Symbolbild: Chinesisches U-Boot (Typ 094)

Symbolbild: Chinesisches U-Boot (Typ 094)

© REUTERS / China Stringer Network

Militärtechnik

Chinesische U-Boote sollen Satelliten mit Laserwaffe zerstören

China rüstet seine Seestreitkräfte derzeit massiv auf. Gleichzeitig wird an neuen Waffen gearbeitet, wie Hyperschallraketen, Railguns und Lasern.

Eine neue Studie der chinesischen Armee schlägt nun vor, U-Boote mit Laserwaffen zu bauen. Diese zollen nicht nur Küstenziele angreifen, sondern primär zur Luftabwehr dienen. Auch die Zerstörung von SpaceX Starlink-Satelliten wird dediziert genannt.

Laser mit mindestens ein Megawatt Leistung

Die Studie sieht einen Festkörperlaser vor, weil diese derzeit am robustesten sind. Mit fortschreitender Entwicklung sei der Einsatz anderer Laserarten denkbar, wenn sie stabil genug für den militärischen Gebrauch gebaut werden können.

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Um möglichst viele potenzielle Ziele zerstören zu können, soll der Laser der Megawatt-Klasse entsprechen – also mindestens ein Megawatt Leistung haben. Die Ein-Megawatt-Schwelle gilt international in der Rüstungsindustrie als „magische Grenze“, die überschritten werden soll. Studien gehen davon aus, dass mit dieser Leistung Kampfflugzeuge, Bomber, ballistische Raketen, Hyperschallraketen und Satelliten im niedrigen Erdorbit zerstört werden können.

Die bisher stärkste bekannte, einsatzfähige Laserwaffe der Welt, hat 300 Kilowatt. Sie wurde von Lockheed Martin 2022 an das US-Verteidigungsministerium geliefert, das den Laser zur Abwehr von fliegenden Zielen testet. Früheren Plänen zufolge, wollte die US-Armee 2026 einen Prototypen eines Ein-Megawatt-Lasers testen. Aufgrund der aktuellen Budgetkürzungen bei den US-Streitkräften ist aber fraglich, ob der Zeitplan eingehalten werden kann.

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Warum ein Laser auf einem U-Boot?

Beim Bau eines so starken Lasers sind nicht nur die optoelektronischen Komponenten selbst eine Herausforderung. Der Laser benötigt auch ausreichend Platz, um untergebracht zu werden. Zudem braucht er eine stabile Energieversorgung und Kühlung.

Daher bieten sich Kriegsschiffe als Träger für Energiewaffen an. Ein Schiff am Meer ist aber ein leicht sichtbares Ziel. Durch Radar, Luftaufklärung und Satellitenbilder ist es in einem modernen Konflikt kaum für verdeckte Operationen geeignet.

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Daher sieht die Studie vor, dass die Laserwaffe auf U-Booten zum Einsatz kommt. Sie sind rundum von Wasser umgeben, das zur Kühlung genutzt werden kann, und haben durch moderne Hybridantriebe oder Atomantriebe direkt elektrische Energie zur Verfügung, mit denen der Laser betrieben werden kann.

Laser fährt wie ein Periskop aus

Das potenzielle Platzproblem wird gelöst, indem der Laser nicht in ein bestehendes U-Boot eingebaut wird, sondern in ein neues U-Boot. Diese neue Klasse des Laser-Jagd-U-Boots soll laut der Studie tauglich für die Massenproduktion und nicht bloß ein Einzelstück sein.

Als Basis für das Laser-Jagd-U-Boot könnte etwa das Typ 095 dienen. Es ist ein atomar betriebenes Jagd-U-Boot, das derzeit entwickelt wird. Bisher ist dazu noch viel geheim. Sollte es allerdings den leiseren Antrieb, die verbesserte Außenhülle und Sonare haben, wäre es nach heutigem Stand das modernste U-Boot der Welt.

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Es soll ua. mit vertikalen Startröhren für Marschflugkörper und Antischiffsraketen ausgestattet werden. In der Laser-Version würde stattdessen die Energiewaffe im Mittelteil des U-Boots Platz finden.

Um den Laser abzufeuern, soll das U-Boot auf Periskoptiefe gehen. Ein laut Studie „optoelektronischer Mast“ wird ausgefahren. Dieser schießt den Laserstrahl. Abgesehen vom Mast befindet sich das U-Boot unter der Wasseroberfläche, ist also optisch nicht sichtbar. Nach dem Abfeuern des Laser wird der Mast eingefahren und das U-Boot taucht wieder tiefer ab.

