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China hat das größte unbemannte Kriegsschiff der Welt gebaut

Ende Oktober wurde ein seltsames Boot auf Satellitenbildern entdeckt. In einer chinesischen Werft war ein Schiff mit 3 Rümpfen zu sehen.

Mittlerweile wurde das Geheimnis um das Wassergefährt gelüftet. Im Rahmen der Zhuhai Air Show wurde das unbemannte Kriegsschiff Jari-USV-A „Orca“ offiziell enthüllt.

Größtes Drohnen-Kriegsschiff der Welt

Schon davor tauchten Fotos und Videos des Kriegsschiffs in den sozialen Netzwerken auf. Das Boot hat zwar Stealth-Eigenschaften, um nicht von Radar erfasst zu werden - aber das futuristische Design ist schon sehr auffällig, wenn es in Seestraßen und an der Küste unterwegs ist.

Die Fotos und Videos zeigen das Boot ua. bei der Fahrt von der Werft zur Air Show. Durch die vielen Aufnahmen ließ sich die imposante Größe von Jari-USV-A schon erahnen.

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Bei der Air Show wurden die Daten schließlich bestätigt. Mit 58 Meter Länge und einer Verdrängung von 420 Tonnen ist es derzeit das größte Drohnen-Kriegsschiff der Welt.

Drohnen-Schiffe der USA

Zuvor galt Sea Hunter USC als das größte Drohnen-Kriegsschiff. Dieses Boot der US Navy ist 40 Meter lang und hat eine Verdrängung von 145 Tonnen.

Mit Ghost Fleet Overlord hat die US Navy eine Flotte von 4 unbemannten Schiffen, die ähnlich lang wie Jari-USV-A sind. Weil sie nur einen Rumpf haben, sind diese mit einer Verdrängung von 673 Tonnen größer.

Allerdings handelt es sich dabei nur Test-Plattformen, die nicht für einen echten militärischen Einsatz gedacht sind. Sie sind immer zusätzlich bemannt und dienen zur Erprobung der Integration von autonomen Booten in reguläre Flottenverbände. Von Rüstungsexperten werden sie deshalb nicht als Drohnen-Kriegsschiffe klassifiziert.

Trimarane in der Marine

Jari-USV-A ist ein Trimaran, hat also 3 Rümpfe. Der Vorteil von mehreren Rümpfen ist, dass diese weniger weit ins Wasser ragen als bei normalen Schiffen. Dadurch sinkt der Wasserwiderstand, was wiederum zu einer höheren Reichweite und/oder Geschwindigkeit führt.

Im Gegensatz zu Katamaranen (2 Rümpfe) gelten Trimarane als robuster, was sie zur bevorzugen Mehrrumpfvariante für zivile und militärische Zwecke ab einer bestimmten Größe und Verdrängung macht. Im Militärgebrauch sind sie trotzdem selten. Der bekannteste Trimaran ist die Independence-Klasse der US Navy.

Die Stealth-Fregatten werden seit 2008 gebaut. Aktuelle ist das letzte der insgesamt 19 Schiffe dieser Klasse im Bau. Die Kriegsschiffe sind 127 Meter lang und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 44 Knoten (81 km/h).

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Die Independence-Klasse hat jedoch einige Probleme. Die Baukosten wurden um das 3-fache überschritten. Zudem wurde im Mai 2022 festgestellt, dass 6 der damals 13 aktiven Schiffe der Independence-Klasse Risse in ihren Hüllen hatten. Diese entstehen, wenn die Schiffe schneller als 15 Knoten fahren. Laut dem Hersteller Austal würden diese Risse nicht die Einsatzfähigkeit der Schiffe reduzieren.

Crew ist optional

Jari-USV-A soll eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Knoten (74 km/h) erreichen. Der Diesel-Elektro-Hybridantrieb soll für eine Reichweite von 7.400 km sorgen. Obwohl das Schiff die meiste Zeit autonom agieren wird, gibt es eine Brücke für eine kleine Besatzung.

Das ist auch bei anderen USVs (Unmanned Surface Vehicle – unbemanntes Wasserfahrzeug) so. Die menschliche Besatzung ist für die Erprobungsphase an Bord und kann eingreifen, falls etwas nicht wie geplant laufen sollte. Außerdem wird damit das Problem umgangen, dass die Rechtslage für Häfen und Wasserstraßen noch keine vollautonomen Schiffe zulässt. Anstatt das Jari-USV-A in den Hafen schleppen zu müssen, kann die Crew vor dem Einlaufen mit einem Boot zu dem Schiff fahren, die Kontrolle übernehmen und es manuell zum Dock steuern.

Bewaffnung von Jari-USV-A

Jari-USV-A soll zur Küstenverteidigung und in der Taiwanstraße genutzt werden. In diesen seichten Gewässern ist ein Trimaran praktisch, da das Schiff, gemessen an der Verdrängung, einen geringen Tiefgang hat. Beim Jari-USV-A sollen es lediglich 2 Meter sein.

Bei Jari-USV-A ist ein Vertikalstarter mit 4 Zellen zu sehen. Dieser befindet sich zwischen Brücke und dem Turmaufbau. Davor ist ein Bereich, der abgedeckt aussieht. Dieser könnte für sogenannte Missionsmodule gedacht sein. Bei Jari-USV-A wird es darauf hinauslaufen, dass hier weitere Vertikalstarter, möglicherweise auch für größere Raketen, untergebracht werden. CSSC, der Hersteller des autonomen Kriegsschiffs, sieht für Jari-USV-A bis zu 12 Zellen vor.

Alternativ könnte der Platz womöglich für eine Railgun oder eine starke Laserwaffe genutzt werden. China arbeitet an beiden Waffensystemen, speziell für den Einsatz auf Schiffen.

