US-Autor: Bedingungsloses Grundeinkommen ist unvermeidbar
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Maschinen, die miteinander kommunizieren, über Sensoren Werkstoffe analysieren und Bauteile selbst zusammensetzen. In der Fabrik der Zukunft wird der Mensch nicht mehr gebraucht. Selbst anspruchsvollere Tätigkeiten, wie die Qualitätskontrolle, werden von Robotern übernommen. "Intelligente Maschinen ersetzen menschliche Arbeitskräfte", sagt Martin Ford. Der US-Autor ("Aufstieg der Roboter") und Unternehmer weilte auf Einladung des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) in Wien. Bei einem Vortrag am Mittwochabend im Ares Tower skizzierte er die gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung.
"Maschinen konsumieren nicht"
"Selbst Leute mit einem Universitätsabschluss haben keine sichere Zukunft mehr", warnte Ford. Die technische Entwicklung stehe erst am Anfang. Maschinen seien zunehmend in der Lage zu lernen und selbst Entscheidungen zu treffen. Der Durchmarsch der Informationstechnologie beschränke sich auch nicht auf einige wenige Bereiche, sondern betreffe die gesamte Wirtschaft und jedes Land: "Es ist ein globales Phänomen."
90 Prozent der Jobs in den USA habe es auch vor 90 Jahren schon gegeben, führte Ford aus. Man müsse kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass es sie bald nicht mehr geben werde. Die Gesellschaft stehe vor großen Herausforderungen, mahnte Ford: "Maschinen konsumieren nicht."
Trump und Brexit als Gegenreaktion
Im Wahlsieg Donald Trumps und im Brexit-Volksentscheid in Großbritannien sieht Ford eine Gegenreaktion auf die gesellschaftliche Dynamik der Digitalisierung. Davon werde man in Zukunft noch mehr sehen.
"Investitionen sind im Keller"
In Österreich sehe er derzeit nicht das Problem, dass Technik Arbeitsplätze vernichte. Vielmehr brauche es die Politik, damit technische Errungenschaften in Unternehmen rascher zum Einsatz kämen, damit Firmen wettbewerbsfähiger werden und neue Märkte erschließen könnten, sagte AMS-Chef Herbert Buchinger: "Die Investitionen sind im Keller."
"Unsicherheiten in Menge"
Alles auf die Digitalisierung zu schieben sei zu einfach, warnte Ursula Holtgrewe vom deutschen Zentrum für Soziale Innovation. "Wir haben ökonomische, soziale und politische Unsicherheiten in Menge. Die sozialen Sicherungssysteme müssten flexibler gestaltet werden. Warum sollten nur Studierende und Hochqualifizierte Stipendien bekommen, fragte Holtgrewe, die sich dafür aussprach, "solche Freiräume, Dinge auszuprobieren, auch Menschen mit einfachen Qualifikationen zu öffnen: "Wir müssen mehr soziale Fantasie zulassen."
"Technik ist nicht grauslich"
Kugi warnte auch davor, die Technik zu verteufeln: "Technik ist nicht grauslich", sagte der Wissenschaftler. Er fürchte sich nicht vor der Digitalisierung, sondern davor, dass junge Leute davon abgehalten würden, technische Berufe zu ergreifen. "Wenn wir wollen, das neue Arbeitsplätze entstehen, werden wir Leute brauchen, die gut ausgebildet sind."
Ein Grundeinkommen müsse ideologiefrei diskutiert werden, etwa als "Technik-Dividende für alle", forderte Markus Tomaschitz, Personalchef beim steirischen Technologieunternehmen AVL List. Tomaschitz brachte auch ein viel grundlegenderes Problem zur Sprache. Wenn man Österreicher frage, worauf sie an ihrem Land besonders stolz seien, würden sie nicht etwa die technischen Errungenschaften oder andere Leistungen anführen, sondern die Landschaft, sagte der Manager: "Das ist traurig."
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