© Michael Leitner

Interview

Star-Investor: "Die Blockchain ist fantastisch"

Tim Draper gilt als Star unter den Risikokapitalgebern. Mit seinen Firmen Draper Fisher Jurvetson (DFJ) und Draper Associates investierte er unter anderem in Skype, Hotmail, Tesla, Baidu und zahlreiche andere Unternehmen. Vergangene Woche war Draper beim Pioneers Festival in Wien zu Gast.

futurezone: Mr. Draper, Sie haben mit Techfirmen wie Skype oder Hotmail viel Geld verdient. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Investments aus?
Tim Draper: Ich suche nach Unternehmen, die das Potenzial haben, ganze Branchen zu verändern. In vielen Branchen werden, meistens von Monopolisten, Produkte und Dienstleistungen angeboten, die viel kosten, aber wenig wert sind. Wenn ich so etwas sehe und ich entdecke eine Firma, die das Potenzial hat, mit neuen Technologien die Branche aufzumischen, dann bin ich sehr aufgeregt.

Welche Branchen sind reif für den Wandel?
Die Finanzindustrie, aus der ich auch komme. Der Wandel findet gerade statt, mit der Digitalwährung Bitcoin und der Blockchain. Es passieren gerade sehr viele interessante Dinge. Aber auch im Bildungsbereich, bei den Versicherungen, bei Immobilien und in der Verwaltung sehe ich große Möglichkeiten.

Sie investieren auch in den Gesundheitsbereich, etwa in Theranos?
Ja, wir haben in das Start-up Theranos investiert. Die haben eine neue Art von Bluttest entwickelt. Kombiniert mit DNA-Tests, wie sie etwa 23andme anbietet und Fitbit-Messungen entstehen durch Big Data neue Möglichkeiten. Wir werden Big Data dazu nutzen, um herauszufinden, welche Medikamente und Behandlungsmethoden für uns geeignet sind.

Die Genauigkeit der Tests von Theranos wird angezweifelt. Das Unternehmen ist auch ins Visier der US-Behörden geraten.
Ja und ich finde das interessant, denn dieselben Dinge sind Uber, Napster und Skype passiert. Sie passieren jedem Unternehmen, das in der Lage ist eine Branche zu transformieren. In diesem Fall fühlt sich wohl die Pharmaindustrie bedroht. Es wird alles unternommen, um innovativen Unternehmen zu schaden und aus dem Geschäft zu drängen, damit die alteingesessenen Firmen ihr bequemes Leben fortsetzen können.

Sie haben auch in Bitcoin investiert. Welche Zukunft sehen Sie für die Digitalwährung und die dahinter stehende Blockchain-Technologie?
Die Blockchain ist fantastisch. Das gilt für eine ganze Reihe von Anwendungen. Die Blockchain ist der perfekte Bürokrat, sie ist fair, kann nicht korrumpiert werden, ist vertrauenswürdig und ist auch ein perfektes Vertriebssystem. Es wird Tausende neue Anwendungen dafür geben.

Investments im Silicon Valley sind zuletzt im Jahresvergleich um fast 40 Prozent zurückgegangen. Beobachter sprechen davon, dass eine Blase platzen könnte.
Immer wenn jemand davon spricht, dass eine Blase platzt, gibt es garantiert keine Blase, die platzen könnte. Es gab einige Unternehmen die vorübergehend etwas überbewertet wurden, aber letztendlich werden diese Firmen ihren Bewertungen gerecht werden und sogar noch mehr wert sein. Es gab eine Menge Aufregung über die Unicorns (Anm.: Start-ups, die mit über einer Million Dollar bewertet werden). Das hat sich aber wieder gelegt, wir haben im Silicon Valley business as usual.

Was raten Sie Ländern, wie Österreich, um Innovationen und Start-ups zu fördern?
Wenn ich mir das Pioneers Festival ansehe, denke ich, dass sie alles richtig machen. Ich sehe die richtige Einstellung, um alte Geschäftsmodelle zu transformieren.

Haben Sie auch österreichische Start-ups auf dem Radar?
Wir haben in einige europäische Start-ups investiert, darunter etwa Adas Works, aber bislang in kein österreichisches Unternehmen. Wer weiß, vielleicht werde ich ja fündig.

Gibt es Unterschiede zwischen europäischen und US-amerikanischen Start-ups?
Im Silicon Valley sind die Leute mutiger. Dazu würde ich auch die Europäer ermuntern. Seien Sie mutiger. Lassen Sie sich nicht gängeln. Vertrauen Sie in sich und machen Sie ihr Ding.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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