Start-ups: Wenn aus Pizzerien Bankomaten werden
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Das Schweizer Start-up Sonect hat eine App entwickelt, die aus kleinen Läden, Pizzerien oder Kantinen Bankomaten macht. Kunden können mit der App in den Läden Geld abheben und müssen sich nicht auf die Suche nach einem Geldausgabeautomaten machen. Die teilnehmenden Unternehmen selbst erhalten Provisionen an den Abhebungen und haben Gelegenheit, Kontakte herzustellen und sie vielleicht auch zu neuen Kunden zu machen. "Warum soll man nicht dort Bargeld abheben können, wo andere Leute bar bezahlen?", sagt Rik Krieger, der das Start-up aus Zürich mitgründete.
Seit Montag sitzt Krieger im Wiener Start-up-Zentrum weXelerate. Dort hat die zweite Runde des Akzeleratoren-Programms begonnen, an der insgesamt 52 Start-ups aus 21 Ländern teilnehmen. Bis Juni werden sie in dem Innovations-Hub am Wiener Donaukanal Workshops absolvieren, mithilfe von Mentoren an ihren Ideen und Geschäftsmodellen feilen und mit Unternehmen aus der Industrie zusammenarbeiten.
Start-up-Fair
Im Rahmen einer Start-up-Fair am Donnerstag werden sie ihre Lösungen erstmals vor Vertretern großer österreichischer Unternehmen präsentieren. "Es geht um ein erstes Kennenlernen und Beschnuppern", heißt aus dem Start-up-Zentrum. Für das Fachpublikum sei dies eine gute Gelegenheit, in kurzer Zeit einen Überblick über die teilnehmenden Start-ups zu bekommen.
Kriegers Start-up Sonect will bald auch in Österreich an den Start gehen. In der Schweiz läuft bereits eine Testphase des Dienstes, bis Mitte des Jahres will man dort flächendeckend verfügbar sein. Den dreimonatigen Aufenthalt in dem Wiener Start-up-Zentrum wolle man dazu nutzen, um das Österreich-Geschäft zu entwickeln. Mit einer großen Bank sei man bereits in Kontakt, erzählt der Gründer: "Wir wollen in Wien ein festes Standbein aufbauen."
Tool für App-Optimierung
Bereits erste Erfolge feiern konnte das Grazer Start-up App Radar, das ein Tool anbietet, das App-Entwickler beim Vertrieb ihrer Anwendungen unterstützt und mithilfe künstlicher Intelligenz auch App-Trends prognostiziert. Hunderte Entwickler weltweit nutzen das Tool des jungen Unternehmens bereits. Im vergangenen Jahr konnte das Start-up eine Finanzierungsrunde von einer Million Euro abschließen, um die internationale Expansion in Angriff zu nehmen.
Von der Teilnahme an dem weXelerate-Programm erhoffe man sich, Kunden gewinnen und auch international auf sich aufmerksam machen zu können, sagt Thomas Kriebernegg, Mitgründer des Start-ups.
Der Austausch mit großen Unternehmen, internationalen Start-ups und Investoren in dem Start-up-Zentrum biete "spannende Möglichkeiten", sagt App Radar-Mitgründer Thomas Kriebernegg. Für ein Grazer Start-up sei es auch ein Vorteil nun über ein Büro in zentraler Wiener Lage zu verfügen, meint Kriebernegg.
"Community und Ökosystem"
weXelerate sei nicht nur ein Akzeleratoren-Programm, sondern auch eine Community , sagt Sören Obling, Gründer und Geschäftsführer der digitalen Finanzberatung und Vermögensverwaltung Finabro, die an der Ende Jänner abgeschlossenen ersten Runde des Akzeleratoren-Programms teilgenommen hat. "Man trifft hier dauernd Leute, es entstehen Ideen", sagt Obling, der sich nun dauerhaft in dem Gebäude am Donaukanal eingemietet hat: "Daraus kann sich viel ergeben."
14 Start-ups aus Österreich
850 Start-ups weltweit haben sich für die Teilnahme an der zweiten Runde des Akzeleratoren-Programm beworben. 52 junge Unternehmen aus den Bereichen Finanzen, Versicherungen, Energie, Infrastruktur und Medien wurden schließlich aufgenommen. Aus Österreich sind 14 Start-ups dabei, darunter das Influencer-Werbenetzwerk influence.vision, die Chatbot-Plattform Labs.ai und nxt, das mithilfe der Blockchain-Technologie Produktionsanlagen digitalisiert.
Bis Juni haben sie ein dichtes Programm vor sich. Neben Büroplätzen und Zugang zu Mentoren, Investoren und Servicepartnern werden Start-ups in dem Zentrum auch zahlreiche Weiterbildungsangebote und Möglichkeiten zur Vernetzung geboten.
Kunden und Partner gewinnen
"Wir wollen die Zusammenarbeit mit großen Unternehmen nutzen, um unser Produkt weiterzuentwickeln", sagt nxt-Gründer Paul Bruckberger. Er hofft nach Abschluss des Programms auch bereits erste Vertriebspartner an Bord zu haben. Er denkt auch schon an die nächsten Schritte. Im Juli wird er im Rahmen der Initiative GoSiliconValley der Aussenwirtschaft Austria auch die Möglichkeit haben, mit seinem Start-up in den USA zu arbeiten.
App Radar-Gründer Kriebernegg hofft durch das Akzeleratoren-Programm Kunden zu gewinnen und auch international auf sein Start-up aufmerksam machen zu können. Sonect-Mitgründer Krieger strebt an, für sein Start-up in Österreich weitere Banken und Händler als Partner zu finden. Er hat aber bereits auch größere Pläne. In Spanien und Portugal gebe es ebenso Gespräche mit Banken wie in Frankreich und Großbritannien, sagt Krieger: "Unser System ist für Kunden erst dann richtig interessant, wenn es weltweit einsetzbar ist."
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