So trackt ein Start-up Sachertorten, Brathendl und Autoteile
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Begonnen hat alles mit einem Hackathon beim deutschen Autohersteller Audi. Mit einer Lösung zur Erkennung von Logistikbehältern entschieden Florian Bauer und Alexander Hirner den Wettbewerb für sich. Die auf Bilderkennung und künstlicher Intelligenz basierende Lösung wurde bald nicht nur zur Ortung von Containern eingesetzt. Sie kam auch beim Münchner Oktoberfest zum Einsatz, wo damit Speisen getrackt wurden, um den Schwund zu verringern und Betrug zu verhindern.
Bauer und Hirner entwickelten ihre Idee weiter und gründeten das Start-up Moonvision, das heute neben Industriebetrieben auch IT- und Telekommunkationsunternehmen sowie das Wiener Traditionshotel Sacher zu seinen Kunden zählt.
"Es gibt viele Bereiche, wo Computer Vision und künstliche Intelligenz Mehrwert schafft", sagt Kamil Kula, der das operative Geschäft bei Moonvision leitet. Für Kassierlösungen im Handel und in der Gastronomie kommt die Technologie ebenso zum Einsatz wie zum Tracking von Objekten und zur Vollständigkeits- und Qualitätskontrolle in der Produktion.
System lernt selbst dazu
Wie aber funktioniert die Lösung konkret? "Zu Beginn werden Fotos oder Videos benötigt", sagt Kula. Auf Basis der Bilder erkennt das System Gegenstände anhand ihrer visuellen Merkmale in Echtzeit und löst dann für den jeweiligen Anwendungsfall vordefinierte Aktionen aus. Das kann die Bonierung von Torten im Sacher-Eck in der Wiener Innenstadt sein oder Benachrichtungen an das Qualitätsmanagement bei einem Autozulieferer, wenn ein Teil nicht den vorgegebenen Anforderungen entspricht.
"Wir benötigen sehr wenige Bilder", meint Kula. Denn das System lerne mit Hilfe von künstlicher Intelligenz laufend selbst dazu. Die Genauigkeit komme dabei der 100-Prozent-Marke nahe. Die auf Grundlage der jeweiligen Anwendungsfälle erstellten Modelle könnten von den Unternehmen auch selbst erweitert und um neue Kategorien oder Parameter ergänzt werden.
Expansion
Gegründet wurde das Start-up 2017. Mittlerweile zählt das Unternehmen, das auch von der Förderbank austria wirtschaftsservice (aws) unterstützt wird, 14 Mitarbeiter. Vor kurzem konnte Moonvision eine Finanzspritze von einer Million Euro unter der Führung der Wiener Investmentgesellschaft ARAX Capital Partners lukrieren. Mit dem Geld soll das weitere Wachstum finanziert werden, heißt es.
Im deutschsprachigen Raum ist Moonvision laut Kula bereits gut vertreten. Nun wird der Rest Europas in Angriff genommen. Auch in Asien und den USA sind in den nächsten Jahren Standorte geplant.
Automatisierung
Lösungen, wie die seines Start-ups, würden von vielen Unternehmen benötigt. Tätigkeiten, die wiederkehrend und monoton seien, würden zunehmend automatisiert, sagt der Moonvision-COO. "Wir können dabei große Hilfestellungen leisten." Bedarf sieht er unter anderem im Handel, wo Selbstkassierlösungen zunehmend Thema werden, und vor allem in der Industrie. Die Anforderungen an produzierende Unternehmen würden steigen, sagt Kula. Wenn sie die Qualitätssicherung automatisiert sicherstellen könnten, sei dies ein großes Plus.
Aber auch für andere Anwendungsfälle seien die Lösungen seines Unternehmens relevant. Man habe Anfragen, die von der automatisierten Erkennung von Drohnenbildern bis hin zu Unterwasseraufnahmen reichen, mit denen Rost an Schiffen erkannt werden soll. "Der Fantasie, wie man die Technologie nutzen kann, sind kaum Grenzen gesetzt", sagt Kula
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und aws (austria wirtschaftsservice).
Kommentare