Die Smartphone-Autos kommen - mit Technik made in Austria
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Vor 30 Jahren war der Blinker eine technische Novität im Auto, davor die Tankuhr, der Drehzahlmesser oder ein eingebautes Radio. Heute gibt es Systeme im Auto, die bei Bedarf aktiv ins Fahrgeschehen eingreifen - man denke an Spurwechselsysteme oder Einparkhilfen. Morgen werden Autos selbstständig fahren und uns von A nach B chauffieren, ohne dass wir etwas dafür tun müssen.
Österreich spielt bei der Mobilität der Zukunft eine führende Rolle, da einige Technologie-Unternehmen bereits seit Jahren das Auto der Zukunft mitgestalten. AT&S etwa ist einer jener Konzerne, der Autos „smart“ macht. AT&S stattet nicht nur die führenden Smartphone-Produzenten mit Leiterplatten aus, sondern ist auch bei den führenden Auto-Herstellern mit an Bord – ob Audi, Daimler, BMW, Toyota oder General Motors. Das Unternehmen liefert unter anderem Komponenten für Kameramodule, 24-GHz-Radarsensoren, Head-Up-Displays, Navigations- und Infotainment-Lösungen, LTE-Module oder ESP-Komponenten.
Autos mit Rechenleistung
„Die Rechenleistung der Smartphones ist nun ins Auto gekommen“, sagt AT&S-Vorstandsvorsitzender Andreas Gerstenmayer im futurezone-Interview. Leiterplattentechnologie, die kürzlich noch für Smartphones benötigt wurde, wird nun in Autos eingebaut. „Man muss auch in Fahrzeugen auf die immer komplexeren Leiterplatten zurückgreifen, weil zum einen der Platz im Auto durch die vielen Anwendungen und Funktionen knapp wird und weil die Systeme einfach mehr Rechenleistung benötigen.“ Für Head-Up-Displays etwa werden Technologien eingesetzt, die bei Einsteiger-Smartphones verwendet werden. Bei dem von der EU ab 2016 für Neuwagen vorgeschriebenen automatischen Notrufsystem eCall wird Smartphone-Technologie a la iPhone 5 oder Samsung Galaxy S5 eingesetzt. Übrigens: Das Spannende bei eCall ist, dass das System vollkommen autonom funktionieren muss, mit integriertem GPS und einer eigenständigen Datenverbindung.
Die Zukunft baut auf zFAS
Aber mit zFAS geht alles in Richtung Laptop und Tablet-Technologie im Auto. Das so genannte zFAS ist das Gehirn des pilotierten Fahrzeugs, auch „self-driving car“ genannt, und wurde von einem anderen österreichischen Unternehmen entwickelt – der in Wien ansässigen Firma TTTech. „zFAS ist eine Plattform, die eine sichere Vernetzung und eine sichere Integration ermöglicht“, erklärt Georg Kopetz, Gründer und Vorstandsmitglied von TTTech. Bei zFAS kann das ganze Fahrzeugsystem auf ein Steuergerät gelegt werden. TTTech hat hier eine eigene Vernetzungstechnologie entwickelt, das so genannte TTethernet. „Wir haben die Lösung gefunden, wie man im Auto nicht nur sicher, sondern auch in Echtzeit kommunizieren kann“, erklärt Kopetz. „Und unter Echtzeit verstehen wir Mikrosekunden.“
Pilotiertes Fahren
Da eine derart rasche Kommunikation möglich ist, ist TTethernet auch die Grundlage für pilotiertes Fahren, bei dem das System in Sekundenbruchteilen Entscheidungen fällen muss, schneller als der Fahrer. Bis der Konsument aber ein Auto kaufen kann, das alleine fährt, dauert es noch einige Jahre. Es fehlen nicht nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen – die Straßenverkehrsordnung in den Ländern muss das Fahren von selbstfahrenden Autos erlauben. Auch Versicherungsfragen sind noch nicht geklärt. Was passiert etwa, wenn ein autonomes Fahrzeug in einen Unfall verwickelt ist?
