© Checkfelix.com

Reisesuchmaschinen

Hannes Jagerhofer verkauft Checkfelix an Kayak

Nach vier Monaten Verhandlungen ist nun der Deal perfekt: Hannes Jagerhofers Reisesuchmaschine Checkfelix.com wechselt den Eigentümer. „Wir haben am Freitag die Verträge unterzeichnet“, bestätigt Jagerhofer im futurezone-Gespräch, „für mich ist das eine coole Erfolgsgeschichte.“ Gekauft wurde Checkfelix von Kayak, der – wie das US-Unternehmen mit seiner Zentrale in Norwalk (Connecticut) selbst von sich sagt – größten Reisesuchmaschine der Welt. Der Kaufpreis wird nicht bekannt gegeben, wird aber – nimmt man den EBIT von 2010 in der Höhe von etwa einer Million als Basis – etwa sieben Millionen Euro betragen. Die Marke "Checkfelix" bleibt bestehen.

Kayak befindet sich auf einer internationalen Einkaufstour, denn Checkfelix ist der zweite Zukauf innerhalb eines Jahres. Im Mai vergangenen Jahres hat Kayak die 2006 gegründete deutsche Flugsuchmaschine Swoodoo übernommen, die auch als „Flugsupermarkt“ bekannt ist.

Im August 2005 gestartet
Checkfelix, die Plattform gehört der JaBo Software Vertrieb- und Entwicklung GmbH, ist am 1. August 2005 als reine Flugsuchmaschine gestartet. Zu Beginn war sie an etwa 170 Airlines weltweit angeschlossen. In maximal zwei Minuten wurden die Sites aller wichtigen Fluglinien und Online-Reisebüro durchforstet und die Flüge beginnend mit dem günstigsten aufgelistet. Checkfelix war zwar nicht die erste Flugsuchmaschine – 2005 gab es bereits e-flights.de oder mobissimo.com - der Vorteil von Checkfelix.com war, dass der Suchroboter neutral und objektiv funktionierte und Airlines nicht bevorzugt wurden. Das haben auch Tests gezeigt, denn FlyNiki von Jagerhofers Freund Niki Lauda wurde von Checkfelix nicht nach vorne gereiht. Ein Jahr nach dem Launch konnte man auf Checkfelix auch nach Leihautos und Hotels, in den Jahren darauf auch nach Pauschalreisen und Kreuzfahrten suchen.

Zwölf Millionen Suchanfragen/Jahr
Die Reisesuchmaschine hat sich jedenfalls gut entwickelt, deckt den gesamten deutschsprachigen Markt ab, seit September 2009 auch die Schweiz. 2010 gab es insgesamt etwa zwölf Millionen Suchanfragen, über die Seite werden pro Monat Flugtickets im Wert von etwa sieben Millionen Euro vermittelt, Tendenz steigend. Und seit zwei Jahren sind die Bilanzen positiv, „wir konnten aus unserem eigenen Cashflow Projekte finanzieren und waren nicht auf fremde Hilfe angewiesen“, betont Jagerhofer. „Wir sind im vergangenen Jahr um 60 Prozent gewachsen.“ 2011 rechnet er neuerlich mit einem etwa 50-prozentigen Zuwachs.

Karl-Heinz Grasser ist Teilhaber
Im Spätsommer 2009 beteiligte sich mit 13 Prozent übrigens auch Karl-Heinz Grasser an der JaBo Vertriebs- und Software Entwicklungs GmbH. „Karl-Heinz Grasser war nur Investor und hatte keine operativen Rechte“, stellt Hannes Jagerhofer im futurzone-Interview klar. Jagerhofer bleibt Checkfelix nun ein Jahr lang als Marketing-Konsulent erhalten, Checkfelix` Managig-Director John-Lee Saez wird auch weiterhin das operative Geschäft der Suchmaschine vom Europa-Sitz von Kayak in Zürich aus leiten. Gleichzeitig wird der gebürtige Franzose zum Managing Director Kayak Frankreich ernannt.

Volle Energie in YPD
Jagerhofer selbst will aber gleichzeitig seine ganze Energie in sein vor drei Jahren gegründetes Projekt YPD stecken. „Das hat noch mehr Potenzial als Checkfelix“, sagt Jagerhofer über die YPD-Challenge. Dahinter versteckt sich ein Online-Wettbewerb, bei dem jährlich die 100 heiß begehrtesten Praktikumsplätze bei 32 renommierten Unternehmen Österreichs vergeben werden. YPD steht für „young, powerful und dynamic“, also für jene Eigenschaften, die die Teilnehmer für diese Challenge mitbringen sollten. „Man muss bei der YPD-Challenge sein Können unter Beweis stellen, ohne „Freunderlwirtschaft“ und/oder Vitamin B“, sagt Jagerhofer. Die YPD-Idee will Jagerhofer expandieren, Interessenten aus Deutschland und aus Ost-Europa gebe es bereits.

Kärntner Erfolgsgeschichten
Der Checkfelix-Verkauf ist der zweite erfolgreiche Kärntner-Deal innerhalb einer Woche. In der Vorwoche hat der Klagenfurter Hifi-Händler und Eigentümer des größten Online-Hightech-Shops Electronic4You.at, Hannes Majdic, seinen Drittel-Anteil an der größten deutschen Online-Plattform Redcoon

Redcoon (Jahresumsatz 450 Millionen Euro) wurde zur Gänze von der Media-Saturn-Holding (MSH) übernommen; kolportierter Kaufpreis sind etwa 120 Millionen Euro.

Zur Person:
Hannes Jagerhofer (49) ist geborener Klagenfurter und wurde Ende der 80er Jahre durch seine Clubbings bekannt, die er u.a. in den alten Wiener Sofiensälen veranstaltete. 1990 gründete er die Event-Agentur Acts, die Veranstaltungen wie von 1999 bis 2004 das jährliche Kart-Rennen (Cart City Circuit) in Velden oder die Beach Volleyball Turniere in Klagenfurt organisiert(e). Eine Acts-Zweigstelle und ein Helikopter-Shuttle-Service in Florida ließ er nach zwei Jahren Ende 2005 schließen, nachdem bei einer Hubschrauber-Kollision der Pilot starb. 2005 gründete er die JaBo Vertriebs- und Software Entwicklungs GmbH und Checkfelix. Seit 2009 veranstaltet Jagerhofer mit der „YPD Challenge“ ein Online-Game, bei dem Schüler und Studenten um Ferialpraktika-Stellen bei renommierten heimischen Firmen wettstreiten.

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