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Die Vertikalstarter ist vermutlich der Typ GJB 5860-2006, der bei vielen chinesischen Schiffen zum Einsatz kommt. Dieser kann mit Raketen für verschiedene Zwecke bestückt werden. Dazu gehören die HHQ-9 Flugabwehrraketen mit 120 km Reichweite.

Schiffe und bei Bedarf Landziele können mit der YJ-18A (bis zu 540 km Reichweite) und YJ-21-Hyperschallrakete (angeblich bis zu 1.500 km Reichweite) beschossen werden.

Zur weiteren möglichen Bewaffnung zählen 2 schräg ausgerichtete Torpedoröhren. Damit kann Jari-USV-A zur Bekämpfung von U-Booten eingesetzt werden.

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Auf einem Modell des Schiffs, das ebenfalls bei der Air Show gezeigt wurde, ist am Heck noch ein Starter für HQ-10 zu sehen. Das sind Luftabwehrraketen für kurze Distanzen, mit einer Reichweite von 9 km. Diese sollen ua. Drohnen und anfliegende Marschflugkörper zerstören.

Verstecktes Geschütz

Im Bug ist eine Waffenstation untergebracht. Diese ist versenkbar, um bessere Stealth-Eigenschaften zu erhalten.

Zu Modell und Kaliber gibt es keine Angaben, das Geschütz ist zudem nicht eindeutig identifizierbar. Optisch erinnert es ein wenig an die deutsche Rheinmetall Oerlikon Searanger – China ist bekannt dafür, sich vom Design anderer Länder „inspirieren“ zu lassen.

Womöglich handelt es sich hierbei um ein experimentelles Geschütz oder vorerst nur um einen Dummy. Sinnmachen würde eine Maschinenkanone im Kaliber 30mm oder ein Schnellfeuergeschütz in einem etwas größeren Kaliber.

Diese könnten nicht nur gegen kleinere Schiffe, sondern mit Airburst-Munition auch gegen Luftziele eingesetzt werden, inklusive Kamikaze-Drohnen und Raketen.

Stichwort Drohne: Am Heck befindet sich ein Landeplatz für eine Hubschrauber-Drohne. Die soll nicht nur zur Aufklärung genutzt werden, sondern könnte auch einen Leichttorpedo abwerfen, um U-Boote zu bekämpfen. Möglich wäre auch der Abwurf von Sonarbojen, um U-Boote aufzuspüren.

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Womöglich mit EASA-Radar ausgestattet

Auffällig am Turm sind die vielen Antennen und Sensoren. Außerdem sieht es anhand der Abdeckungen so aus, als wäre noch mehr Platz im Turm, um weitere Instrumente oder Geräte für die elektronische Kriegsführung einzubauen, wie etwa Jammer.

Rüstungsexperten halten es für wahrscheinlich, dass Jari-USV-A mit einem EASA-Radar (Active Electronically Scanned Array) ausgestattet ist. Gegenüber einem herkömmlichen Radar hat EASA eine höhere Geschwindigkeit des Radardurchgangs, mehr Reichweite und kann mehr Ziele auf einmal verfolgen. Außerdem hat es eine bessere Ausfallsicherheit. Weil die Sendeleistung kleiner ist, ist es zudem schwieriger, das Radar aufgrund seiner Radarausstrahlung zu orten.

Das legt nahe, dass Jari-USV-A in ein Radarnetzwerk eingebunden werden könnte, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen. Ein engmaschiges Radarnetzwerk könnte etwa dabei helfen, amerikanische F-35-Stealth-Fighter aufzuspüren.

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Eine weitere Möglichkeit ist, dass Jari-USV-A als Relay für kleinere Über- und Unterwasser-Drohnen dienen wird. Es liefert die Aufklärungsdaten zur Position der Feinde und übermittelt sie an die Drohnen, die dann den Angriff ausführen.

Am Modell des Kriegsschiffs ist zu sehen, dass es sogar selbst kleinere Unterwasserdrohnen an Bord hat, die es zu Wasser lassen kann. Diese könnten per Sonar U-Boote suchen oder, falls sie einen Gefechtskopf haben, zu smarten Torpedos werden.

Modell von Jari-USV-A, das auf der Air Show gezeigt wurde. Beim Heck sieht man die Unterwasserdrohnen (gelb)

Testplattform

Wann Jari-USV-A offiziell seine volle Einsatzbereitschaft erreichen soll, ist nicht bekannt. Derzeit sieht das Schiff stark nach einem Demonstrator aus, bei dem noch nicht alle Systeme installiert sind. Womöglich wurde es nicht fertig, bevor es bei der Air Show präsentiert wurde.

Wahrscheinlich ist, dass jetzt die Tests beginnen und weitere, bzw. fehlenden Systeme nach und nach hinzugefügt werden. Danach wird sich die chinesische Marine wohl entscheiden, ob sie mehr Stück davon bestellt oder eine andere Richtung einschlägt.

Rüstungsexperten sind sich uneinig, ob so große unbemannte Schiffe überhaupt Sinn machen – weil große Schiffe auch große Ziele sind. Kleinere, spezialisierte Drohnen könnten unauffälliger agieren und wären schneller in großen Stückzahl herstellbar.

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Es ist aber nicht abzustreiten, dass die Entwicklung bei jeder Form von Kriegsgerät hin zu unbemannt und autonom geht. Wenn China schon früh mit großen Schiffen experimentiert, kann es sich womöglich einen Wissensvorsprung sichern, um später unbemannte Lenkwaffenzerstörer oder gar Flugzeug- und Drohnenträger zu entwickeln und bauen.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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