Starlink-Satelliten als Ziel

Als eines der Ziele für das Laser-Jagd-U-Boot nennt die Studie konkret Starlink. Die Satelliten im niedrigen Erdorbit sind eigentlich keine militärischen Ziele, da sie dem privaten Unternehmen SpaceX gehören. Sie dienen auch nicht zur Aufklärung, der GPS-Navigation oder zum Anfertigen von Satellitenbildern, sondern liefern Internet.

Allerdings hat die Ukraine im Kampf gegen Russland Starlink effektiv eingesetzt. Es half Truppen in Kontakt zu bleiben, obwohl Russland die Kommunikationsinfrastruktur zerstört bzw. beschädigt hatte. Außerdem wurden schwimmende Kamikaze-Drohnen mit Starlink-Empfängern ausgestattet, um diese in russische Kriegsschiffe steuern zu können.

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Und genau das macht China sorgen. China droht seit Jahren damit, Taiwan anzugreifen und erobern zu wollen. Taiwan könnte dann, ähnlich wie die Ukraine, Starlink nutzen, um Kommunikationsstrukturen aufrechtzuerhalten und um die chinesische Flotte mit ferngesteuerten Kamikaze-Booten anzugreifen.

Raketen sind keine Option

Die Studie hebt die Vorzüge des Lasers im Einsatz gegen Starlink hervor. Demnach sei das Zerstören von Satelliten nicht das Problem: Das könne man auch mit Raketen machen. Allerdings hinterlassen Raketen beim Start deutlich sichtbare Rauchspuren und können von Radaranlagen und Frühwarnsystemen erfasst werden. Das lässt Rückschlüsse zur Startposition zu und ermöglicht gezielte Gegenangriffe – unabhängig davon, ob die Rakete von Land, einem Schiff oder U-Boot gestartet wurde.

U-Boote starten Raketen zwar Unterwasser, allerdings reicht schon diese ungefähre Position des Startorts, um sie zu bekämpfen. Moderne Torpedos werden in Richtung des vermuteten Ortes des U-Boots geschossen. Dort können sie mittels Sonar selbstständig das U-Boot ansteuern.

Zudem können U-Boote von Schiffen und Flugzeugen per Sonar und Sonarbojen verfolgt und bekämpft werden, wenn einmal die ungefähre Position bekannt ist.

Ebenfalls für den Laser spricht die schiere Menge an Starlink-Satelliten. Über 6.000 Satelliten sind bereits im Orbit und es werden monatlich mehr. Man bräuchte also sehr viele Raketen die leistungsstark genug sind, um die Satelliten zu erreichen, die in einer Höhe von etwa 550 Kilometern fliegen.

Und solche Anti-Satelliten-Raketen sind teuer und aufwändig in der Produktion. Ein einzelner Laser kann hingegen mehrere Hundert Mal abgefeuert werden, bevor Teile davon bei Wartungsarbeiten erneuert werden müssen.

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Zielerfassungssystem

Durch die Flughöhe der Satelliten ist die Einsatzreichweite der Raketen eingeschränkt. Am wenigstens Distanz müssen sie zurücklegen, wenn die Rakete so gestartet wird, dass sie den Satelliten bei einem Überflug abfängt. Das reduziert die Einsatzmöglichkeiten von landbasierten Raketenstartern, wenn etwa die Flotte, die vor Satelliten geschützt werden soll, gerade hunderte Kilometer vom chinesischen Festland entfernt ist.

Auch der Laser hat nicht unendlich Reichweite, sondern würde laut der Studie bei einem Überflug des Satelliten eingesetzt werden. Das Laser-Jagd-U-Boot kann den Satelliten im Einsatzgebiet bzw. dem geplanten Einsatzgebiet der chinesischen Flotte auflauern.

Da das U-Boot beim Abfeuern des Lasers getaucht ist, muss die Zielleitung und -erfassung von anderen Truppenteilen erfolgen. In diesem Fall würden etwa die Koordinaten des Satellits und seine berechnete Flugbahn von Schiffen der Flotte oder der Einsatzzentrale übermittelt werden.

Schutz von Atom-U-Booten

Laut der Studie sind nicht nur Starlink-Satelliten das Ziel. Auch militärische Satelliten, die Teil eines Raketenfrühwarnsystems sind, sollen damit zerstört werden können. Als konkretes Beispiel wird genannt, dass Laser-Jagd-U-Boote chinesische U-Boote begleiten sollen, die mit Atomraketen bewaffnet sind. Dazu gehört etwa das Typ 094.

Typ 094 U-Boot

Das U-Boot Typ 094 ist auch als Jin-Klasse bekannt

Mit dem Laser würden zuerst die Aufklärungssatelliten der USA im Einsatzgebiet zerstört werden. Dann feuert das andere U-Boot seine Atomraketen ab. Die USA haben dadurch nicht die Möglichkeit, das U-Boot direkt aufzuspüren und registrieren die gestarteten Atomraketen später, was es schwieriger macht, diese abzuwehren.

