© Kurt Gödel Society

Veranstaltung

"Vienna Summer of Logic": Wien wird zum Logik-Woodstock

Für mehr als zwei Wochen wird Wien im Juli zum weltweiten Zentrum für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Logik. Unter dem Dach des "Vienna Summer of Logic" (VSL) gehen insgesamt zwölf Konferenzen über die Bühne. Mit mehr als 2.500 Forschern wird die am 9. Juli beginnende Veranstaltung nach Angaben der Verantwortlichen "die größte in der Geschichte der Logik" sein.

Konferenz-Cluster

Den Anklang an den "Summer of Love" 1969 mit seinem Höhepunkt auf dem Musikfestival in Woodstock haben die VSL-Organisatoren von der Kurt Gödel Gesellschaft, der Technischen Universität (TU) Wien und dem Institute of Science and Technology (IST) Austria nicht ohne Grund gewählt, erklärten sie kürzlich vor Journalisten.

Ein derart umfassendes Treffen von Experten aus den Forschungsbereichen Computerwissenschaften, Mathematische Logik und Künstliche Intelligenz habe es noch nie gegeben. Dass dieser Konferenz-Cluster in Wien über die Bühne gehen wird, sei auch darin begründet, dass sich die Stadt einer großen Tradition in der Wissenschaft von der schlüssigen und exakten Argumentation rühmen kann.

Lange Geschichte

Bereits in den 1920er Jahren bildete sich mit dem "Wiener Kreis" ein einflussreicher Verbund von Naturwissenschaftern und Philosophen. In dessen Umfeld befassten sich vor allem der österreichische Mathematiker Kurt Gödel und der Philosoph Ludwig Wittgenstein mit zentralen Fragen der Logik.

Gödel veröffentlichte etwa 1931 seinen bekannten "Unvollständigkeitssatz". Vereinfacht gesagt, räumte er darin mit der Hoffnung auf, dass in der Mathematik als der exaktesten aller Wissenschaften alles bewiesen werden kann. Er konnte zeigen, dass es in jeder mathematischen Theorie wahre Sätze gibt, die nicht bewiesen werden können, es sei denn die Theorie enthält Widersprüche.

Nach dem wissenschaftlichen Kahlschlag im Zuge des Anschlusses an Nazi-Deutschland, der endgültigen Emigration Gödels in die USA und den darauffolgenden Brach-Jahren sei Wien in den vergangenen Jahrzehnten aber wieder zu einem der weltweiten Zentren der Logik aufgestiegen, erklärte Helmut Veith vom Institut für Informationssysteme der TU Wien und Ko-Organisator des VSL der APA.

Logik ermöglicht IT

Heute ist Logik aus unserem Alltag nicht wegzudenken: Denn jedes Computerprogramm könne als eine sehr lange logische Formel gesehen werden und jegliche Kommunikation mit Computern ist ohne die Formel-Sprache der Logik nicht möglich, so Veith. Was alles auf Logik basiert, soll im Rahmen des VSL auch der allgemeinen Öffentlichkeit in einem ausführlichen Vermittlungsprogramm verständlich gemacht werden.

Zu den wissenschaftlichen Highlights wird etwa die Eröffnungsrede des Mathematikers, Informatikers und laut Veith "lebenden Legende" der Logik, Dana Scott, von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh (USA) zählen. Weitere Keynote-Vorträge halten der Computerwissenschafter Christos Papadimitriou von der US-Universität Berkeley und der Pionier der automatisierten Fehlersuche in Computerprogrammen, Edmund Clarke.

Olympische Spiele der Logik

In Wien werden auch die ersten "Olympischen Spiele der Logik" über die Bühne gehen. Programmierer, respektive die von ihnen entwickelten Computersysteme, werden in zwölf Aufgabengebieten um die Wette Probleme lösen. Die Spiele sollen zukünftig alle vier Jahre ausgetragen werden. Die Organisatoren wollen damit eine neue wissenschaftliche Tradition begründen.

Zum dritten Mal werden im Rahmen des VSL die drei mit jeweils 100.000 Euro dotierten "Kurt Gödel Fellowships" an vielversprechende Nachwuchswissenschafter auf den Gebieten Computerwissenschaften, Mathematische Logik und Künstliche Intelligenz vergeben.

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