Checkfelix: "Der Buchungsvorgang nervt am meisten"
Dass die österreichische Reise-Suchmaschine Checkfelix im Jahr 2011 vom US-Marktführer Kayak gekauft wurde, ist an den meisten Usern spurlos vorüber gegangen. Verantwortlich dafür, dass der Checkfelix-Markenauftritt vom Mutterkonzern praktisch unangetastet blieb, ist nicht zuletzt die Marktdominanz in Österreich.
Neue Technik
Im Hintergrund wurde die Plattform, auf der nach billigen Flug-, Hotel- und Mietauto-Angeboten gesucht werden kann, in den vergangenen drei Jahren aber komplett neu aufgesetzt. Dabei profitiert Checkfelix Saez zufolge von den technischen Entwicklungen, die im Kayak-Mutterkonzern passieren. „Bis zur Übernahme haben wir praktisch zu fünft alles selber entwickelt, jetzt sind wir Teil eines 300 Personen starken Tech-Unternehmens, von denen 80 Prozent Programmierer und Entwickler sind“, meint Saez.
Der Verkauf von Checkfelix sei rückblickend betrachtet wohl die einzige Möglichkeit gewesen, sich als Plattform weiterzuentwickeln und Usern noch bessere Services anzubieten. Mit der Eingliederung in das Kayak-Netzwerk bekam Checkfelix etwa direkten Zugriff auf das Computerreservierungssystem Amadeus und somit auf die Flugangebote der Airlines. Bis dahin war man – auch aus Kostengründen – allein auf das Abgrasen von Angeboten der wichtigsten Online-Reiseanbieter beschränkt. „Das ist insofern wichtig, da die Fluglinien mittlerweile verstärkt mit speziellen Angeboten Kunden zum Buchen direkt auf ihre Seite locken wollen. Da diese Angebote nun miteinbezogen werden, haben User noch bessere Chancen, einen guten Preis über uns zu ergattern“, sagt Saez.
Preis-Vorhersage
Ebenfalls seit einiger Zeit verfügbar ist zudem eine eingebaute Vorhersage der Preisentwicklung von Flügen, bei der Checkfelix auf Big-Data-Analysen zurückgreift. Aufgrund von Erfahrungswerten, die die Software aus der Preisentwicklung in der Vergangenheit errechnet, können Rückschlüsse auf die zukünftige Preisentwicklung gezogen werden. Usern wird so bei der Anfrage von bestimmten Routen oder Reisezielen auch am Rande mitgeteilt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Preise in den kommenden Tagen oder Wochen noch steigen oder fallen werden. Die Zuverlässigkeit konnte Checkfelix zufolge mittlerweile von 70 auf 85 Prozent gesteigert werden.
In Kürze plant die Plattform weitere Funktionen freizuschalten. So wird man einen Preisalarm aktivieren können, der Usern mitteilt, sobald eine Reiseroute oder ein Hotelangebot die erwünschte Preis-Marke erreicht hat. Über das überarbeitete Log-in-System sollen sich User ihre Checkfelix-Seite und bestimmte Suchkriterien wie die Lieblings-Airline künftig individuell zusammenstellen können, damit die Suchergebnisse noch stärker auf persönliche Interessen und Vorlieben zugeschnitten sind.
Abgekürzte Buchung
Eine größere Veränderung, die auf der US-Mutterseite Kayak bereits umgesetzt ist und in etwa einem Monat auch Checkfelix-Kunden beglücken soll, ist die Möglichkeit die Buchung vollständig über die Checkfelix-Oberfläche durchzuführen. „Das Nervigste für User ist, dass der Suchvorgang etwa 20 Sekunden, die Buchung bei unseren Partnern aber bis zu zehn Minuten dauert, da oftmals eine Vielzahl von Zwischenschritten und Zusatzangeboten wie Versicherungen im Bestellvorgang eingefügt werden“, kritisiert Saez.
Da das Service erfahrungsgemäß von Kunden sehr gut angenommen werde, werde man diese Möglichkeit zunächst auf die Hotel-Buchung beschränken und vorerst die Flugsuche ausklammern. Bis heute kämpft Checkfelix laut Saez damit, in der Öffentlichkeit in erster Linie als Flug-Suchmaschine wahrgenommen zu werden. „Unsere Bekanntheit als Marke ist phänomenal, gleichzeitig hat der frühe Erfolg als Vergleichsportal für Flüge die öffentliche Wahrnehmung stark geprägt. Unser Ziel ist es folglich, dass die User auch unsere anderen Services wie die Hotel-, Auto- oder Gesamtangebots-Suche in Anspruch nehmen“, sagt Saez.
Versteckte Kosten
Ein weiteres Problem will Checkfelix zusammen mit Kayak ebenfalls rasch in Angriff nehmen. So haben versteckte Zusatzgebühren – etwa für die mancherorts unumgängliche Kreditkartenbuchung oder die Bearbeitungsgebühr – mittlerweile dazu geführt, dass der in der Suchmaschine ausgewiesene Preis teilweise um zig Euro von den tatsächlichen Gesamtkosten abweicht. Angebote, die auf Checkfelix am günstigsten aufgelistet werden, können am Ende des Buchungsvorgangs sich als viel teurer entpuppen.
„Das ist natürlich weder in unserem Sinn noch im Sinn unserer Kunden. Wir testen bereits eine technische Lösung, die alle versteckten Kosten miteinberechnet. Da wir dafür aber ebenfalls alle großen Buchungsanbieter an Bord haben wollen, wird die Umsetzung noch ein wenig dauern. Dass so eine Funktion kommt, ist allerdings definitiv geplant“, meint Saez im futurezone-Gespräch.
Keine Angst vor Google
Die Ambitionen von Google, das 2011 nach dem Kauf von Technologien sowie dem Zugang zu entsprechenden Flug-Datenbanken mit Google Flight Search eine eigene Plattform gestartet hat, verfolgt man in der Kayak-Zentrale aufmerksam. Nach außen hin ist man derzeit aber noch um Gelassenheit bemüht. „Google hat den Marktanteil auf dem vergleichsweise einfachen US-Markt gerade einmal von ein auf zwei Prozent ausbauen können, während Kayak im selben Zeitraum von 50 auf 65 Prozent gewachsen ist. Konkurrenz ist für den Markt immer gut, aber wir denken nicht, dass das Verhandeln mit vielen lokalen Partnern das Geschäftsmodell von Google ist“, sieht Saez keine unmittelbare Gefahr für etablierte Reise-Metaplattformen.
Die Optimierung auf lokale Angebote ist Saez zufolge auch der Grund, warum österreichische Kunden auch in Zukunft auf Checkfelix zurückgreifen und nicht etwa die auf den US- und andere Märkte wie Spanien und Frankreich zugeschnittene Schwesterplattform Kayak verwenden sollten. "Den tatsächlich optimalsten Preis würden wir in Wahrheit erzielen, wenn wir nicht nur die Angebote verschiedener Fluglinien und Online-Reisebüros vergleichen würden, sondern auch die Angebote aller Fluglinien in allen Märkten, in denen sie aktiv sind. Das machen aber nicht einmal die Fluglinien selbst und das wäre auch für uns unrentabel, da wir für jede einzelne Anfrage eine Gebühr bezahlen müssen und sich die Ausgaben für eine einfache Streckenabfrage somit vervielfachen würde", sagt Saez.