© DIGITAAL life / T.Kubin

Female Founders

"Spin-offs sind eine besondere Herausforderung"

Nur 18 Prozent der österreichischen Gründer*innen sind weiblich. In der Serie "Female Founders" befragen wir Unternehmerinnen über ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge in der Start-up-Welt.

"Eine Gründung hab ich eigentlich nie auf meinem Lebensplan gehabt", sagt Maria Fellner. Mit ihrem Start-up DIGITAAL life entwickelt sie eine Software zur Aktivierung der kognitiven Leistungsfähigkeit, die - sobald die Zertifizierung als Medizinprodukt durch ist - in der Demenztherapie und Diagnostik zum Einsatz kommen soll.

Vor kurzem konnte das Spin-off der außeruniversitären Grazer Forschungseinrichtung Joanneum Research eine erste Finanzierungsrunde abschließen, mit der das Produkt weiterentwickelt und der Vertrieb internationalisiert werden soll.  

"Viele Jahre Vorlaufzeit"

Das Bild von Gründungen, das von den Medien vermittelt werde, bei denen sich Studienabbrecher*innen aus der Garage durchsetzen, treffe auf sie sicher nicht zu, sagt die Elektrotechnikerin und Innovationsexpertin. Wie viele andere akademische Spin-offs sei auch ihr Start-up aus einer Serie von Forschungsprojekten entstanden und habe bereits viele Jahre Vorlaufzeit hinter sich gehabt.

Fellner selbst arbeitete vor der Gründung bereits 20 Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der außeruniversitären Grazer Forschungseinrichtung. "Da hat man schon gewisse Verpflichtungen und ein gewisses Einkommen. Wenn man zuhause eine Familie zu erhalten und ein aufrechtes Dienstverhältnis hat, kann man nicht einfach sagen ich kündige. Auf ein Drittel seines Gehalts zu verzichten, lässt sich auf Dauer nur schwer vermitteln."

Geholfen hat ihr die Unterstützung durch ihren früheren Arbeitgeber, von dem sie ausgründete, und Förderungen der Austria Wirtschaftsservice (aws). Die größte Herausforderung sei es gewesen, eine längerfristige Finanzierung für das Start-up aufzustellen, erzählt Fellner. Weil ihre App noch nicht als Medizinprodukt zertifiziert sei, hätten auch viele Frühphasen-Investor*innen abgewunken. Über die Crowdinvesting-Plattform Funderbeam mit den Danube Angels als Lead Investor klappte die Finanzierung dann doch.

Internationalisierung

Bis die Zertifizierung voraussichtlich im Jahr 2023 durch ist, bietet das Start-up seine App als allgemein aktivierendes Training zur Aktivierung der kognitiven Leistungsfähigkeit an und macht damit erste Umsätze. Durch das Investment und die aws Förderung könne man das Team ausbauen, erzählt Fellner. Neben der Weiterentwicklung der Anwendung um neue Funktionen werden auch erste Internationalisierungsschritte unternommen. Pilotprojekte gibt es in Italien, Slowenien, Serbien, Montenegro und den Niederlanden.

"Man sollte möglichst viel Risiko mit Planung und Vertragsgestaltung minimieren."

Maria Fellner, Gründerin Digitaal Life

Um ein erfolgreiches Produkt zu entwickeln, brauche es ein breites Spektrum an Kompetenzen. Sie sehe es als ihre große Aufgabe den Austausch von verschiedenen Seiten und die Expertise aus verschiedenen Disziplinen herzustellen, sagt Fellner: "Es ist eine Kunst, das hinzubekommen."

Welchen Rat hat sie an Gründer*innen? Dass ein Start-up vor allem in den ersten Jahren immer wieder an der Kippe stehe, daran müsse man sich gewöhnen: "Man sollte möglichst viel Risiko durch gute Planung und Vertragsgestaltung minimieren." Bei Spin-offs würden sich oft auch viele Fragen in Hinblick auf die Eigentumsrechte stellen, erzählt die Gründerin: "Das ist eine besondere Herausforderung."

Warum gründen so wenige Frauen? In technischen Fächern an der Universität sei der Anteil weiblicher Studierender verschwindend gering, bei Führungspositionen in technischen Berufen finde man noch weniger Frauen, sagt Fellner. "Ich wüsste nicht, wie ich das hätte schaffen sollen, wenn ich nicht eine umfangreiche und vielseitige Berufserfahrung und Qualifizierung gehabt hätte."

Ihr habe geholfen, dass sie gesehen habe, dass es Frauen in dem Bereich gebe, die es geschafft haben. Auch als sie ein Kind erwartete, habe sie sich frühzeitig an Vorbildern orientiert und die Vereinbarkeit gut vorbereitet.

Um mehr Frauen in technische Berufe zu bekommen, wäre es sicher hilfreich, zu zeigen, was man sinnstiftend mit Technik machen könne, sagt Fellner: "Das ist etwas, das nicht nur für Frauen sehr attraktiv ist."

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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