Linzer Start-up entwickelt Navigationssystem für Chirurgen
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Muss ein Patient am Gehirn operiert werden, ist eine exakte und aufwendige Planung des Eingriffs notwendig: Einerseits damit die Mediziner vorhersagen können, wo die beste Stelle ist, um die Schädeldecke zu öffnen und andererseits damit sie wissen, wie sie am effizientesten zu einem etwaigen Gehirntumor gelangen. Um derartige Vorbereitungen auf Operationen zu erleichtern, arbeitet das oberösterreichische Start-up cortEXplore an einer Art Navigationssystem für Chirurgen.
"Ziel unseres Systems ist es, aufwendige Gehirnoperationen im Vorhinein exakt planen zu können, damit während des Eingriffs keine Gefäße oder wichtige Gehirnareale des Patienten verletzt werden", erklärt cortEXplore-Mitgründer Stefan Schaffelhofer im Gespräch mit der futurezone.
3D-Rekonstruktion des Gehirns
Die Software des Linzer Start-ups erstellt aus Daten der Computertomografie sowie der Magnetresonanztomografie eine 3D-Rekonstruktion des Gehirns. An diesem virtuellen Gehirn können die Ärzte dann die Operation punktgenau vorbereiten und planen.
In einem weiteren Schritt lässt sich mithilfe eines 3D-Druckers aus der virtuellen Rekonstruktion ein angreifbares Modell fertigen. An dieser Nachbildung des Gehirns können Mediziner die Operation simulieren. Das dient einerseits einer besseren Vorbereitung auf die tatsächliche Operation, andererseits können damit Forscher und Studenten aufwendige Eingriffe lernen und ausprobieren.
Software unterstützt die Operation
Auch während der tatsächlichen Operation am Patienten soll das cortEXplore-Navigationssystem die Mediziner unterstützen. Dafür wird der Operationssaal mit zahlreichen Kameras ausgestattet. Diese erkennen die exakte Position der verschiedenen Instrumente, Ärzte und Patienten. Algorithmen errechnen daraus einen virtuellen Operationssaal und können unter Einbeziehung des vorher erstellten Operationsplans den Medizinern exakt darstellen, wo und in welchem Winkel er die Instrumente ansetzen muss.
Das Linzer Start-up arbeitet auch daran, das Navigationssystem in einer HoloLense-Brille anzeigen zu können. In einer Art Mixed-Reality-Darstellung können die Ärzte dann direkt im Sichtfeld sehen, wie sie am effizientesten Vorgehen müssen.
"Die Idee für cortEXplore besteht bereits seit 2016. Zwei Jahre später - Ende 2018 - wurde dann das Start-up gegründet", beschreibt cortEXplore-Mitgründer Schaffelhofer den Entstehungsprozess des Unternehmens. Das Kernteam besteht aus vier Mitgliedern, die allesamt aus der Software- und Hardware-Entwicklung kommen und darüber hinaus einen medizinischen Hintergrund haben, sei es in der Biomedizintechnik, in der Neurowissenschaft oder in der Radiologie.
Finanzierung und nächste Schritte
Die Finanzierung läuft hauptsächlich über Eigenmittel, Investoren und Förderungen, wie das Seedprogramm der Förderbank austria wirtschaftsservice (aws). Das Businessmodell des Start-ups sieht den Verkauf von Software und Hardware vor. Auch mit dem Planen von Operationen sowie mit dem Verkauf von speziellen medizinischen Instrumenten will das junge Unternehmen Geld verdienen.
Angesiedelt ist cortEXplore mittlerweile in der Neuen Werft in Linz, wo das Start-up auch Teil des Leitprojekts Medizintechnik des Landes Oberösterreich ist.
Im Rahmen dessen arbeitet cortEXplore etwa mit dem Kepler Universitätsklinikum in Linz und zahlreichen weiteren Partnern zusammen, um die Kerntechnologien in zukünftige Medizinprodukte zu bringen. "Die Zulassung am Patienten sollten wir in etwa zwei bis drei Jahren haben. So lange wird der geld- und zeitintensive Zulassungsvorgang noch dauern", sagt cortEXplore Mitgründer Robert Prückl, leitender Softwareentwickler bei cortEXplore.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und aws (austria wirtschaftsservice).
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