Markt- und Technologieführer
„Wir sind für die Anforderungen der Zukunft bestens aufgestellt“, zeigt sich AT&S-CEO Gerstenmayer für die Zukunft sehr optimistisch. AT&S habe sich bei der Leiterplatten-Technologie längst auf zukünftige Anwendungen und Märkte vorbereitet. Im neuen AT&S-Werk im chinesischen Chongqing verläuft der Aufbau und die Ausrichtung auf das neue Geschäftsfeld IC (Integrated Circuit)-Substrates planmäßig. AT&S wird damit ab 2016 als einzigem Europäer eine Technologie zur Verfügung stehen, die es erlauben wird, noch komplexere und feinere Leiterplatten für die Anwendungen der Zukunft in Serienreife zu fertigen. Damit ist der nächste Wachstumsschub vorbereitet.
Der Smartauto-Boom
„Trotz Smartphone-Boom sind wir vor allem im Automotive-Bereich gewachsen, weil wir vor Jahren bereits die Weichen für die Mobilität der Zukunft gestellt haben“, so Gerstenmayer. Im Nachsatz: „Wir haben den Trend zum steigenden High-Tech Anteil im Auto früh erkannt.“ Kein Wunder, schaut man sich die Entwicklung der Kfz-Zulassungen und der Automobilelektronik an: Während bis 2030 der globale Fahrzeugbestand von derzeit etwa 1,05 Milliarden auf 1,9 Milliarden steigen wird undin Europa ein Anstieg von derzeit 350 Millionen auf 540 Millionen Kfz erwartet wird, wird für den Wert von Leiterplatten, die in Autos eingebaut werden ein überdurchschnittliches Wachstum prognostiziert. In einem heutigen Auto-Modell gäbe es zwar mehr als hundert Leiterplatten, „aber nur die hochwertigsten, also jene für die komplexen Anwendungen, sind von uns,“ sagt Gerstenmayer.
AT&S arbeitet etwa mit Nvidia zusammen. Der Chipentwickler ist Mitglied der Open Automotive Alliance, der auch Google angehört und die bei der vergangenen Consumer Electronics Show in Las Vegas vorgestellt wurde. Nvidia ist unter anderem auch beim Selfdriving-Car-Projekt von Audi mit an Bord. AT&S baut für Nvidia ein Grafik-Modul.
„Connected“ ist erster Trend
Doch bevor wir auf den Straßen den allein fahrenden Autos begegnen werden, werden die Autos „connected“, also vernetzt und miteinander verbunden. „Die Car-to-Car-Kommunikation wird zu einer sehr wichtigen Applikation“, sagt Gerstenmayer. „Das wird einer der Gründe, warum die Machine-to-Machine-Kommunikation in den kommenden Jahren sprunghaft ansteigen wird.“ Bis 2020 wird sich der Markt der Machine-to-Machine-Kommunikation laut einer Analyse von Cisco verdreifachen und auf 40 Milliarden Dollar steigen. Die Autohersteller, die als erstes auf integrierte Lösungen setzen werden, sind Gerstenmayer auch bekannt, weil man mit ihnen bereits zusammen arbeitet: Daimler, Audi und BMW in Europa, Ford in den USA und Toyota in Asien.
Auto 2030
Das Auto der Zukunft wird aber laut Gerstenmayer ohnehin eines, das einerseits vernetzt ist, mit anderen Fahrzeugen spricht und bei Bedarf bzw. auf Wunsch des Fahrers alleine fährt, „andererseits entwickelt sich dank eMobility alles hin in Richtung CO2-Null-Mobilität“, sagt Gerstenmayer. Die Vorstufe der Emissionsreduktion seien Assistenzsysteme. „Die dienen ja nicht nur der Sicherheit, sondern sorgen dafür, dass Autolenker emissionsreduzierter, umweltfreundlicher und optimierter fahren.“
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