Luftfahrt

Ein Start-up hebt ab: Wie Flightradar24 funktioniert

Germanwings, Malaysia Airlines und Air Asia - die Flugzeugunglücke der vergangenen Monate haben das schwedische Start-up-Unternehmen Flightradar24 weltweit bekanntgemacht. „Den Durchbruch brachte eine Aschewolke“, sagte Firmenchef Fredrik Lindahl in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Als im Jahr 2010 der Flugverkehr in Europa wegen eines Vulkanausbruchs auf Island einige Tage lahm lag, seien Journalisten und genervte Passagiere auf die eigentlich als Spielerei von zwei Internetunternehmern gestartete Seite gestoßen. „Wir haben seitdem nach jedem Zwischenfall im Luftverkehr mehr Besucher.“ Im Schnitt zähle der Dienst eine Million Nutzer am Tag. „Wenn etwas passiert, sind es zehn bis 20 Mal mehr“, betonte Lindahl.

Hohes Interesse bei Flugkatastrophen

Flightradar24 zeigt den weltweiten Flugzeugverkehr auf einer Karte. Eingeblendet sind der Flugzeugtyp, der Abflugort, die Geschwindigkeit und ein Bild der Maschine. Möglich macht das ein dichtes Netz aus Geräten, die Signale von den Flugzeugen empfangen. Das Start-up stellt Luftfahrtfans rund um den Globus die dafür notwendige Hardware kostenlos zur Verfügung, die Freiwilligen müssen das Gerät nur auf ihrem Dach installieren und ans Internet anschließen.

Die Idee hat gezündet: Mittlerweile sind über 7000 dieser sogenannten ADS-B-Empfänger im Einsatz - vor drei Jahren waren es nur 400. „Wir haben sehr viel Zeit und Geld aufgewendet, um solch eine Abdeckung zu erreichen“, sagte der 37-jährige Firmenchef. „Wer hätte gedacht, dass all die Empfänger, die wir in die Ukraine geschickt haben, einmal eine so wichtige Rolle spielen werden.“

Vorigen Sommer geriet die Region in die Schlagzeilen, als dort ein Passagierjet von Malaysia Airlines abgeschossen worden war. Zeitungen wie die „New York Times“ stützten sich bei der Berichterstattung auf die Daten der Stockholmer Firma mit ihren 20 Mitarbeiter. Sogar staatliche Ermittler seien auf den Dienst aufmerksam geworden. Bereits 40 Minuten nach dem Germanwings-Absturz habe sich die französische Flugsicherheitsbehörde BEA bei der Firma gemeldet und Daten über den Unglücksflug angefordert.

Millionengewinn mit Apps

An den Start ging Flightradar24 vor knapp zehn Jahren als Nebenprojekt: Mikael Robertsson und Olov Lindberg, Gründer eines schwedischen Flugvergleichsportals, suchten nach Wegen, um bei Google-Suchen weit oben aufzutauchen. „Die beiden haben die Empfänger auf die Dächer ihrer Häuser geschraubt“, erläuterte Lindahl, der seit 2012 an Bord ist.

Der Erfolg sei so groß gewesen, dass die neue Internetseite bald populärer geworden sei als die Flugsuche. Flightradar24 verkauft Apps für Smartphones und Tablet PCs und verdient sich damit eine goldene Nase: Zuletzt stand bei einem Jahresumsatz von 4,6 Millionen Euro ein Gewinn von 2,1 Millionen Euro in den Büchern.

Noch schneller entwickle sich derzeit das zweite Standbein, nämlich der Verkauf von Daten an Unternehmen wie Flughäfen oder Fluglinien. „Zwei der weltweit zehn größten Airlines sind Kunden bei uns und das Interesse von anderen ist groß“, sagte Lindahl.

Der Erfolg hat auch bereits Investoren auf den Plan gerufen. „Viele Risikokapitalgeber haben bei uns angeklopft.“ Doch noch finanziere sich die Firma selbst. „Vielleicht benötigen wir eines Tages Geld, aber derzeit scheint das unwahrscheinlich.“

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare