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München

6 Trends, die die Tech-Konferenz DLD aufzeigt

Die DLD-Konferenz, die der Burda-Verlag jährlich in München veranstaltet und dafür pro Ticket etwa 2500 Euro verlangen kann, ist vor allem aus zwei Gründen beliebt: Zum einen kann man hier in drei Tagen auf einem Fleck Investoren, Geschäftspartner oder neue Start-ups treffen, an die man sonst nur schwer oder unter großem Reiseaufwand herankommen würde. Zum anderen diskutiert hier ein Mix aus vorwiegend europäischen und US-amerikanischen Experten, in welche Richtung sich die Branche entwickelt.

Auch aus Österreich reisten Gäste an, darunter Medien-Stratege und DLD-Unterstützer Martin Drexler, Vertreter der Start-ups Runtastic, MoosifySTARTeurope und KochAbo.at sowie Investoren von i5invest und SpeedInvest. Die DLD hatte aber auch mit Absagen zu kämpfen: Foursquare-Gründer Dennis Crowley, Twitter-Gründer Jack Dorsey, Facebook-Manager Dan Rose oder Fab-Gründer Jason Goldberg schafften es aus verschiedenen Gründen nicht zur DLD.

Folgende sechs Themen waren auf der DLD besonders präsent:

1. Big Data
Wie Speaker wie DJ Patil, Alec Ross oder Rick Smolan versicherten, ist Big Data mehr als ein Marketing-Begriff, der 2012 stark gehypt wurde. Die Analyse großer Datenbestände, die durch die zunehmende Sensorisierung (vom Smartphone über das Auto bis hin zum Körper) gesammelt werden, wird künftig eine immer größere Rolle spielen - von Politik (Wahlen) über die Verwaltung (Smart Citiy) bis zur Wissenschaft (z.B. Zugverhalten von Tieren). Außerdem soll Big Data aus Unternehmersicht ein Milliardengeschäft sein - Firmen wie Regierungen brauchen immer dringender Software, die Daten in Echtzeit analysieren können (siehe auf futurezone-Artikel "Big Data ist nicht Big Brother"). Wie Amazon-CTO Werner Vogels sagte, würden bereits viele Internet-Start-ups (z.B. Soundcloud) intensiv auf Daten-Analyse setzen.

2. Annotationen als Zukunftsinvestment
Wie der renommierte US-Internetinvestor Ben Horowitz klarmachte, könnte sich die Annotierung von Online-Inhalten durch die User zum nächsten großen Ding entwickeln. Am Beispiel von RapGenius (futurezone berichtete) zeigt er, wie Rap-Texte von den Nutzern mit einfachen Tools interpretiert und erklärt werden. Das Prinzip dieser Annotationen ließe sich auf alle Arten von Content umlegen - von Kunstwerken über Fotos bis hin zu Literatur.

3. Kampf um mobile Bezahl-Systeme
Das Kürzel NFC ("Near Field Communication", futurezone-Berichte) war 2012 omnipräsent und führte vor, wie die IT-Branche auf die digitale Geldbörse drängt. Wie Branchen-Vertreter auf der DLD sagten, werden die Bemühungen von Firmen in Richtung mobile Bezahl-Services intensiviert. Mobilfunker wie Telefonica, Online-Dienste wie PayPal, Internet-Konzerne wie Google, Kreditkartenanbieter wie VISA oder Banken wie Erste Bank bauen an teilweise sehr unterschiedlichen Lösungen für Smartphones. Welche Dienste und Firmen sich in dem Milliardenmarkt durchsetzen werden, werden die kommenden Jahre zeigen.

4. Journalisten als Social-Media-Marken
Auf der vom deutschen Burda-Verlag veranstalteten DLD wird auch die Medien-Branche diskutiert. Vor allem in den USA ist zu bemerken, dass sich Journalisten durch die Nutzung von Social-Media-Diensten zu Marken entwickeln, sagte etwa Arthur Sulzberger von der New York Times. Beispiele sind etwa Nick Bilton von der New York Times (163.000 Twitter-Follower), Pete Cashmore von Mashable (45.000 Follower) oder MG Siegler (103.000 Follower) von Techcrunch, die durch große Follower-Zahlen sehr viel Traffic auf ihre News-Seiten lenken können.

5. Neue Konkurrenz für Google
Wie auf der DLD auch klar wurde, bekommt Google zunehmend Konkurrenz in spezialisierten Nischen. Der Start der Graph Search von Facebook ist nur ein Beispiel davon. Wolf Garbe etwa stellte seine auf Privatsphäre bedachte, dezentrale Peer-to-Peer-Suchmaschine Faroo vor, der US-Investor Albert Wenger (Union Square Ventures) warb für die Google-Alternative DuckDuckGo (futurezone-Bericht dazu). "Wir bewegen uns von einem Ozean der Information zu Wissens-Pools", sagte Wenger. Die russische Suchmaschine Yandex, in ihrem Heimatland Marktführer, kündigte außerdem an, eine lernfähige Suchtechnologie für das Kernforschungszentrum CERN bereitzustellen.

6. Datenverschlüsselung
Durch die steigende Nutzung von US-amerikanischen Cloud-Diensten wie Amazon, Dropbox, Google oder Facebook werden Möglichkeiten zur Verschlüsselung persönlicher oder geschäftlicher Daten immer wichtiger, meint etwa Carson Sweet von auf Cloud-Anwendungen spezialisierten der IT-Security-Firma CloudPassage. Das Augsburger Start-up BoxCryptor wies auf der DLD auf seine Software hin, mit der man seine Daten vor dem Hochladen in die Cloud verschlüsseln und so etwa vor dem Zugriff durch Unternehmen oder Behörden schützen kann.

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Jakob Steinschaden

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