Aufschrei

Start-up-Gründerinnen oft von Investoren sexuell belästigt

Das Leben als Start-up-Gründerinnen im männerdominierten Technologie-Geschäft ist schwer. Besonders, weil Frauen begehrte Ziele von sexueller Belästigung sind. Investoren scheinen dabei ein besonders fehleranfälliger Berufsstand zu sein, wie die New York Times berichtet. Über zwei Dutzend Gründerinnen haben dem US-Medium über die gängigen Praktiken in der Start-up-Branche berichtet. Einige davon befürchteten bisher, für ihre Enthüllungen indirekt bestraft zu werden. Nach diversen Skandalen, u.a. rund um den US-Fahrtendienst Uber, scheint aber die Zeit gekommen, um offener über das Thema sexuelle Belästigung zu sprechen.

Dokumentierte Fälle

Die Berichte der Frauen über Belästigungs-Vorfälle wurden oft mit konkreten Namen, sowie Dokumenten, etwa empfangenen Textbotschaften, untermauert. Einer der dokumentierten Fälle betrifft etwa die Start-up-Unternehmerin Sarah Kunst, die sich 2014 um einen Job bei der großen Investmentfirma 500 Start-ups bewarb. Dessen Gründer, Dave McClure, schickte Kunst während des Rekrutierungsverfahrens eine Textnachricht mit dem Inhalt "Ich bin verwirrt, ob ich sie einstellen oder anbraten soll." Kunst wies McClure zurück. Nachdem sie einem Kollegen von McClure über den Vorfall erzählt hatte, hörte sie nie wieder etwas von dem Unternehmen.

Konsequenzen

Für McClure hat die Angelegenheit aber nun dennoch Folgen. Nach der Veröffentlichung des New-York-Times-Berichts trat er sofort zurück, wie TechCrunch berichtet. Die Stellungnahme des Unternehmens dazu: "Nachdem wir auf das unangemessene Verhalten von Dave gegenüber Frauen in der Tech-Community aufmerksam gemacht wurden, haben wir interne Veränderungen vorgenommen. Er versteht, dass er Fehler gemacht hat und lässt sich beraten, um an seinem inakzeptablen Verhalten zu arbeiten."

Ertragen

Die Start-up-Gründerin Rachel Renock erzählt, wie ein Investor während Verhandlungen mit ihr und Partnerinnen feststellte, dass Frauen wegen Geldes heiraten sollten, dass sie attraktivere Fotos von sich in ihren Präsentationen machen sollten und dass er es möge, wenn Frauen sich wehren - denn er gewinne dabei immer. Der Investor bot 500.000 Dollar, was für Renocks Start-up eine wichtige Hilfe darstellte. Sie habe die Tiraden des Investors ertragen, "weil ich mir keine Welt mehr vorstellen konnte, in der diese 500.000 Dollar plötzlich vom Tisch wären".

Weiter wie bisher

Lindsay Meyer, ebenfalls Start-up-Gründerin, berichtet gar davon, wie ihr ein Investor vorschlug, für ihn mit ihrem Freund Schluss zu machen. Außerdem begrapschte und küsste er sie. Meyer: "Ich dachte, dass ich das tolerieren muss, weil das der Preis dafür ist, dass man eine nicht-weiße Gründerin ist." In Meyers Fall wurden keine Konsequenzen für den beschriebenen Investor bekannt.

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