Multimedia-Brille nimmt die Angst vor dem Arzt
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Der Ohrstöpsel Aurox, der wie ein Bluetooth-Headset aussieht und Entzündungen des Außenohrs hemmt. Die Multimedia-Brille HappyMed, die Patienten beim Zahnarzt oder bei einer Untersuchung aufsetzen können, damit sie auf andere Gedanken kommen. Oder die Plattform Sofasession, auf der sich Musiker im Web treffen, um gemeinsam zu musizieren. Es ist ein Hype, der sich derzeit um das Thema Start-ups abspielt. Trotz schlechter gesetzlicher Rahmenbedingungen, bürokratischer Hürden und mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten, gibt es in Österreich einen wahren Start-up-Boom.
Das haben nicht nur die WKO und die Junge Wirtschaft erkannt, sondern auch die Förderstellen wie etwa der Business Angel Fonds des AWS. Gemeinsam haben sie die Pitching Days „erfunden“, um heimischen Start-ups den Sprung ins Ausland zu ermöglichen: „Im Fokus stehen innovative Firmen aus Österreich, die international expandieren wollen“, erklärt Rafael Rasinger von der Außenwirtschaft Austria der WKÖ.
Aurox, HappyMed und Sofasession waren drei von zehn österreichischen Start-ups, die in der vergangenen Woche bei den Pitching Days in London ihre Ideen vor britischen Business Angels präsentierten. Die meisten lösten nicht nur großes Interesse aus, es ergaben sich auch interessante Kontakte, die helfen können, die Geschäftsideen zu internationalisieren. „Wichtig ist, dass die Firmen auch ein Büro in England haben“, sagt Jenny Tooth, CEO der UK Business Angels Association, der 15.000 britische Business Angels angehören. „Sie investieren nur in einem kleinen Radius um ihren eigenen Standort.“
Mit Start-ups ins Ausland zu gehen hat einen guten Grund: „Wir wollen helfen, den Sprung über die Grenzen zu schaffen und die Start-ups mit ausländischen Investoren in Kontakt bringen“, sagt Bernd Litzka, Leiter des AWS Business Angel Fonds.
Um bei den Pitching Days zugelassen zu werden, müssen sich Start-ups bewerben. Die Teilnehmer werden von einer Jury ausgewählt, der auch ein Repräsentant des Landes, in der der Pitch stattfindet, angehört. Im Falle von London war es Jenny Tooth. Ihre UK Business Angels Association investiert pro Jahr etwa zwei Milliarden Euro in junge Unternehmen. Nach den Pitching Days ist es durchaus möglich, dass auch heimische Start-ups etwas von dem Kuchen abbekommen. „Es gibt weiterführende Gespräche“, sagt Helmut Herglotz, Gründer von Sofasession. Auch für Philipp Albrechts HappyMed-Brille interessieren sich Investoren und Christop Schöggler hatte ebenfalls „intensive Gespräche“. Auch die meisten der anderen sieben Start-ups, von Anyline – entwickelte eine Texterkennungslösung für Apps - über Philippeit (Handvenenscanner) bis hin zu Fresnex (Solar-Dampf-Lösung) und DealMatrix (eine Art Tinder für Firmen) konnten Interesse wecken.
Die Pitching Days haben noch einen weiteren Effekt: Weckt das Start-up im Ausland Interesse, werden auch im eigenen Land Investoren munter. Ein Beispiel ist Miracor – das Start-up entwickelt Geräte zur Behandlung von Herzkrankheiten - waren im Frühjahr bei den Pitching Days in London. Da sich ein britischer Investor interessierte, klappte es plötzlich auch in Österreich und es konnte eine hohe Investition an Land gezogen werden.
Aufgrund des positiven Echos sowohl von Start-ups als auch von Investoren finden die Pitching Days auch im kommenden Jahr statt. Von 7. bis 9. Februar in Tel Aviv – die Schwerpunkte hier werden auf Start-ups gelegt, die in den Bereichen Internet of Things (IoT), IT Security, Cyber Security, IT & Enterprise Software, Halbleitertechnologie forschen. Mitte kommenden Jahres stehen weitere Pitching Days in New York auf dem Programm – die Schwerpunkte hier sind Neue Medien, Public Relations, Kreativwirtschaft. Bewerben kann man sich unter www.pitchingdays.at.
Go Silicon Valley
Neben den Pitching Days setzt die Außenwirtschaft Austria der WKÖ vor allem auf die Go Silicon Valley Initiative - die Anmeldefrist läuft noch bis zum 15. Dezember. Im Rahmen dieser Technologieinitiative werden jedes Jahr ausgewählte IT-Firmen nach Kalifornien geschickt – 2015/16 bereits zum sechsten Mal. Das Programm ermöglicht heimischen KMU einen dreimonatigen Aufenthalt in den USA, um dort den Einstieg in den Markt zu schaffen bzw. auch um Zugang zu Risikokapital zu finden und Auslandserfahrung zu sammeln. Einer der Teilnehmer im kommenden Jahr ist Kiweno. Das Start-up um die Gründerin Bianca Gfrei war der Gewinner des futurezone Award 2016.
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