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Vivihouse entwickelt nachhaltige Holzhäuser der Zukunft

Im Projekt Vivihouse wird ein System entwickelt, das den Bau von bis zu sechsstöckigen Häusern aus vorgefertigten Holzelementen ermöglicht. “Wir haben uns Gedanken über ökologische Bauweisen gemacht und wollten zudem wissen, wie Menschen ihre Häuser selber bauen könnten, zugeschnitten an ihre Bedürfnisse”, sagt Nikolas , der das Konzept seit einem Jahr mit KollegInnen im Rahmen einer Forschungsgruppe an der TU Wien bei Karin Stieldorf in Zusammenarbeit mit Partnerfirmen ausarbeitet. Bei der Maker Faire am 5. und 6. Mai ist Vivihouse in der Wiener Metastadt zu sehen.

“Ähnliche Projekte, wie etwa Wikihouse, gab es schon. Für uns war interessant, wie solche Ideen ökologisch in der mehrgeschossigen Stadt umgesetzt werden könnten”, sagt Kichler. Die Holzelemente, die mit nachhaltigen Baustoffen wie Strohballen und Lehmputz veredelt werden, werden vorproduziert und auf der Baustelle mit Stahlknotenpunkten zusammengefügt. Das erlaubt eine sehr flexible Gestaltung des Wohnraums. “Wir wollen längerfristig eine Online-Bibliothek entstehen lassen, in der die Möglichkeiten anhand konkreter Umsetzungen präsentiert werden”, sagt Kichler.Das erforderliche Know-how wird Interessierten kostenlos zur Verfügung gestellt, hier wird gerade an einer Creative-Commons-Lizenz gefeilt.

Ein Drittel selbstgemacht

Wer ein Vivihouse bauen will, braucht Zeit. Das Konzept ist darauf ausgelegt, dass die späteren Bewohner selber viele Arbeiten übernehmen können. Das senkt die Kosten. “Die Eigenleistung kann bis zu 30 Prozent der Bauwerkskosten, das sind Material und Arbeit, ausmachen. Wir kommen in Berechnungen auf einen Preis von 1500 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche, von dem die 30 Prozent Eigenleistung noch abgezogen werden. Das ist aber nur ein Richtwert, den wir noch zu unterbieten versuchen”, sagt Kichler. Die ersten Fassadenmodule haben die Mitarbeiter Anfang April mit Studierenden der TU Wien zusammengebaut. Im Herbst soll in Linz ein erstes kleines Prototypengebäude aufgebaut werden. Da sich ein Vivihouse leicht abbauen und anderswo wiederaufrichten lässt, wird das Testhaus auch bei weiteren Stationen in Innsbruck und Graz jeweils in etwas größerer Form aufgestellt.
 
Mitte 2019 sollen laut Plan die ersten 50 Module fertiggestellt sein, mit denen dann in Wien ein fünfstöckiges Demonstrationsgebäude errichtet wird. Der genaue Ort wird derzeit noch festgelegt. 2022 ist dann eine Präsentation bei der Internationalen Bauausstellung in Wien vorgesehen. Einfamilienhäuser wären mit der Technik auch realisierbar, laufen der Grundidee des Projekts aber in vielen Fällen entgegen: “Auf der grünen Wiese zu bauen ist prinzipiell nicht nachhaltig. Aber unser System ist so flexibel, dass ein sechsstöckiges Haus in der Stadt nach 30 Jahren, wenn die Bewohner nicht mehr urban leben wollen, auch in Einzelteile zerlegt werden kann, die dann vielleicht in Dorfstrukturen, die ja auch verdichtet werden, integriert werden können”, sagt Kichler.

Wie leben

Durch diese offene Struktur soll Bauen eine kulturelle Praxis für alle werden. “Heute baut eine kleine, relativ anonyme Gruppe für alle. Wir wollen, dass unser System ein Werkzeug wird, mit dem verschiedenste Menschen ihre räumlichen und sozialen Bedürfnisse erfüllen können”, sagt Kichler. Eingeschränkt wird die Kreativität der potenziellen Vivihouse-Erbauer lediglich durch Bauvorschriften und bestimmte Grenzen, die durch das Fertigteilgrundmuster vorgegeben sind. Technisch ist das System weitgehend ausgereift, es erfüllt die relevanten Bestimmungen und soll sogar das Ansuchen um Wohnbauförderung ermöglichen.

Nach Ende des Forschungsprojekts soll Vivihouse als offene Community weitergeführt werden, an der verschiedene Baugruppen teilhaben sollen. “Unter unserer Obhut soll sich das mit Fokus auf Selbstorganisation und demokratischer Gestaltung weiterentwickeln. Vivihouse erlaubt die Verwirklichung alternativer Konzepte von Gemeinschaft und langfristig auch von Ökonomie. Der soziale Aspekt steht im Mittelpunkt. Wenn Menschen zusammenkommen, um ihren Wohnraum zu bauen, entsteht ein soziales Netz, das offenes, generationenübergreifendes Wohnen erlaubt und Nachbarschaften formt. Wir müssen uns als Gesellschaft die Frage stellen, wie wir künftig wohnen wollen”, sagt Kichler.

 

Die futurezone ist Medienpartner der Maker Faire.

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