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Angriff auf US-Flugzeuge

Die Studie erwähnt weitere Einsatzmöglichkeiten des Lasers. So könnten Seeaufklärer und U-Boot-Jäger zerstört werden. Hier wird die Boeing P-8A Poseidon der USA genannt. Dabei handelt es sich um eine militärische Version der Boeing 737.

Als konkrete Bedrohung werden die „fliegenden Torpedos“ erwähnt, die die P-8A bald abwerfen kann. Diese Torpedos nutzen HAAWC. Das ist ein Nachrüst-Kit, ähnlich dem JDAM. JDAM macht aus Freifallbomben gelenkte Gleitbomben.

HAAWC verleiht dem Torpedo Gleiteigenschaften. Anstatt nur 9 Kilometern könnte der Torpedo so eine Reichweite von fast 50 Kilometern haben. Das erhöht die Gefahr für chinesische U-Boote.

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Grafische Darstellung des Einsatz von HAAWC

Die Laser-Jagd-U-Boote könnten die P-8A abschießen, bevor diese HAAWCs einsetzen kann. Damit ist es möglich die eigenen U-Boote, die mit ballistischen Atomraketen bewaffnet sind, gegen Luftziele zu schützen – ohne, dass eine verräterische Eskorte von Kriegsschiffen nötig ist.

Begleitschutz für Frachtschiffe

Die Laser-Jagd-U-Boote sollen auch eingesetzt werden, um Frachtschiffe, die etwa Rüstungsgüter transportieren, gegen Luftziele zu schützen. Üblicherweise machen das Kriegsschiffe. Ein Kriegsschiff ist aber ein Indiz darauf, dass das Frachtschiff wichtige Waren enthält, was die Aufmerksamkeit der Angreifer auf den Konvoi zieht. Zudem werden die Kriegsschiffe dann auch selbst zum Ziel.

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Das Laser-Jagd-U-Boot könnte den Konvoi verdeckt begleiten und erst den Mast ausfahren, wenn Raketen oder Drohnen im Anflug sind. Sollten feindliche Kriegsschiffe sich dem Konvoi nähern, um ihn zu kapern oder mit Geschützen zu beschießen, kann das U-Boot seine Torpedos gegen die Schiffe einsetzen.

Kleinere Boote, mit denen etwa Soldaten zu den Frachtschiffen fahren, könnten mit dem Laser beschossen und zerstört werden. Auch Drohnenboote sollen mit dem Laser abgewehrt werden. Solche setzt nicht nur die Ukraine gegen Russland ein. Die Huthi greifen damit derzeit zivile Frachtschiffe im Roten Meer an.

Belagerung von Taiwan

Die chinesische Armee sieht außerdem die Möglichkeit, den Laser unbemerkt gegen Landziele einzusetzen. So könnten etwa Treibstofflager bei Hafenanlagen damit in Brand gesteckt werden.

Die Studie beschreibt hier zivile Hafenanlagen. Wenn Schiffe in den Häfen nicht mehr betankt werden können, kommt der Frachtverkehr zum Erliegen. „Sollte sich der Feind auf einer Insel befinden, wird damit die Versorgung mit täglichen Gütern für Zivilisten eingeschränkt, was die lokale Wirtschaft und den Alltag beeinflusst. Das reduziert die öffentliche Unterstützung für den Krieg und sorgt für interne Konflikte.“

China will Taiwan also mit einer Seeblockade aushungern und so zum Aufgeben zwingen. Diese Taktik ist aus den Weltkriegen bekannt. Im Ersten Weltkrieg setzte etwa Großbritannien die Taktik gegen Deutschland ein, indem ua. Frachtschiffe mit Nahrungsmitteln versenkt wurden. Schätzungen zufolge verhungerten über 800.000 Zivilsten in Deutschland als Folge der Seeblockade.

Angriff auf Infrastruktur

Man kann davon ausgehen, dass das Laser-Jagd-U-Boot auch weitere zivile Infrastruktur angreifen würde. Denkbar ist etwa, dass Offshore-Windturbinen damit zerstört werden, um die Stromversorgung von Taiwan zu unterbrechen.

Wann so ein Laser-Jagd-U-Boot einsatzbereit sein könnte, geht aus der Studie nicht hervor. Das wird stark davon abhängen, wann China einen einsatzbereiten Megawatt-Laser hat. So intensiv wie China seine Flotte derzeit modernisiert, ist es jedenfalls möglich, dass das Laser-Jagd-U-Boot nicht bloß ein theoretisches Hirngespinst ist, sondern ein konkretes Rüstungsprojekt werden könnte.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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