So profitieren die Tech-Giganten von der Corona-Krise
Die Corona-Krise bringt zahlreichen Unternehmen massive Umsatzrückgänge. Viele kämpfen ums Überleben oder haben dem Druck der laufenden Kosten bei fehlenden Einnahmen bereits nachgegeben. Die großen US-amerikanischen Technologiekonzerne hingegen erfreuen sich eines massiven Wachstums. Davon zeugen die neuesten Quartalszahlen, die Alphabet, Amazon, Apple, Facebook und Microsoft vorgelegt haben.
Die Zahlen
Amazon hat im abgelaufenen Quartal einen Umsatz von 96,1 Milliarden Dollar gemacht, ein Plus von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn ist von 2,1 Milliarden Dollar im Q3 des Vorjahres auf 6,3 Milliarden Dollar gestiegen. Alphabet verzeichnete mit 46,17 Mrd. Dollar ein Umsatzplus von 14 Prozent, der Gewinn stieg um 24 Prozent auf 11,21 Mrd. Dollar. Apple erzielt trotz verspäteter neuer iPhone-Generation einen Umsatz von 64,69 Mrd. Dollar (plus 1 Prozent) und einen Gewinn von 12,67 Mrd. Dollar (minus 3 Prozent).
Facebook generierte trotz sinkenden Werbebudgets bei seinen Kunden einen Umsatz von 21,2 Mrd. Dollar (plus 22 Prozent) und einen Gewinn von 7,85 Mrd. Dollar (plus 29 Prozent). Microsoft kommt auf 37,2 Mrd. Dollar Umsatz (plus 12 Prozent) und 13,9 Mrd. Dollar Gewinn (plus 30 Prozent).
Die Gründe
Jeder der großen Fünf profitierte während der Krise durch steigende Nachfrage nach seinen spezifischen Produkten und Dienstleistungen. Am offenkundigsten ist das wohl bei Amazon. Der Online-Händler versorgt weltweit Menschen, die aus Sicherheitsgründen nun lieber im Internet shoppen als in physischen Geschäften. Der Trend wird dem Unternehmen laut Prognosen ein fantastisches Weihnachtsgeschäft verschaffen. Im nächsten Quartal soll erstmals die Marke von 100 Mrd. Dollar Umsatz geknackt werden.
Alphabet hielt in der Krise zahlreiche Google-Dienste bereit, die etwa Bildungseinrichtungen oder Unternehmen die Fortsetzung ihrer Arbeit ermöglichten. YouTube wurde zu professionellen wie Unterhaltungszwecken häufiger frequentiert. Die Werbeeinnahmen von Alphabets Video-Portal stiegen um ein Drittel auf 5 Mrd. Dollar.
Apple hat trotz sinkender iPhone-Verkäufe (v.a. in China, knapp minus 30 Prozent) mehr Mac-Computer und iPads verkauft. Durch Ausgangsbeschränkungen sind Geräte für Zuhause sehr gefragt. "Vom Fernunterricht bis zum Home Office, Apple-Produkte sind ein Fenster zur Welt, während die Pandemie weiter besteht", kommentiert CEO Tim Cook den Erfolg. Durch die iPhone-12-Reihe mit 4 neuen Geräten sollen auch die Smartphone-Käufe wieder ansteigen.
Daheim bleiben
Facebook hat während der Corona-Zeit vielen Menschen die Möglichkeit gegeben, soziale Kontakte kontaktlos zu pflegen. Weil es viele von der Pandemie betroffene kleine und mittelgroße Unternehmen zu seinen Werbekunden zählt, gingen die Werbeeinahmen im Frühjahr zurück. Danach gab es jedoch ein Einnahmen-Comeback mit unerwarteter Intensität.
Laut Analysten ist dies dem Umstand zu verdanken, dass Unternehmen zu einem raschen Ausbau ihrer Online-Vertriebskanäle gezwungen waren. Dadurch konnte Facebook selbst einen Boykott von Werbekunden im Sommer, ausgelöst durch unzureichendes Vorgehen gegen Hassbotschaften, mühelos überwinden.
Microsoft wiederum konnte zahlreiche Werkzeuge für das Home Office anbieten und digitalisierungswillige Unternehmen mit seiner Cloud-Infrastruktur versorgen. Zu Beginn der Corona-Krise sprach CEO Satya Nadella davon, sein Unternehmen als "digitalen Ersthelfer" wahrzunehmen.
Vorsichtiger Jubel
Allzu überschwänglich fällt der Jubel von "Big Tech" über die bislang erfolgreiche Krisenbewältigung nicht aus - und das nicht unbedingt aus Pietätsgründen. Die steigenden Einnahmen könnten den Eindruck verstärken, dass sie ihre jeweiligen Märkte beherrschen wie niemand sonst und es verstärkter Regulierung bedarf, um Wettbewerbsvorteile einzuebnen. Im Juli mussten sich Sundar Pichai (Alphabet), Jeff Bezos (Amazon), Tim Cook (Apple) und Mark Zuckerberg (Facebook) einer gemeinsamen Anhörung vor dem US-Parlament stellen.
"Regulatorische Landschaft"
Vor allem Zuckerbergs Facebook wird eine marktbeherrschende Stellung vorgeworfen, da Facebook durch seinen Besitz von WhatsApp und Instagram hauptsächlich im Wettbewerb mit sich selbst steht. Eine Zerschlagung des Unternehmens steht im Raum. Die Auswirkungen der Corona-Krise will das weltgrößte Social Network (über 2,5 Mrd. Nutzer) nun für seine Argumente nutzen. Strengere Auflagen, etwa gegen zielgerichtete Werbung auf Facebook, würden der Wirtschaft schaden, meinte Zuckerberg im Sommer.
"Das würde die Möglichkeiten kleiner Unternehmen so einschränken, dass es wahrscheinlich auf einer makroökonomischen Ebene spürbar wäre. Ist das wirklich das, was Gesetzgeber mitten in einer Pandemie und Rezession wollen?" So provokant das auch klingt, Facebook und Co. sind derzeit vorsichtig wie nie beim Umgang mit der Politik. Für Lobbying in Washington wird immer mehr Geld ausgegeben, denn laut Facebook gilt es mit "Gegenwind einer sich ausweitenden regulatorischen Landschaft" zurechtzukommen.