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Start-ups wollen Digitalminister und Gründungsstipendium

„Der Start-up-Standort Österreich ist international nicht wettbewerbsfähig“, sagt Austrian Start-ups-Geschäftsführer Markus Raunig zur futurezone. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht den Anschluss verlieren.“ Österreich brauche ein besseres Bildungssystem, bessere Rahmenbedingungen für Start-ups im rechtlichen Bereich und auch mehr privates Kapital. In einem 25-seitigen Papier, das in den vergangenen Monaten von mehr als 50 Experten erarbeitet wurde, präsentiert die Initiative Austrian Startups 36 Empfehlungen für politische Entscheidungsträger. Auf der Website von Austrian Startups kann derzeit auch über die fünf wichtigsten Forderungen abgestimmt werden.

Die Empfehlungen umfassen die Förderung unternehmerischen Denkens und digitaler Kompetenzen ebenso wie eine neue Rechtsform für Start-ups, die ein niedriges Stammkapital voraussetzt und Anteilsübertragungen einfach ermöglicht. „Weil es bei Start-ups gang und gäbe ist, Mitarbeiter früh zu beteiligen", sagt Raunig. Auch ältere Forderungen wie die Senkung der Lohnnebenkosten für Start-ups und mehr Anreize für private Kapitalgeber finden in dem Papier Platz. Vor allem in Stiftungen würde viel Geld liegen.

Digitalministerium

Angeregt werden auch Vereinfachungen in der Förderlandschaft, eine Internationalisierung des Standortes und die Einführung zukunftsorientierter Strukturen auf politischer Ebene. So wird etwa ein Digitalministerium mit Start-up-Sektion zur Diskussion gestellt: „Die Politik muss sich an den gesellschaftlichen Wandel anpassen und dem Thema mehr Bedeutung schenken“, sagt Raunig. „Ein Digitalminister ist eine große Chance. Es braucht aber einen Macher aus der Praxis.“

Programmieren lernen

Von großer Bedeutung ist für Raunig auch das Bildungsthema. „Unser Bildungssystem ist nicht zukunftsorientiert“, kritisiert der Austrian Startups-Geschäftsführer. Unternehmerisches Denken werde kaum vermittelt. Das Anpacken müsse mehr gefördert werden. Auch Kompetenzen, die im digitalen Umfeld wichtig seien, würden vielen Leuten fehlen: „Programmierunterricht ab der Volksschule ist ein wichtiges Thema.“

Internationalisierung

Die Initiative empfiehlt auch die Internationalisierung des Standortes zu fördern und etwa einen „First-Stop-Shop“ für internationale Start-ups, die sich in Österreich ansiedeln wollen, zu schaffen: „Wenn sich ein Ökosystem etabliert, dass einen internationalen Ruf hat, profitiert jeder.“

Nachbesserungsbedarf sieht er auch beim Start-up-Visum, das im Oktober kommen soll. Das gelte nur für Gründer, es sollte aber auch für Mitarbeiter gelten, sagt Raunig.

Gründungsstipendium für alle

Auch das Fördersystem müsse vereinfacht werden, fordert die Initiative. Vorstellbar sei etwa ein einheitliches digitales Förderportal. Vorgeschlagen wird auch ein „Gründungsstipendium für alle“. Derzeit angebotene Programme, wie das Unternehmensgründungsprogramm es Arbeitsmarktservice (AMS) würden etwa freiberuflich Tätige oder Studienabgänger ausschließen. „Es ist sinnvoll, das zu öffnen“, sagt der Austrian Startups-Geschäftsführer: „Sonst führt das dazu, dass man nur gründen kann, wenn man Geld auf der Seite oder reiche Eltern hat.“

Im dynamischen Umfeld der Digitalisierung brauche es Start-ups als „schnelle, wendige Vehikel“ und Innovationstreiber. Momentan sei der Standort Österreich aber schlecht aufgestellt: „Das führt dazu, dass viele Start-ups nicht so erfolgreich sind, wie sie sein könnten.“ Wahlempfehlung will Austrian Startups keine geben: „Wir sind eine neutrale Organisation und arbeiten mit allen Seiten zusammen“, sagt Raunig. „Wir hoffen, dass unsere Empfehlungen in künftige Regierungsprogramme einfließen werden.“

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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