranden schneller abgeworben. Das hat auch Vorteile, weil sich mehr junge Leute für den Bereich interessieren“, sagt Roland Siegwart von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich). In Österreich ist die Situation ähnlich, wie Stefan Szeider von der TU Wien bestätigt: „Das Problem wird in der Branche diskutiert. Schon mit einem Master-Abschluss bekommen Studenten gute Angebote, auch aus dem Inland. Wir steuern hier aktiv gegen. Für Postdoktoranden sind die Tech-Konzerne noch interessanter, weil sie langfristige Perspektiven bieten, die es an österreichischen Unis kaum gibt. Hier wäre die Politik gefordert.“

Geld zieht

In Zürich, wo viele US-Tech-Konzerne forschen, ist die Situation angespannter. „Problematisch ist die Entwicklung für andere Wirtschaftsbereiche, die mit den zahlungskräftigen US-Firmen um die Experten konkurrieren müssen“, sagt Siegwart. Die Universitäten können aber auch vom Engagement der Tech-Konzerne in der Forschung profitieren, wenn große Summen in gemeinsame Forschungsarbeit fließen. „Wir haben eine offene Zusammenarbeit mit diesen Firmen“, sagt Siegwart. Dass dadurch mehr Wissen in den Besitz der Konzerne übergeht, ist ein Nebeneffekt, der Folgen hat. „Für kleinere Firmen kann es schwierig werden, den Anschluss zu halten. Ich glaube aber, dass sich die großen Player ihrer Verantwortung bewusst sind“, sagt Siegwart.

Dass die Universitäten ihre Schlüsselrolle in der Forschung verlieren, ist demnach unwahrscheinlich. „Durch Grundlagenforschung und die Chance, an der Technik von Übermorgen zu arbeiten, bleiben Universitäten attraktiv. Allerdings haben die großen Firmen Datenbestände, ohne die viele Arbeiten gar nicht möglich sind“, sagt Szeider. Die Nachfrage nach KI-Talenten wird in den kommenden Jahren hoch bleiben. Neben den USA etabliert sich auch China – auf Geheiß der Partei – mit Internetkonzernen wie Alibaba als treibende wirtschaftliche Kraft.

„Wir sehen, dass die dortigen Firmen und Hochschulen sich verstärkt um Kooperationen bemühen“, sagt Siegwart. Personal-Abwerbungen durch chinesische Unternehmen sind aber noch kein Faktor. „Der kulturelle Unterschied und die Sprachbarriere sind hemmend. Wenn sich das Land öffnet, könnten auch neue Konkurrenten für Google und Facebook entstehen“, sagt Siegwart.

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Markus Keßler

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