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"Weltraum-Schneemann" Ultima Thule wirft neues Licht auf Planetenbildung

Im Jänner ist die NASA-Raumsonde New Horizons an einem ungewöhnlichen Objekt vorbeigeflogen, das zu den am weitesten entfernten im Sonnensystem zählt. Im Kuiper-Gürtel, jenseits der Umlaufbahn des Pluto, schwebt Ultima Thule als eine Art überdimensionaler "Schneemann". Das insgesamt 35 Kilometer lange Objekt besteht aus einer dickeren Scheibe und einer kleineren Kugel darauf. Die ungewöhnliche Form von Ultima Thule beschäftigt Weltraumforscher. Die bisherigen Ergebnisse wurden nun bei einer Fachkonferenz in Texas vorgelegt.

Verschmelzung

"Wir haben niemals etwas Derartiges in unserem Sonnensystem gesehen", sagt Alan Stern vom Southwest Research Institute. Er leitet die Forschungen rund um Ultima Thule. "Es schickt Planetenforscher zurück an das Reißbrett, um zu verstehen, wie sich Planetesimale - die Bausteine von Planeten - formen." An Ultima Thule könne man sehen, wie die Verschmelzung zweier Planetesimale kurz nach dem Zusammentreffen aussehe.

Rotationskraft verschwunden

Wie sich die beiden Objekte allerdings genau getroffen haben, stellt die Wissenschaftler vor ein Rätsel. Im Kuiper-Gürtel gibt es viele Objekte, die in so genannten Binär-Systemen umeinander kreisen. Irgendein Vorgang muss die beiden Teile von Ultima Thule schließlich zusammengeführt haben. Zuvor ging aber offenbar jegliche Rotationskraft verloren. "Wir wissen noch nicht, welche Prozesse die wichtigsten waren, um das zu bewirken", meint William McKinnon, ein weiterer Ultima-Thule-Forscher von der Washington University in St. Louis.

Krater in Knallrot

Weitere Rätsel birgt Ultima Thule aufgrund mehrerer Oberflächenstrukturen. Auf Bildern, die von New Horizons übermittelt wurden, sieht man etwa größere Krater. Sie wirken wie Einschlagskrater, könnten aber auch andere Ursprünge haben. Sie könnten etwa Dolinen sein, die sich durch das Absinken von Material in darunterliegende Höhlen gebildet haben. Die Oberflächenfarbe von Ultima Thule ist ein intensives Rot. Wissenschaftler müssen erst herausfinden, was den Farbton genau hervorruft.

Datentransfer noch im Gange

Unterdessen erhalten die Forscher immer neues Material über das ferne Objekt. Die Raumsonde New Horizons ist derzeit rund 6,6 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Die Datenübermittlung ist dementsprechend schwierig. Während des Vorbeiflugs an Ultima Thule hat New Horizons so viele Daten gesammelt, dass ihre Übermittlung erst 2020 abgeschlossen sein wird.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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