Der Harlekin-Baumsteiger ist am Rande der Ausrottung

Der Harlekin-Baumsteiger ist am Rande der Ausrottung

© APA/AFP/LUIS ROBAYO / LUIS ROBAYO

Science

Tierarten sterben immer schneller aus

Dass die Menschheit die sechste Massenauslöschung von Lebewesen innerhalb der vergangenen 541 Millionen Jahre (dem Phanerozoikum) ausgelöst hat, ist kein Geheimnis mehr. Wie Forscher nun in einer neuen Studie aufzeigen, nimmt die Rate, mit der Tiere aussterben, allerdings dramatisch zu. Innerhalb der nächsten 20 Jahre werden 500 Spezies aussterben, warnen sie - so viele wie während des gesamten vergangenen Jahrhunderts.

"Globaler Notfall"

"Wenn die Menschheit andere Kreaturen auslöscht, sägt sie an dem Ast auf dem sie sitzt", meint Paul Ehrlich von der Stanford University, der an der Studie mitarbeitete, die nun im Fachjournal PNAS veröffentlicht wurde. Die Menschheit zerstöre ihr eigenes Lebenserhaltungssystem, weshalb es notwendig sei, das Problem stärker ins Bewusstsein zu rücken. "Die Erhaltung von bedrohten Spezies sollte von Regierungen und Institutionen auf die Ebene eines globalen Notfalls gehoben werden."

Unter den Tierarten, die mit Populationen unter 1.000 Stück am Rande der Ausrottung stehen, sind das Sumatra-Nashorn, die Espanola-Riesenschildkröte und der Harlekin-Baumsteiger (ein Frosch). Historische Daten waren zu 77 der 515 identifizierten gefährdeten Tierarten verfügbar. Sie zeigen, dass die Populationen der Tiere um durchschnittlich 94 Prozent abgenommen haben.

Dominoeffekt

Während Tierarten wie das Sumatra-Nashorn nicht unmittelbar bedeutungsvoll für das Überleben der Menschheit erscheinen, könne der Verlust einer Tierart einen unkontrollierbaren Dominoeffekt auslösen, meinen die Forscher. Als Beispiel dafür führt der Guardian die Überjagung von Seeottern an. Durch den Wegfall der Raubtiere vermehrten sich Seeigel und vernichteten Kelp-Unterwasserwälder, was wiederum eine Art von Seekühen auslöschte. "Aussterben führt zu weiterem Aussterben", meinen die Forscher.

Einlenken noch möglich

"Diese Studie stellt einen weiteren Beweis zur Verfügung, dass sich die Biodiversitäts-Krise beschleunigt", meint Andy Purvis vom Natural History Museum in London. "Aber - und das ist ein wichtiger Punkt - es ist nicht zu spät. Um zu einer nachhaltigeren Welt überzugehen, müssen wir uns etwas leiser auf dem Planeten bewegen. Bis dahin berauben wir künftige Generationen ihres Erbes."

"Die Zahlen in dieser Studie sind schockierend", sagt Mark Wright, der wissenschaftliche Direktor des WWF. "Dennoch gibt es Hoffnung, wenn wir die Landnahme und verheerende Abholzung in Ländern wie Brasilien stoppen, können wir die Kurven von Biodiversitätsverlust und Klimawandel biegen. Aber es braucht globale Anstrengungen dafür."

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