
Wie kommt eigentlich das WLAN ins Flugzeug?
Wie kommt das WLAN ins Flugzeug?
Für viele fühlt es sich noch ein bisschen eigenartig an: In einer Höhe von 11.000 Metern mit rund 800 km/h fliegt man über Ozeane und Landschaften, während man mit Freunden per WhatsApp chattet, durch den Insta-Feed scrollt, YouTube-Videos schaut oder einfach nur im Web surft.
Denn es ist noch gar nicht so lange her, da wurden die Passagiere dazu angehalten, ihre Mobiltelefone im Flugzeug komplett auszuschalten. An die Stelle des Ausschaltens ist der Flugmodus getreten. Mittlerweile wird in zahlreichen Passagiermaschinen während des Fluges eine WLAN-Verbindung angeboten.
Auf Transatlantikflügen im Jänner mit Swiss und Lufthansa hatte ich über dem Ozean beziehungsweise über Grönland jeweils eine Bandbreite beim Download von ungefähr 25 Mbps. Eine passable Internetverbindung, mit der man arbeiten oder sich die Zeit vertreiben kann.
Als ich Freunden und Bekannten davon erzählt habe, trat umgehend immer dieselbe Frage auf: Wie kommt eigentlich das WLAN ins Flugzeug? Das habe ich zum Anlass genommen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
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Die Technologie hinter dem InFlight-WLAN
Zugegeben: Der Titel ist etwas vage. Das WLAN kommt natürlich mit einem Router in die Flugzeugkabine - genauso wie das auch zuhause funktioniert. Damit man im OnBord-WLAN online gehen kann, muss der Router im Flugzeug auf eine Internetverbindung zurückgreifen.
Dafür gibt es grundsätzlich 2 Möglichkeiten, um das Internet in einen Flieger zu schicken:
- Verbindung über Bodenstationen und Satelliten
- Verbindung über reine Satellitentechnologie

So sehen Antennen auf dem Dach eines Flugzeuges aus
© Austrian Airlines
Die hybriden Lösungen
Wie man sich vorstellen kann, ist es bei Überlandflügen möglich, eine Internetverbindung über Bodenstationen herzustellen. Bei der Überquerung eines Ozeans oder bei Flügen über abgelegene Gebiete, funktioniert das natürlich nur sehr begrenzt. In diesem Fall ist man auf die reine Satellitentechnologie angewiesen.
Wie die meisten Fluggesellschaften nutzen auch die Austrian Airlines auf der Kurz- und Mittelstrecke eine Kombination aus Satellitentechnologie und Bodenstationen. "24 unserer Flugzeuge aus der Airbus-320-Familie sind mit der WLAN-Technologie von Viasat ausgestattet", erklärt Austrian Airlines gegenüber der futurezone.
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Das "European Aviation Network"
"Die restlichen 16 Stück der Airbus-A320-Flugzeuge von Austrian Airlines werden derzeit schrittweise mit einer neuen Internettechnologie ausgestattet", so eine Austrian-Sprecherin. Dabei kommt das "European Aviation Network" (EAN) zum Einsatz, das eine schnellere Verbindung mit einer höheren Bandbreite und mit einer geringeren Latenz verspricht.
Das EAN deckt nahezu den gesamten europäischen Luftraum ab. Dabei handelt es sich um eine hybride Lösung aus Satelliten und Bodenstationen - ähnlich wie Mobilfunkmasten. Entwickelt und betrieben wird es von der Deutschen Telekom, Nokia und Inmarsat, das mittlerweile von Viasat übernommen wurde. Der Nachteil des EAN: Es funktioniert nur über Land, nicht aber über dem offenen Meer.
In den Langstreckenmaschinen der Austrian vom Typ Boeing 767 und 777 gibt es kein Internet. Bei den neuen Boeing 787 wird eine Internetverbindung über reine Satellitentechnologie bereitgestellt. Diese wird von Panasonic realisiert und soll beispielsweise auch auf Transatlantikflügen funktionieren.
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Die Satelliten sind weit weg
Bei den Flugzeugen befindet sich die Antenne in der Regel auf dem Dach der Maschine unter einem kleinen Buckel. Dieses so genannte Radom ist mit geostationären Satelliten in 35.000 Kilometern Höhe verbunden. Für eine aufrechte Internetverbindung müssen die Datenpakete das Doppelte zurücklegen.
Durch die Strecke von 70.000 Kilometer kommt es zu einer entsprechenden Verzögerung. Die Übertragung über diese große Distanz wird derzeit meist über das Ku-Band bewerkstelligt. Neuere Modelle bauen auf dem Ka-Band auf, das eine höhere Bandbreite ermöglicht.
Kommunikationssatelliten, die in niedrigeren Höhen unterwegs sind, seien den geostationären Satelliten überlegen, heißt es. Vor allem deswegen, weil die zu überbrückende Distanz wesentlich geringer ist. Die Starlink-Satelliten umkreisen den Planeten im niedrigen Erdorbit (LEO) etwa in einer Höhe von rund 550 Kilometer. Auch hier kommen Ku- und Ka-Band zum Einsatz.
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Unter dem Höcker am Dach der Maschine befindet sich die Antenne.
© Austrian Airlines
Kosten oder kostenlos?
Sofern ein Flugzeug mit WLAN-Technik ausgestattet ist, bieten Lufthansa, Austrian Airlines und Swiss ein kostenloses Internetpaket an. Damit ist es aber lediglich möglich WhatsApp, iMessage oder andere Messenger zu nutzen. Wer darüber hinaus im Web unterwegs sein möchte, muss sich einen Internetzugang kaufen. Ein solcher kostet auf der Langstrecke für den gesamten Flug 35 Euro, auf kürzeren Strecken bis 9 Euro.
Ein Blick zu den US-Fluggesellschaften United Airlines und Delta sowie zu Turkish Airlines zeigt jedoch, dass die Zukunft des InFlight-WLAN wohl eher kostenlos sein wird. Delta bietet etwa bereits auf dem amerikanischen Kontinent in mehr als 885 Maschinen einen vollen Gratis-Internetzugang an, der mit "stream, browse, chat" beworben wird.
WLAN an Bord wird zum Standard werden
Delta hat gegenüber der futurezone betont, dass dieses Angebot in Zukunft auch auf internationalen Flügen zur Verfügung stehen soll. Das Internet im Flugzeug solle sich genauso anfühlen wie zuhause, heißt es von Delta. Denselben Anspruch hat auch Turkish Airlines geäußert, die ebenso flächendeckend kostenloses WLAN anbieten möchte.
Ähnlich äußert sich United Airlines in einem Mail an die futurezone. Die Fluggesellschaft hat kürzlich bekannt gegeben, WLAN an Bord mittels Starlink-Satelliten zur Verfügung zu stellen. Mehr als 1.000 Flugzeuge sollen damit ausgestattet werden. United will damit Video- und Musik-Streaming, Live-TV, Online-Gaming sowie Browsing ohne Verzögerung anbieten. Die ersten Tests in Passagiermaschinen sollen in diesem Jahr beginnen.
Der Tenor ist klar: Leistungsstarkes WLAN an Bord wird in Zukunft bei vielen Airlines zum Standard werden. Ob es kostenlos sein wird, oder ob man dafür extra bezahlen muss, wird sich zeigen.
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